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Stadt Offenbach

Sechs Jahre ELMO-Projekt / Elternmentorinnen erhalten Fortbildungszertifikate

29.02.2016 – Das Angebot Elternmentorinnen (ELMO) der Stadt Offenbach am Main befindet sich erfolgreich im sechsten Jahr. Am Donnerstag, 25. Februar, überreichte Bildungsdezernent Peter Schneider den neu qualifizierten Elternmentorinnen ihre Zertifikate. Ihm ist das Projekt besonders wichtig: „Mit dem Gemeinschaftsprojekt ELMO haben wir ein beispielhaftes Angebot, bei dem sowohl die Familien als auch die Elternmentorinnen profitieren. Der Zusammenhalt der Gemeinschaft im Stadtteil wird so gestärkt, Teilhabe gefördert.“

Übergabe der Fortbildungszertifikate durch Bürgermeister Peter Schneider an die Elternmentorinnen Jekaterina Demidova, Nilgün Turhan, Nezire Özgür, Kadriye Agri, Azza Elazab, Hamida Cheddad, Amina Benguella, Oxana Saridou, Mateen Amtul, Hafida Halim,Maria Elena de Reichert. Teilnehmerinnen, die zwar ausgebildet wurden, aber auf dem Foto

Regelmäßig führen die beteiligten vier Träger im Rahmen des „Netzwerks Elternschule“ ein umfassendes Fortbildungsprogramm durch, um die Elternmentorinnen vor Beginn ihrer Tätigkeit für ihre aufsuchende Arbeit zu qualifizieren. Diese tragen mit ihrem spezifischen Hintergrund entscheidend zum Erfolg von ELMO bei. Die Fortbildung besteht aus jeweils dreistündigen Modulen an mehreren Veranstaltungstagen, in denen unter anderem folgende Themen bearbeitet werden: Entwicklungspsychologie, Sprachentwicklung, Bindung und Bildung, Kinderschutz, Gewaltfreie Kommunikation, Nähe und Distanz, kognitive und motorische Entwicklung sowie Medienkompetenz.

Hintergrund und Fakten zu ELMO

Das Projekt ELMO wurde im Rahmen des Offenbacher „Netzwerks Elternschule“ konzipiert, in dem seit zirka sieben Jahren zahlreiche Offenbacher Einrichtungen unter der Federführung des Jugendamtes gemeinsam innovative Projekte entwickeln. ELMO wurde ab 2011 im Laufe von zirka zwei beziehungsweise zweieinhalb Jahren erprobt und als erfolgreich und effizient evaluiert. Daher wird ELMO nach der Empfehlung des Jugendamtes in der Stadt Offenbach seit Beginn des Jahres 2014 als dauerhaftes Projekt mit
einer eigenen Haushaltsstelle gefördert.

Die Familien werden einmal wöchentlich von den Elternmentorinnen zu Hause aufgesucht und nehmen zusätzlich an regelmäßigen Gruppentreffen an einem öffentlichen Ort teil. Während der Hausbesuche arbeiten die Elternmentorinnen mit Mutter und Kind(ern) unter Einsatz von Spiel- und Übungsmaterialien. Diese zugehende Arbeit wird ergänzt durch die Veranstaltung von Gruppentreffen, bei denen die Eltern ermuntert werden, sich außerhalb ihres häuslichen Bereiches über Fragen zur Entwicklung ihrer Kinder auszutauschen.

Eine Besonderheit von ELMO ist der Einsatz von semiprofessionellen Elternmentorinnen, die größtenteils selbst Kinder haben, im selben Stadtteil wie die aufgesuchten Familien wohnen und dieselbe Sprache sprechen.

Beteiligte Träger aus dem Netzwerk Elternschule

  • Caritas Verband Offenbach/Main e.V.
  • Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Offenbach e.V.,
  • Internationaler Bund (IB Südwest gGmbH) und
  • Verein für Kultur und Bildung (KUBI) e.V.

Die vier Träger sind allesamt Mitglieder des Netzwerks Elternschule und wurden im Rahmen eines Interessensbekundungsverfahrens mit der Durchführung des Projektes beauftragt. Alle Träger haben langjährige Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern, Eltern und Familienbildung.

