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Stadt Offenbach

Informationen zur Maindamm-Sanierung

Hier finden Sie Informationen zur Historie und Notwendigkeit der Maßnahme sowie zum mehrstufigen Beteiligungsverfahren im Jahr 2011.

Historie

Ein "Jahrhunderthochwasser" im Jahre 1882 hatte große Schäden in Offenbach angerichtet, das Wasser war auf den Marktplatz und bis in die Frankfurter Straße vorgedrungen. Das verheerende Hochwasser brachte Häuser zum Einsturz und forderte 4 Todesopfer. Als 1883 ein weiteres großes Hochwasser folgte, das viele Schäden verursachte, wurde deutlich, dass das Hochwasser nur in den Griff zu bekommen ist, wenn der Ausbau des Maines und der Bau eines Deiches umgesetzt werden. In den folgenden Jahren erfolgte die Kanalisierung des Maines, die von der Mündung bis Offenbach 1902 fertiggestellt wurde. Im gleichen Jahr wurde auch der Offenbacher Hafen eröffnet. 1887 wurde die Mairlbrücke (heute Carl Ulrich-Brucke) eingeweiht.

Mit dem Bau des Deiches wurde 1890 begonnen. Zusammen mit dem Deich wurde ein 30 m breites neues Vorgelände aufgeschüttet, auf der die spätere Hafenbahn fahren sollte. An der neuen Uferlinie entstanden Aus-und Einladeplätze für Schiffe. 1893 war der erste Abschnitt beendet. Aus historischen Aufnahmen ist zu erkennen, dass die Baumpflanzungen (damals eine gleichmäßige Allee mit einer einheitlichen Baumart) nach 1887, vermutlich im Jahre 1899 gepflanzt wurden. Aufnahmen aus dem Jahre 1906 zeigen eine bereits gute Ausprägung der Baumkronen.

Nachdem der Bürgeler "Portefeller-Damm" einschließlich der zusätzlichen Stützmauern zwischen 1920 und 1925 'entstand, wurden in Rumpenheim die Eindeichungsarbeiten zwischen 1929 und 1930 durchgeführt.

Problemstellung - Notwendigkeit der Maßnahme

Das Land Hessen hat im Jahr 2000 im Unterlauf des Maines die vorhandene Hochwasserdeichlinie auf einer Länge von rund 20 km auf ihre ausreichende Schutzwirkung untersuchen lassen, hieraus erforderliche Sanierungsmaßnahmen definiert und die im Eigentum des Landes befindlichen Deichabschnitte in den Jahren 2006 bis 2008 saniert. Ausgespart wurden dabei die Deichabschnitte, die sich im Zuständigkeitsbereich der Stadt Offenbach befinden (insgesamt rund 2,6 km: beginnend an der Carl-Ulrich-Brücke: 1.866 m im Bereich Innenstadt, 548 m in Rumpenheim bis Schlosspark, 166 m bis Grenze Mühlheim).

Um den Hochwasserschutz durchgängig sicherzustellen, wurde die Stadt Offenbach vom Regierungspräsidium Darmstadt (RP) aufgefordert, ihrerseits ebenfalls die Schutzwirkung der städtischen Hochwasserschutzanlagen zu untersuchen. 2004/2005 wurde daher im Auftrag der Feuerwehr (Katastrophenschutz) ein erstes Gutachten zur Beurteilung der Deich-und Bauwerkssicherheiten für die städtischen Deichabschnitte erstellt. Hierzu wurden zur Erkundung der Boden- und Grundwasserverhältnisse Rammkernsondierungen, Hand- und Baggerschürfe vor Ort und entsprechende bodenmechanische Bodenuntersuchungen im Labor durchgeführt sowie zur Beurteilung der Standsicherheit für alle Hochwasserschutzbauwerke entsprechende hydrogeologische und geotechnische Berechnungen durchgeführt. Diese ersten Untersuchungen ergaben, dass der Deichkörper innerhalb großer Abschnitte nicht standsicher ist und bezogen auf das heutige Bemessungsziel eines 200-jährigen Hochwassers Fehlhöhen aufweist.

Das Gutachten enthält auch erste Sanierungsempfehlungen, die jedoch alle davon ausgingen, dass entsprechend der Hochwasserschutzrichtlinien, hier insbesondere dem Pflanzverbot gemäß Paragraf 18 (1) des Hessischen Wassergesetzes (HWG) der komplette Baumbestand auf dem Deich entfernt wird und keine Nachpflanzung erfolgt.

