„Herr Doktor, ich glaube, Teddy ist krank.“ Mit diesen Worten drückt die fünfjährige Alina ihr Stofftier in der Teddyklinik dem Auszubildenden Almir in die Hand. Er lernt im zweiten Jahr an der Fachschule für Pflege und Gesundheit in Offenbach den Beruf des Pflegefachmanns. Behutsam legt Almir das Kuscheltier auf den Behandlungstisch, füllt den Anamnesebogen aus und misst Puls und Blutdruck. Einen Raum weiter geben die Auszubildenden im Behandlungszimmer Entwarnung: „Teddy hat nur eine Erkältung. Mit ein wenig Bettruhe und einer Tablette gegen Fieber ist er in ein paar Tagen wieder gesund.“
Am 13. und 20. Februar fand an der Fachschule für Pflege und Gesundheit unter Trägerschaft der Stadt Offenbach erstmals eine Teddyklinik statt. Zwei Tage lang brachten rund 25 Vorschulkinder ihre Lieblingskuscheltiere als „Patienten“ mit. Ziel des Projekts war es, den Fünf- bis Sechsjährigen spielerisch die Angst vor Arztbesuchen und Krankenhäusern zu nehmen – und den Auszubildenden wertvolle Erfahrungen im Umgang mit Kindern zu ermöglichen.
Während der generalistischen Pflegeausbildung an der Fachschule lernen die angehenden Pflegefachkräfte zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann, Menschen aller Altersgruppen zu betreuen. Der Unterricht wechselt blockweise zwischen Theorie in der Schule und Praxis in Einrichtungen wie Kinderkrankenhäusern, Psychiatrien, Altenheimen, Krankenhäusern und ambulanten Pflegediensten. Im Februar stand für die Auszubildenden im zweiten Lehrjahr das Thema „Kindesentwicklung und Interaktion mit Kindern“ auf dem Lehrplan. Dazu organisierte die Fachschule die Teddyklinik.
Die Auszubildenden planten den Ablauf und die Stationen eigenständig. Selbst gestaltete Bilder führten die Kinder vom Wartezimmer über den Aufnahme- und Behandlungsraum bis zur Apotheke. Auch Anamnesebögen und Versichertenkarten bastelten sie in Handarbeit.
Sozialdezernent Martin Wilhelm hebt die umfassende Ausbildung zur Pflegefachkraft hervor. „Die Auszubildenden lernen die verschiedenen Aufgaben der Pflege und die Grundlagen, um alle Menschen vom Kleinkind bis zum Senioren in allen Versorgungsbereichen professionell pflegen können. Wir brauchen für die Zukunft gut ausgebildete Pflegekräfte. Da die Nachfrage nach Pflegekräften hoch bleibt, sind die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt sehr gut. Die Teddyklink ist ein wunderbares Projekt für Kinder und Auszubildende. Die angehenden Pflegefachkräfte sammeln wichtige Praxiserfahrung, wie sie mit Kindern als Patienten umgehen können. Und die Kinder können sich ungezwungen mit dem ärztlichen Handeln vertraut machen“, ergänzt Wilhelm.
In der Teddyklinik wurde jedes Kind von einem Auszubildenden, „dem Teddydoktor“, betreut. Nach einem Aufnahmegespräch untersuchten und behandelten die Auszubildenden die „kranken“ Stofftiere. Sie maßen Fieber und Puls, legten Verbände an und führten ein Abschlussgespräch – ganz wie im echten Klinikalltag. Im selbst gebauten Mini-MRT prüften sie die Stofftiere auf Herz und Nieren. Eine Handy-App erzeugte dabei ein fast lebensechtes MRT-Bild, das die Kinder auf einem Bildschirm sehen konnten. Die kleinen Besucher durften auch selbst medizinische Geräte ausprobieren. Die Auszubildenden erklärten ihnen spielerisch, wie ein Blutdruckmessgerät funktioniert und wofür man es braucht. An den Stationen sammelten die Kinder Stempel auf ihrer Versichertenkarte und erhielten am Ende eine Urkunde.
Seit 2020 bietet die Fachschule für Pflege und Gesundheit die generalistische Pflegeausbildung an und bildet jährlich rund 30 Pflegefachkräfte und ebenso viele Altenpflegehelferinnen und -helfer aus. Absolventinnen und Absolventen der dreijährigen Pflegefachausbildung können in allen Bereichen der Pflege arbeiten – ob im Krankenhaus, auf Kinderstationen, in der Psychiatrie, im Altenheim oder in der ambulanten Pflege. Der Ausbildungsbeginn zur Pflegefachkraft startet am 1. Oktober eines jeden Jahres. Bei der einjährigen Ausbildung zur Altenpflegehelferin oder zum Altenpflegehelfer arbeiten die Auszubildenden während der Praxisphasen in Pflegeheimen und ambulanten Diensten. Jährlich am 1. September beginnt die Ausbildung zur Altenpflegehilfe.
Zudem bietet die Fachschule zahlreiche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten an. Diese Qualifikationen eröffnen neue Karrierewege und erweitern die Fachkompetenz. Ein Studium, zum Beispiel in Pflegewissenschaften, Gesundheitsmanagement oder Public Health, steht den ausgebildeten Pflegefachkräften auch ohne Abitur offen.
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Der Tag in der Teddyklinik endete mit strahlenden Kinderaugen und zufriedenen Auszubildenden. „Der Tag mit den Kindern hat mir großen Spaß gemacht. Diese Übung bringt mir viel für meinen späteren Beruf“, sagte der Auszubildende Almir. Zum Abschied winkte er der kleinen Alina zu: „Gute Besserung für deinen Teddy und bis bald!“.