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Stadt Offenbach

Waldhof-West: Wettbewerb für Übergang von Wohnen zu Landschaft gestartet

14.08.2019

Mit einer Bürgerinformationsveranstaltung in Bieber-Waldhof ist in Offenbach der Beteiligungsprozess für die Weiterentwicklung des Stadtgebietes gestartet worden. Die Bewerber sind aufgefordert einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Entwurf für insgesamt 50 Hektar zu entwickeln. Dabei soll von der bestehenden Bebauung hin zum Landschaftsraum der Bieber – der auch Überschwemmungsgebiet ist – ein fließender Übergang geschaffen werden; die Bieberaue selbst wird Erholungsraum und frei von Bebauung bleiben. Insgesamt 10 Hektar sind für die Bebauung vorgesehen, abgeleitet aus dem, was bereits seit langem im Regionalen Flächennutzungsplan für Wohnbebauung vorgesehen ist. Einbezogen werden sollen aber auch weitere rund 15 Hektar, für die es bisher keine Festlegung in der regionalen Planung gibt. Die Herausforderung wird es für die Bewerber sein, in diesen Flächen die für eine Bebauung geeigneten Flächen zu finden, dabei die hochwertigen Gehölze so gut wie möglich zu schonen und einen Übergang mit vielen Grünflächen innerhalb der Bebauung zur Landschaft sowie zum heutigen Ortsteil zu schaffen.

Die Planungsaufgabe hat einen schonenden Umgang mit der Ressource Land zum Ziel: Gemäß den neuen landespolitischen Vorgaben soll eine hohe bauliche Dichte erreicht werden. Damit soll der angrenzende Freiraum mit ökologisch hochwertigen Flächen und dem Überschwemmungsraum der Bieber gesichert und als Erholungs- und Naturraum weiter aufgewertet werden. Insgesamt entstehen so rund 600 neue Wohneinheiten in einem lebenswerten und nachhaltigen Wohngebiet. Die angestrebte Nachhaltigkeit soll sich im städtebaulichen Konzept mit umweltschonender Ver- und Entsorgung, Mobilität und der Verankerung wichtiger Infrastruktur niederschlagen und künftig in einer zukunftsweisenden energie- und ressourcenschonenden baulichen Ausführung und insektenfreundlichen Bepflanzung fortsetzen.

In der Bürgerinformationsveranstaltung wurden die Rahmenbedingungen und Planungsziele der Stadt sowie die Vorgaben des Landes für den Ideenwettbewerb vorgestellt. Rund 120 Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung des Amtes für Stadtplanung, Verkehrs- und Baumanagement. Marion Rüber-Steins von der Stadtplanung erläuterte in einem Einführungsvortrag die Bedeutung des Wettbewerbs als Möglichkeit zur Gewinnung vielfältiger noch völlig unverbindlicher Ideen für das Planungsgebiet und den Ablauf des Wettbewerbs.

Je ein Drittel gefördertes, frei finanziertes und gemeinschaftliches Wohnen

Den Ideenwettbewerb fördert das Land mit 100.000 Euro. Die dran geknüpften Anforderungen erläuterte Jutta Kempf von der Stadtplanung und zeigte Beispiele aus anderen Kommunen, bei denen auch zwischen 58 und 62 Wohneinheiten errichtet und dabei Raum für grüne Erholungszonen gelassen wurden.

Zu einem nachhaltigen Wohnumfeld zählt insbesondere auch die Anforderung nach einer sozialen Mischung im Quartier. Daraus ergibt sich für die Planer im Wettbewerb, aber später auch die Bewerber um Bauvorhaben, dass 35 Prozent der Wohnbauten frei finanziert werden, 35 Prozent in Konzeptausschreibungen für gemeinschaftliches Wohnen entstehen und 30 Prozent gefördertes Wohnen bieten sollen.

Bei gemeinsamen Themenrundgängen durch das künftige Wohngebiet und die Bieberaue informierten Jutta Kempf und Matthias Seiler von der Stadtplanung, Christine Schneider, Kathrin Schmollinger und Sergej Justus vom Amt für Umwelt, Energie- und Klimaschutz die Bürgerinnen und Bürger und beantworteten Fragen. Für allgemeine Nachfragen standen Marion Rüber-Steins und Stadtrat Paul-Gerhard Weiß zur Verfügung.

Widerspruch zu Verdichtung

In der Versammlung äußerten Bürgerinnen und Bürger Vorbehalte generell gegen eine Bebauung, ungeachtet der bereits in der Vergangenheit dazu gefällten Festlegungen im Regionalen Flächennutzungsplan. Andere plädierten für eine geringere Dichte an Wohneinheiten. Dem steht der Beschluss der Offenbacher Stadtverordneten vom 27. Juni 2019 entgegen, der 600 Wohneinheiten auf 10 Hektar zur Bewältigung der enormen Nachfrage nach Wohnraum festgelegt hat.

Dass auch geförderter Wohnraum geschaffen werden soll, wurde kritisch gesehen – folgt aber den 2011 von den Stadtverordneten beschlossenen wohnungspolitischen Leitlinien. Hintergrund war die Befürchtung, dass neue Hochhäuser gebaut würden, die sich zu sozialen Brennpunkten entwickeln könnten. Vorschlägen für Wohnbebauung in anderen Gebieten stehen verschiedene Hindernisse entgegen. Auf einem Waldstück zwischen S-Bahn und Seligenstädter Straße, das auch als Lärmschutz dient, kann aufgrund gesetzlicher Vorgaben keine Wohnbebauung entstehen. Andere Areale wie zum Beispiel das ehemalige Farbwerk müssen der Gewerbenutzung vorbehalten bleiben, wie Stadtrat Paul-Gerhard Weiß ausführte. Denn Gewerbeflächen sollen möglichst da entstehen, wo sie das Wohnen nicht stören oder die ohnehin nicht für Wohnbebauung geeignet sind. Er wies auch darauf hin, dass derzeit in Offenbach am Main rund 4.000 Wohnungen entstehen. Laut Prognosen des Landes Hessen fehlen aber aktuell rund 10.000 Wohnungen.

Stadt informiert umfassend im Internet

Aus der Informationsversammlung und den Eingaben, welche die Bevölkerung von Waldhof vier Tage lang einreichen konnte, wurde ein Katalog an Vorgaben entwickelt, der den Wettbewerbern mit auf den Weg gegeben wurde. Enthalten sind Wünsche wie ein Mix an Wohnungsgrößen und ein Seniorenzentrum, aber auch ein größerer Supermarkt und eine Gastwirtschaft sowie eine Post und ein Arzt. Förderung von Elektromobilität oder die Erhaltung eines „Mistweges“ und Abstand zu bestehender Bebauung sind ebenfalls aufgeführt. Alle in der Veranstaltung gezeigten Informationen, das Protokoll der Versammlung inklusive des Vorschlagskataloges der Bürger und die Auslobungsunterlagen des Ideenwettbewerbes sind unter www.offenbach.de im Internet verfügbar.

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