Danach hat das RP die Stadt aufgefordert eine Sanierungsplanung vorzulegen, auf deren Basis das RP dann das erforderliche Planfeststellungsverfahren einleiten und durchführen Wird. Hierzu wurde eine letztmalige Frist bis Februar 2011 gesetzt.

Mitte 2006 ging die Zuständigkeit für die Sanierungsplanung von der Feuerwehr (Katastrophenschutz) auf das Amt für Stadtplanung und Baumanagement über. Es wurde ein Planungsauftrag an eine fachkundige Ingenieurgesellschaft vergeben, die aufbauend auf den geotechnischen Untersuchungen vertiefte Grundlagenermittlungen durchführte. Im ersten Zuge wurde untersucht, welche grundsätzlichen technischen Sanierungsverfahren unter Beachtung der beengten stadträumlichen Lage einsetzbar sind. Es folgte eine Analyse der komplexen Wirkungszusammenhänge der unterschiedlichsten technischen Varianten, mit dem Ziel, im ersten Lauf die Bandbreite der technisch möglichen Sanierungsmaßnahmen als Vorbereitung für die vertiefte Untersuchung von Varianten darzustellen.

Im Rahmen der Vorplanung wurde in einer gemeinsamen Sondersitzung des UPB und HFB am 02.07.2010 sowie einer gemeinsamen Deichbegehung am 03.07.2010 den politischen Gremien aufgezeigt, in welchem Spannungsfeld technische Sanierungslösungen möglich sind, mit der generellen Zielvorgabe, auch künftig Bäume auf dem Deichkörper zu ermöglichen. Die drei dort vorgestellten Lösungsansätze entsprachen diesem Spannungsfeld vom Erhalt aller Bäume durch Einbau einer vor dem wasserseitigen Böschungsfuß des Dammes vorgelagerten Spundwand, über Erhaltung einer Baumreihe durch Sicherung des Dammkörpers mittels zweier Spundwände innerhalb des Dammkörpers bis zur kompletten Neupflanzung einer Baumallee mit großflächigem Substrataustausch und Sanierung der Mainpromenade auf der Deichkrone sowie Sicherstellung des Hochwasserschutzes durch Einbringung einer Spundwand in der wasserseitigen Böschungsoberkante.

Für die weitere Vertiefungsstufe wurde als grundlegende Anforderung an die Ausbauplanung folgende Zielsetzung vorgegeben:

Oberstes Ziel ist die Herstellung eines durchgehenden Hochwasserschutzes entsprechend den heutigen Anforderungen bezüglich Standsicherheit und Höhe. Darüber hinaus ist ein besonderes Augenmerk auf folgende Nachhaltigkeitskriterien zu legen:

- Auswirkungen auf das Stadtbild, 
- Auswirkungen auf das Deichumfeld (Aufenthaltsqualität, Nutzungsoptionen) sowie
- ökologische Folgewirkungen die wirtschaftliche Machbarkeit.

Hierzu wurden als Grundlage folgende Gutachten und Stellungnahmen beauftragt oder eingeholt:

Geotechnischer Bericht: Ing. Büro CDM
Baumgutachten: Ing. Büro Leitsch
Artenschutzprüfung: Büro Linke I Winkler
Gutachterliehe Aussagen zur Gebietsfauna: Büro Linke I Winkler Klimagutachten: Deutscher Wetterdienst
Schalltechnische Untersuchung: Ing. Büro Fritz
Abfalltechnische Untersuchung: Ing. Büro Dr. HUG-Geoconsult
Analysen zu Freiraum und Stadtbild: Amt 60/Amt 33
Erörterung zum Thema Landschaftsbild und Freiraumqualität im Zuge der Sanierung für den städtischen Deich in Offenbach: Amt 33 Fachbericht zur Vorplanung Ausbau der Winterdeiche: untere Wasserbehörde, unterer Katastrophenschutz und ESO Stellungnahme der UNB zum Stand der bis zum 30.08.10 dem Amt 33 vorliegenden Planungen und Gutachten

Bestandssituation

Die Bestandssituation der Hochwasserschutzanlagen stellt sich wie folgt dar:

