Arduino ist aller Robotik Anfang: In der ASS und der GSS lernen die Programmierer von morgen
14.02.2020 – Die klassische Schultafel hat bald ausgedient, schon jetzt gibt es in vielen Schulen Whiteboards und Bildschirme, lernen Schülerinnen und Schüler an Tablets und PCs. Jeweils ein LED-Panel sowie einen Koffer mit 16 Tablets mit Router gibt es in den Offenbacher Schulen. Mit den Geldern des Digitalpakts des Landes Hessen kann die Stadt Offenbach jetzt W-LAN an allen Schulen einrichten. Insgesamt 9,67 Millionen Euro stehen dafür bereit.
Fast alle Schulen wurden mittlerweile ans Glasfasernetz angeschlossen und haben schnelles Internet. Für Bildungsdezernent Paul-Gerhard Weiß eine wichtige Investition in die Zukunft: „Schon jetzt erfordert die zunehmende Digitalisierung ein Umdenken in allen Bereichen des Lebens. Wer Zukunft gestalten und handlungsfähig bleiben will, muss schon bei den Kleinen anfangen und sie mit der Anwendung von Technik und Computer vertraut machen. Daran arbeiten Schulen in Offenbach mit unterschiedlichen Konzepten – in den Grundschulen werden die ersten Gehversuche gemacht, in den weiterführenden gibt es schon erste Jahrgänge, die sich intensiv mit Robotik beschäftigen."
Analoge Probleme digital lösen
Gemalt wird in der Albert-Schweitzer-Schule nur noch im Kunstunterricht, zur Bebilderung von Referaten gestalten die Schülerinnen und Schüler keine Plakate, sondern eben gleich eine Power-Point-Präsentation. Und weil die Schule neben den Schwerpunkten Sport und Naturwissenschaften seit einigen Jahren auch den Bereich Informatik stärkt, machen alle bereits in der fünften Klasse den Computerführerschein. Dort lernen sie einfache Office-Anwendungen, können Dokumente erstellen und speichern und ihr Schulkonto verwalten. Wer dann mehr über Computer und angewandte Informatik lernen möchte, macht die Junior Ingenieur-Akademie statt dem Darstellendem Spiel zu seinem Wahlpflichtfach.
Zwei Stunden pro Woche und in der jährlichen Projektwoche werden programmierte Lösungen für praxisnahe Probleme gesucht. So befasst sich gerade eine Gruppe mit der Frage, wie sich mit einer Chipkarte der schuleigene Fahrradkeller öffnen lässt, eine andere bastelt an einer App, die den ökologischen Fußabdruck – vorerst – der Schule erfassen soll und eine dritte testet in einem Indoor-Garten, wie Bewässerung und LED-Beleuchtung optimalerweise programmiert sein müssen, damit Pflanzen ohne unberechenbare Natur wachsen. „Das klingt vielleicht ein bisschen nerdig“, erklärt Lea Wendisch. Sie unterrichtet Mathematik, Informatik und betreut die Junior Ingenieur-Akademie. „Macht aber auch Spaß“, vollendet Kevin den Satz. Ihm gefällt, dass Schule und Lehrer Ideen und Umsetzung Hundertprozent unterstützen. Den Zwölftklässler interessieren objektorientierte Programmierungen und Anwendungstechnik, deshalb war er mit dem „MINT-EC“ bereits am Hasso-Plattner-Institut und hat dort gelernt, „wie man Innovationen herstellt“. Zur Erklärung: Seit 2017 gehört die Albert-Schweitzer-Schule dem bundesweiten Exzellenzcluster Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik an. „Außerdem sind wir die einzige Schule in Offenbach mit einem Leistungskurs Informatik“, sagt Dr. Said Afilal, Mathematiklehrer und Vertreter der Schulleitung.