Benutzte Materialien

Förderprogramme für die frühkindliche Bildung, die eine Zusammenstellung von Spiel- und Übungsmaterialien für die pädagogische Arbeit enthalten: „Hippy“ (3 bis 6 Jahre), „Griffbereit“ (bis 3 Jahre). Zudem haben die Träger mittlerweile eine umfangreiche eigene Materialsammlung erstellt.

Hintergrund der Elternmentorinnen

Die Elternmentorinnen sind zumeist auf Honorarbasis oder als Ehrenamtliche beschäftigt. Sie kommen aus: Jordanien, Marokko, Russland, Griechenland, Türkei, Pakistan, Deutschland und Ägypten. Viele der Frauen sind hochqualifiziert, teilweise in pädagogischen Berufen.Alle haben das Abitur entweder in ihrem Herkunftsland oder in Deutschland erworben; die im
Herkunftsland ausgeübten Berufe waren unter anderem Erzieherin, Juristin, Lehrerin,Sekretärin, Sozialarbeiterin, Sozial- und Sprachwissenschaftlerin. Alle Elternmentorinnen absolvieren zu Beginn ihrer Tätigkeit ein umfassendes Schulungsprogramm, das von den Trägern gemeinsam veranstaltet wird, und erhalten ein Zertifikat. Die Frauen können die Schulungen auch für ihre berufliche Weiterentwicklung nutzen. Für viele ist es ein erster
Schritt eine Wiederkehr in die Berufstätigkeit. So besuchen manche von ihnen weitere Qualifizierungsmaßnahmen wie Gruppenleiter-Ausbildungen oder Ausbildungen zu Tagesmüttern, Erzieherinnen Sozialassistentinnen.

Positive Effekte von ELMO

• Die Kinder beginnen, sich für Bücher zu interessieren (die Mutter hat zum ersten Mal vorgelesen).
• Der Fernseher verliert an Bedeutung.
• Die motorischen Fähigkeiten der Kinder entwickeln sich gut.
• Die Mütter nehmen sich bewusst Zeit, um mit ihrem Kind zusammen zu basteln und zu spielen.
• Die Förderung des Kindes rückt in der Familie in den Vordergrund.
• Mütter und Väter kommen in den Gruppentreffen ins Gespräch über Fragen der Kindererziehung und knüpfen neue Kontakte
• Die Mütter können Unsicherheiten im Umgang mit ihrem Kind äußern und werden in ihrer Rolle als Erziehende gestärkt.
• Die Familien haben den Eindruck, ihr Kind ist besser auf den Kindergarten vorbereitet.
• Die Mütter nehmen am öffentlichen Leben in Offenbach verstärkt teil (z. B. Bibliothek, Kinder- und Jugendfarm, Besuch von Vortragsreihen und Kursen) und finden den Weg zu Institutionen und Behörden.
• Die Gruppentreffen ermöglichen eine sensible Begleitung eventueller kultureller Vorbehalte zwischen den einzelnen Herkunftskulturen.

Zusätzliche Nebeneffekte von ELMO

  • Die Tätigkeit als Elternmentorin und die dazugehörigen Schulungen ermöglichen vielen Frauen den (Wieder-)Einstieg in eine berufliche Weiterqualifizierung. Mehrere Mütter haben sich selbst zu Elternmentorinnen weiterbilden lassen und machen damit erste Schritte in die Berufstätigkeit, indem sie ihrerseits in ELMO tätig werden.
  • Die Spielanregungen und Gruppenaktivitäten wurden durch die Teilnahme von Nachbarn/Freunden an den Gruppentreffen in der Nachbarschaft verbreitet. Es werden damit weitere Familien erreicht, auch wenn diese nicht an ELMO teilnehmen.
  • Fortschritte in der deutschen Sprache: die Arbeitssprache ist Deutsch. Die Mütter behalten die gesprochenen Inhalte im Gedächtnis, auch die Kinder lernen Begriffe auf Deutsch kennen, die nicht unmittelbar mit den Spielaktivitäten zusammenhängen. Die Fortschritte in der deutschen Sprache bei den Kindern und bei sich selbst werden von den Eltern als positiv wahrgenommen. Viele Eltern werden motiviert zum eigenen Spracherwerb.


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