  • Deichkörper: Er besteht abschnittsweise aus unterschiedlichen Auffüllungen, die zum Teil auch Fremdstoffe (Bauschuttreste etc.) enthalten. In den oberflächennahen Auffüllungen sind verbreitet Schlacken eingebaut. Gemäß Abfallgutachten sind in diesen Bereichen vermehrt PAK und Schwermetalle zu finden. Nach Analyse der Uni Köln sind in der oberen Bodenschicht diverse Schadstoffe angereichert, die punktuell in pflanzenschädlicher Konzentration vorliegen.
  • Standsicherheit des Deichkörpers: Die geotechnischen Untersuchungen ergaben, dass die wasserseitige Böschung wegen mangelhafter Verdichtung des Deichkörpers und der daraus resultierenden Bodenkennwerte, der zum Teil sehr steil angelegten wasserseitigen Böschung und der zum Teil nicht durchgehend bzw. nicht im erforderlichen Umfang vorhandenen Böschungsbefestigung innerhalb größerer Deichabschnitte nicht ausreichend standsicher ist. Hinzu kommt, dass in Folge des Baumbestandes die vorhandene Durchwurzelung die Beschaffenheit des Deichkörpers teilweise erheblich verschlechtert sowie die zum Teil sichtbaren Wurzeldurchbrüche in der Böschungsbefestigung (Wurzeldurchwuchs durch die Wasserbausteine) deren Funktion erheblich schwächt. Insbesondere bei länger andauernden Hochwasserereignissen mit schwankenden Wasserspiegellagen kann It. Gutachter ein Versagen der Hochwasserschutzanlage nicht ausgeschlossen werden (Böschungsbruch insbesondere durch Windwurf der Bäume, hydraulischer Grundbruch, Böschungserosion etc.). Die vorhandene Höhe des Deiches liegt unter dem heute geforderte Bemessungshochwasser (HQ 200 incl. Freibord),es wurden Fehlhöhen zwischen 0,13 m bis 1,35 m festgestellt.

Alle den Deichkörper in einigen Abschnitten sowohl wasser- wie auch landseitig begrenzenden Stützmauern sind in unterschiedlichem Umfang nicht standsicher.

Deichpromenade: Der einst als wassergebundener städtischer Promenadenweg angelegte Weg zeigt sich heute als zum Teil durch den Wurzeleinwuchs stark holprige, unebene Fläche, die durch vielfachen Graseinwuchs keine klar erkennbare seitliche Begrenzung hat. Bei Regen und Schnee kommt es zu Pfützen- und Schlammbildung.

-Baumbestand: Von den insgesamt 204 Bäumen auf der Deichkrone stehen wasserseitig im Innenstadtbereich 75 Bäume, landseitig 129 Bäume. Weitere 43 Bäume als Wildaufwuchs befinden sich im wasserseitigen Böschungsbereich im letzten Abschnitt vor der Verladestation Allessa. Die Bäume bestehen aus 14 verschiedenen Baumgattungen und -arten, die unregelmäßig auf dem Deich gepflanzt wurden. Die Bäume sind unterschiedlich alt, die ältesten (5 Prozent) über 50 Jahre. Die Reihen weisen mehr oder weniger große Lücken auf. Auf der Wasserseite wurde wegen der problematischen Auswirkungen auf den Deich (Wurzeleinwuchs, Lockerung des Böschungspflastersund des Deichkörpers) in den letzten Jahren schon nicht mehr nachgepflanzt. Die vorhandenen Standortbedingungen mit übermäßiger Belastung durch Bodenverdichtung,

Bodenauftrag und Sommertrockenheit spiegeln sich in der Vitalität der Bäume wieder. Vom Gutachter wurde festgestellt, dass über 60 Prozent der Bäume schwer geschädigt sind.

Viele der Bäume auf dem Deich weisen Rückschnitte an den Starkästen oder sogar am Leittrieb auf. Solche Schnitte müssen zur Wahrung der Verkehrssicherheit durchgeführt werden, wenn der Baum Totholz aufweist und Äste abzubrechen drohen bzw. der Baum insgesamt nicht mehr stabil ist. Insofern weisen solche Schnitte auch auf eine verminderte Vitalität des Baumes hin. Trotz solcher Schäden kann man jedoch davon ausgehen, dass diese Bäume - mit weiteren Schnittmaßnahmen - noch relativ lange erhalten werden können, auch wenn sie sich nicht mehr positiv weiterentwickeln können.

Die landseitige Dammböschung zwischen Deichkronenweg und Mainstraße ist mit Sträuchern und Bodendeckern bepflanzt. Die Fläche weist vielfache Trampelpfade auf.

Beteiligungsverfahren

Pläne und Beschlüsse

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise