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Stadt Offenbach

Rumpenheim jetzt noch besser vor Hochwasser geschützt

08.11.2024

Planungs- und Baudezernent Paul-Gerhard Weiß mit Sigrid Pietzsch, stellvertretende Leiterin des Amtes für Planen und Bauen, sowie Martin Wilhelm, Stadtkämmerer und zuständiger Dezernent für den Stadtservice (hinten im Bild).

Die Anfang 2023 aufgenommenen Arbeiten am Hochwasserschutz im Stadtteil Rumpenheim sind nun auch offiziell abgeschlossen. Planungs- und Baudezernent Paul-Gerhard Weiß nahm heute den sanierten und verstärkten Maindeich in einer kleinen Feier vor Ort ab. 

Rumpenheim ist jetzt für künftige Hochwasserlagen noch besser gerüstet. Der Deich wurde saniert und erhöht.

Planungs- und Baudezernent Paul-Gerhard Weiß

Damit wird die Stadt ihrer Aufgabe und Verantwortung gerecht, Menschen und Eigentum vor künftigen Überschwemmungen zu schützen, wie wir sie beispielsweise an der Oder und an der Elbe in den vergangenen Jahren mehrfach erleben mussten“, sagte Weiß und erinnerte daran, dass auch der Main in Offenbach in der Vergangenheit immer wieder über die Ufer getreten ist: „Angesichts der Klimaveränderungen müssen wir damit rechnen, dass es künftig häufiger und extremeres Hochwasser geben wird. Deshalb wird die Stadt im nächsten Jahr auch die Arbeiten am Deichabschnitt entlang der Innenstadt aufnehmen.“ Der Bürgeler Abschnitt ist bereits vor vielen Jahren vom Land Hessen ertüchtigt worden.

Bauen ist mittlerweile sehr, sehr teuer geworden. Das trifft leider auch auf den Deichausbau zu.

Planungs- und Baudezernent Paul-Gerhard Weiß

Im Gegensatz zu früher übernehmen jetzt Stahlspundwände den eigentlichen Schutz vor dem Wasser. Sie wurden vor dem Deich flussseitig bis zu acht Meter tief in den Boden eingebracht und einheitlich mit rotem Mainsandstein verkleidet. Das Deichbauwerk selbst würde bei höheren Pegeln nicht mehr ausreichend für Schutz sorgen. Nicht überall aber war es möglich, durch die neuen Spundwände die erforderliche Ausbauhöhe zu erreichen, ohne gleichzeitig angrenzende historische Bauwerke oder andere Gebäude zu beeinträchtigen. In Bereichen mit bestehender Bebauung werden die fehlenden 40 bis 80 Zentimeter Höhe mit einem mobilen System aus Balken und Stützen sichergestellt. Auch in den Deichtoren zur Schmiedegasse, Fischergasse, Untergasse und Neugasse kommt dieses mobile System zum Einsatz. Das mobile Hochwasserschutzsystem wird in Stahl-Containern beim Eigenbetrieb der Stadt Offenbach (ESO) gelagert und bei drohendem Hochwasser durch den ESO aufgebaut. Schon früher war der ESO für den mobilen Deichschutz zuständig. Entsprechende Übungen für das neue System laufen bereits. 

Die Bauarbeiten wurden mit den Denkmalschutzbehörden abgestimmt. So konnte der Standort des ehemaligen Teehäuschens unberührt bleiben. Jedoch musste nach Prüfung aller Optionen der historische Eisabweiser am nordöstlichen Ende des Schlossparks abgebaut werden, um den besseren Hochwasserschutz zu erreichen. Im Zuge des Deichausbaus wurde der Eisabweiser in Form einer Bastion nachgebaut. Auch die Sandsteinverkleidung der Wände und Deichtore wurde eng mit den Denkmalschutzbehörden abgestimmt. Die historische Substanz der ehemaligen Gaststätte „Zum Schiffchen“ konnte erhalten bleiben. Lediglich der obere Teil der historischen Mauer wurde abgenommen und mit horizontalen und vertikalen Verankerungen verstärkt. Abschließend wurde die alte Bruchsteinmauer als Verkleidung wiederhergestellt. 

Der längste Abschnitt der Arbeiten am Deich betraf mit rund 550 Metern Länge die Ortslage von Rumpenheim. Außerdem wurde ein weiterer Abschnitt (175 Meter) am unbefestigten Feldweg entlang des Anglerteichs an der Gemarkungsgrenze zu Mühlheim ertüchtigt. Dieses Wegstück wurde um bis zu 30 Zentimeter erhöht und mit Betonpflaster zum einem befestigten „Deichverteidigungsweg“ ausgebaut. Die Bauarbeiten wurden begleitet von einem Grundwassermonitoring, um sicherzustellen, dass der Grundwasseraustausch durch den Einsatz der Spundwände weiterhin ausreichend möglich ist und es nicht zu einem Aufstau von Grundwasser kommt. Zusätzlich werden die Grundwasserstände in regelmäßigen Abständen gemessen und überwacht. Weiterhin fanden Kampfmittelsondierungen statt und ein Baumgutachter begleitete die Arbeiten, um den Baumbestand zu sichern. 2022 mussten neun von 14 Bäumen gefällt werden, die bereits einen fortgeschrittenen Pilzbefall und dadurch bedingt Fäulnis im Stamm- und Wurzelbereich aufwiesen. Laut Baumgutachter wäre ihre Standsicherheit auch in Folge der notwendigen Arbeiten auf Dauer nicht mehr gewährleistet gewesen. Ein Ausgleich durch Neupflanzungen ist vorgeschrieben. Weiterhin übernahm ein Sachverständigenbüro die Baustellenbeweissicherung im Interesse von Stadt und Immobilieneigentümern. Dies betraf mögliche Erschütterungsschäden durch den Einbau der Spundwände. Zumal ein Teil der Arbeiten auch auf Privatgrundstücken erfolgen musste.

Für den Hochwasserschutz in Rumpenheim wird die Stadt deutlich mehr zahlen müssen als bislang im Projektbudget vorgesehen war. Aufgrund der drastisch gestiegenen Baukosten, die sich bereits nach der öffentlichen Ausschreibung für diese beiden ersten Abschnitte in Rumpenheim abgezeichnet haben, ist auch für den weitaus größeren Abschnitt in der Innenstadt mit erheblichen Kostensteigerungen zu rechnen. Bisher hat die Stadt für die Sanierung und Verstärkung des Maindeichs 18,725 Millionen Euro bereitgestellt, darunter rund 7,75 Millionen Euro für die Maßnahmen in Rumpenheim einschließlich 755.000 Euro für das mobile Hochwasserschutzsystem einschließlich der Lagercontainer. Ein Großteil der Gesamtkosten ist förderfähig, das Land Hessen hat eine Förderung von 80 bis 85 Prozent zugesichert. 

Die genauen Zahlen werden derzeit erarbeitet und Anfang 2025 zwecks Beschlussfassung vorgelegt. „Klar ist: Wir kommen an diesen Maßnahmen zur Klimaanpassung nicht vorbei, auch wenn sie erheblich teurer werden. Hochwasser wird es künftig noch häufiger geben – wir investieren das Geld jetzt aber für viele Generationen: Der Deichausbau schützt uns vor Hochwasserereignissen, wie wir sie bisher zum Glück noch nicht erleben mussten, weil sie statistisch nur alle 200 Jahre vorkommen. Aber weil dieser seltene Fall in Zukunft jederzeit eintreten kann, ist es wichtig, dass wir unserer Verantwortung gerecht werden und die Arbeiten in der Innenstadt im nächsten Jahr fortsetzen.“ 

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