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Stadt Offenbach

Stadt Offenbach verleiht Rathausmedaille an sieben Lebensretter

30.06.2015 – Sieben couragierten Bürgerinnen und Bürgern überreichte Oberbürgermeister Horst Schneider im Juni 2015 die Offenbacher Rathausmedaille. Im vergangen Jahr retteten sie fünf Menschen in Offenbach durch ihre Aufmerksamkeit und durch beherztes Eingreifen das Leben. So verschieden die einzelnen Heldentaten waren, ist ihnen doch allen gemein, dass die Retter nicht lange überlegten und ohne Rücksicht auf ihr eigenes Wohl in vorbildlicher Weise handelten. „Sie haben uns gezeigt, dass Leben retten keine Frage des Alters, der Nationalität oder des Geschlechts ist“, dankte Oberbürgermeister Horst Schneider den sieben Rettern. „So entschieden, selbstbewusst und energisch Sie in den einzelnen Fällen zu Hilfe eilten, so bescheiden sind Sie alle, wenn es darum geht Dank anzunehmen. Denn für Sie war die Hilfe selbstverständlich.“

Sebastiana Di Bella verhinderte einen Selbstmord. Am 16. April 2014 ging die Frau mit Ihrem Hund am Mainufer spazieren und beobachtete, wie eine Frau mit Hausschuhen bekleidet aus einem Taxi stieg, zielstrebig zum Wasser lief und kopfüber in den Fluss sprang. Di Bella zögerte nicht lange und sprang der Frau hinterher.

Lebensretterin Sebastiana di Bella

„Mein Gedanke war damals: Wenn du so schnell bist, dass sie nicht allzu weit von der Strömung abgetrieben wird, kannst du es schaffen!“, erinnert sich die Retterin. Sie selbst erlitt dabei materielle Verluste: Ihre Kleidung war zerrissen, das Mobiltelefon zerstört und der Schlüsselbund verloren. „Es sind unbeschreibliche Kräfte, die durch die Strömung des Wassers auf einen einwirken und unter diesen Umständen sich und einen weiteren Menschen an das rettende Ufer zu bringen, verdient unseren größten Respekt“, lobte Oberbürgermeister Schneider.


Jörg Gerlach und Tobias Hofmann bewahrten eine 85-Jährige vor einer Rauchvergiftung. Die Männer aus Mühlheim und Klein-Wallstadt bauten am 7. Mai 2014 Dachfenster in einem Mehrfamilienhaus ein, als sie einen Rauchmelder im Haus hörten. Schnell identifizierten sie die Wohnung, aus der bereits Qualm drang. Durch Klopfen und Rufen versuchten der 35- und der 28-Jährige die Bewohnerin der Wohnung dazu zu bewegen, die Tür zu öffnen. Da sie kein Lebenszeichen vernahmen, klingelten sie bei den Nachbarn und gelangten so glücklicherweise an den Schlüssel der Wohnung.

v.l.n.r. Jörg Gerlach und Tobias Hofmann

Die Beiden handelten genau richtig: Sie sind Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr in ihren Heimatgemeinden und gingen in die brennende Wohnung, während die Nachbarn einen Notruf absetzten. Dort entdeckten sie die auf dem Boden liegende Bewohnerin. Ein Helfer öffnete sofort die Fenster, um den Rauch aus der Wohnung zu lassen, der andere brachte das Opfer aus dem Haus. OB Schneider: „Die Polizei bestätigte uns, dass Sie durch das schnelle und vorbildliche Eingreifen das Opfer vor einer Rauchvergiftung bewahrt und mit großer Wahrscheinlichkeit einen Wohnungsbrand verhindert haben. Zum Glück waren Sie an diesem Tag vor Ort.“


