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Stadt Offenbach

Hilde Schädle-Deininger wird Bundesverdienstkreuz verliehen

10.06.2022

Hilde Schädle-Deininger (rechts) bei der Verleihung durch Staatsministerin Angela Dorn (links)

Es werden immer wieder beeindruckende Worte gefunden, wenn Menschen mit dem Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt werden. So ist es auch beim Festakt der hessischen Staatsregierung für Hilde Schädle-Deininger in Wiesbaden gewesen. Mit den Worten „Heute ehren wir das Lebenswerk von Frau Schädle-Deininger für die Weiterentwicklung der psychiatrischen Pflege“ würdigte die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn, am 18. Mai der Offenbacher Bürgerin, die auch als Wegbereiterin der bundesdeutschen Pflege und Psychiatrie gilt. Heute sei ein ethischer, wertschätzender und beratender Umgang mit psychisch Kranken im Bereich der Pflege eine Selbstverständlichkeit. Dies sei maßgeblich dem über 50 Jahre andauernden Engagement Schädle-Deiningers zu verdanken. Sie habe im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit, aber auch im Rahmen ihres Engagements in pflegerischen und psychiatrischen Verbänden einen Paradigmenwechsel in der Pflege psychisch erkrankter Menschen erreicht. Wörtlich unterstrich Staatsministerin Dorn gegenüber Schädle-Deininger: „Man kann Sie als eine Pionierin im Bereich der Sozialpsychiatrie und der psychiatrischen Pflege bezeichnen“.

„Für mich ist diese Ehrung ein bewegendes Ereignis, vor allem weil der Impuls dafür aus den Reihen der Selbsthilfe betroffener Menschen kommt“, stapelt Schädle-Deininger tief. In den 1970er-Jahren gehörte sie früh zur Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP) und der Aktion Psychisch Kranke (APK). Sie war eine der Mitbegründerinnen des Psychiatrie-Verlags, der heute noch unverzichtbare Stimmen zur Gestaltung der psychiatrischen Versorgung in die Öffentlichkeit trägt. Auch die Selbsthilfe von seelisch erkrankten Menschen und deren Angehörigen liegen Schädle-Deininger seit Jahrzehnten am Herzen. Bis in die Gegenwart begleitet sie das Engagement der „Selbsthilfe seelische Gesundheit“ (Netz-G).

Gemeinsam mit Vordenkerinnen und Vordenkern in der Psychiatrie und in der Pflege hat sich Schädle-Deininger immer wieder auf den Weg gemacht, wichtige Fragestellungen auch gegen den Strich zu denken, um zu praktikablen und innovativen Lösungen in der Bewältigung von Problemen zu kommen. Bei aller Einigkeit in der Zielbeschreibung hat sie große Freude daran gehabt, mit den Mitstreiterinnen und Mitstreitern um Lösungen zu ringen.

Der berufliche Weg führte sie von der Universitätsnervenklinik in Tübingen an das Niedersächsische Landeskrankenhaus in Wunstorf. Von dort ging es zum Sozialpsychiatrischen Dienst am Gesundheitsamt der Stadt Offenbach am Main. Das Berufsfortbildungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Frankfurt am Main war die nächste Station, bevor sie an den Aus-, Fort-und Weiterbildungsstätten der Universitätsklinik in Frankfurt am Main und an der Frankfurt University of Applied Sciences tätig war. Mit Schädle-Deiningers Namen sind die Sozialpsychiatrische Zusatzausbildung der DGSP, aber auch viele weitere Bildungsaktivitäten in der (psychiatrischen) Pflege verbunden. Noch heute, mit 75 Jahren, ist Schädle-Deininger, die bis heute im Offenbacher Stadtteil Tempelsee lebt, in unterschiedlichen Kontexten in der Lehre aktiv.

Am Herzen haben Schädle-Deininger immer publizistische Aktivitäten gelegen. Besonders im Psychiatrie-Verlag und im Hogrefe-Verlag veröffentlicht sie Bücher, die Generationen von psychiatrisch Pflegenden prägen. Immer wieder schreibt sie mit Kolleginnen und Kollegen, Angehörigen und Betroffenen seelischer Erkrankungen Artikel, mit denen Schädle-Deininger in die Versorgungslandschaft hineinwirken will. Das Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland wird Schädle-Deininger sicher Ermutigung sein, diesen Weg weiterzugehen.

Text: Christoph Müller

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