Ehrgeiz und Scheitern gehören dazu
Der Schwerpunkt kommt auch bei den Schülerinnen und Schülern gut an, Nicoleta besucht die 10. Klasse und ist stolz, dass „die Schule mitgeht und den Bereich Technik fördert“. Dass Computer und Programmieren nur etwas für Jungs sind, findet sie „totalen Quatsch“. Dass Mädchen zwar anders denken als Jungs und das durchaus gut für die Teambildung und die Problemlösung ist, hat sich inzwischen schließlich herumgesprochen. Deshalb tüfteln gerade vier Jungs und vier Mädchen gemeinsam an App, Indoorgarten und Chipkarte. „Die Geschlechterfrage stellt sich immer weniger, ganz im Gegenteil arbeiten Mädchen oftmals zielstrebiger und strukturierter, das tut den Prozessen gut“, weiß auch Wendisch. Dass sie manchmal nicht auf alle technischen Fragen eine Antwort hat und manche Programmierung vielleicht doch erstmal nicht zum gewünschten Ergebnis führt, ist nicht schlimm. Schließlich geht es darum, die richtigen Fragen zu stellen und scheitern gehört bei der Entwicklung einfach dazu. Aber Aufgeben gilt nicht, meint Nicoleta, „Ehrgeiz gehört schon dazu.“
Wenn sich auch im Internet keine Anregungen mehr finden, helfen manchmal Kooperationspartner der Schule. Inzwischen gibt es ein großes Netzwerk und einen intensiven Austausch mit anderen Schulen, Universitäten und Unternehmen, so haben die Schülerinnen und Schüler der Junior-Ingenieur-Akademie unlängst humanoide Roboter bei der Frankfurt University of Applied Science kennen gelernt. „So etwas zu programmieren ist schon eine Herausforderung“, weiß die Schülerin. „Schließlich gibt es viele Faktoren, die dafür sorgen, dass ein Lego-Roboter nicht wie geplant geradeaus fährt.“
Bildungswege für die nächste Generation
Mit dem EV3-Roboter von Lego beschäftigen sich auch die Schüler an der Geschwister-Scholl-Schule. Sebastian Pasch unterrichtet Erdkunde, Mathematik und Sport und kümmert sich als IT-Beauftragter der Gesamtschule gemeinsam mit seinem Kollegen Christian Volp auch um die Robotik AG. Insgesamt vier Roboter gibt es Dank der persönlichen Leidenschaft Paschs für das Thema inzwischen, soweit wie an der Albert-Schweitzer-Schule sind Pasch, Volp und ihre Kollegen noch nicht. „Wir arbeiten an einem Konzept, alle wissen von den tollen technischen Möglichkeiten, die sich im Unterricht bieten und wir schauen, wie Gelder sinnvoll verwendet werden können.“ Zielsetzung ist, dass alle Schülerinnen und Schüler irgendwann statt mit Büchern in E-Books arbeiten, wie es derzeit als Pilotprojekt in der aktuellen 5. Klasse probiert wird. Außerdem gibt es einen Workshop in der 7. Klasse und die Möglichkeit, Informatik als Wahlpflichtfach in der 8. Klasse zu wählen. Mit der Robotik AG gibt es ein erstes Angebot für alle, die sich für praxisorientierte Programmierungen interessieren. Dabei bauen die Schülerinnen und Schüler kleine Roboter und bringen ihnen mit der Computersyntax Arduino bei, beispielsweise mit einem Greifarm einen Gegenstadt zu transportieren oder mit Sensoren gesteuert, Hindernissen auszuweichen. Dem sechszehnjährigen Moinamin ist das nicht genug. Er habe schon als Kind ein Videospiel übersetzt, erzählt er und will später mehr als nur Lego Mindstorm-Roboter programmieren. Sein Berufswunsch steht daher schon fest: CEO Maschinenbau oder Informatiker will er werden, Schule soll ihn auf seinem Weg begleiten und unterstützen.
Am 16. Mai findet übrigens der „World Robot Olympiad“-Regionalentscheid in der Turnhalle der Albert-Schweitzer-Schule statt, Gäste und Interessierte sind dazu herzlich willkommen.