Tom Knoche und Gabriel Eckhardt zogen einen Mann von den S-Bahngleisen. Am 23. August 2014 stiegen Tom Knoche (19, aus Obertshausen) und Gabriel Eckhardt (22, aus Obertshausen) an der S-Bahnstation Ledermuseum aus und bemerkten einen jungen Mann, der sich schwankend dem S-Bahnschacht auf der gegenüberliegenden Seite näherte, das Bewusstsein verlor und in den Schacht stürzte. Die beiden Retter eilten schnell zum Gleis und sahen den 19-Jährigen bewusstlos auf den Bahngleisen liegen. Ein kurzer Blick auf die Anzeigetafel zeigte ihnen, dass die Ankunft der nächsten Bahn unmittelbar bevorstand. Ob es noch drei, vier oder fünf Minuten waren, können sie heute nicht mehr genau sagen. Sie sprangen auf die Gleise und versuchten, die Person zu bergen, was ihnen jedoch nicht sofort gelang.

v.l.n.r. Gabriel Eckhardt und Tom Knoche

Zwei weitere Frauen kamen ihnen zu Hilfe, sprangen ebenfalls auf die Gleise und halfen den Mann auf den Bahnsteig zu hieven. Kurz darauf mussten sich die Retter selbst in Sicherheit bringen. Der letzte verließ das Gleisbett, als schon die Lichter der einfahrenden Bahn zu sehen waren. Beim Eintreffen der Polizei waren die beiden unbekannten Frauen nicht mehr anwesend. „Wir hätten ihnen heute ebenfalls gerne für diese altruistische Tat gedankt“, bedauerte OB Schneider.


Rolf-Michael Isaak rettete eine Frau aus dem Main. Mit seiner Hündin Mila ging der 53-jährige Offenbacher am 4. Dezember 2014 am Mainufer spazieren, als das Tier ihn auf ein Geräusch im Wasser aufmerksam machte. Isaak entdeckte eine im Main treibende Frau, die nicht mehr ansprechbar war. Er setzte sofort einen Notruf ab und stieg ins 3 Grad kalte Wasser. Nach dem zweiten Schritt verlor er den Boden unter den Füßen und tauchte komplett unter.

Lebensretter Rolf-Michael Isaak

Doch er erreichte die Frau und brachte sie sicher ans Ufer. Da sie völlig teilnahmslos war, war es ihm unmöglich, sie allein an Land zu bringen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sie bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes am Ufer festzuhalten. „Ihnen ging es wie allen anderen Rettern auch: Sie waren im Moment der Rettung hochkonzentriert und damit beschäftigt Hilfe zu leisten. Wie kalt es Ihnen tatsächlich war, merkten Sie erst, als zu Hause die ganze Anspannung von Ihnen abfiel.“


Yunus Emre Tangör rettete einem Mann durch Herzmassage das Leben. Vor den Augen des damals 19-Jährigen fiel am 6. Juni 2014 ein älterer Herr ohne ersichtlichen Grund um und schlug hart mit dem Gesicht auf dem Boden auf. Als er sah, dass eine Passantin völlig falsch reagierte, griff er sofort ein. Der blutüberströmte Mann war zuerst noch ansprechbar, verlor aber nach mehreren Krampfanfällen das Bewusstsein. Tangör brachte ihn in die stabile Seitenlage, doch als weitere Krampfanfälle folgten, hörte der Herr plötzlich auf zu atmen. Eine Passantin ertastete seinen Puls und stellte fest, dass kein Herzschlag mehr vorhanden war. Sie stand auf und verließ Tangör mit den Worten: „Da kann man nichts mehr machen.“ Tangör jedoch begann sofort mit einer Herzdruckmassage, bis der Mann wieder zu atmen begann. „Sie hatten viele Zweifel, ob Sie richtig gehandelt haben“, so OB Schneider, „können aber mit Recht stolz sein auf Ihre Tat. Weil Sie nicht nachgegeben haben und intuitiv richtig gehandelt haben, ist dieser Mensch noch am Leben!“

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