Umsetzung in Offenbach

Die Stadtverordnetenversammlung Offenbach hat im November 2020 beschlossen, eine umfassende Bestands- und Bedarfsanalyse durch das Frauenbüro durchzuführen.

Dieses koordinierte im Zeitraum vom Februar bis April 2021 eine Befragung der städtischen Expertinnen und Experten im Bereich Gewaltschutz.

Ziel war es, die Relevanz der Artikel der Istanbul-Konvention für die kommunaler Ebene zu bestimmen und das lokale Hilfesystem in Bezug auf diese Themen zu befragen, um Bedarfe und Lücken zu identifizieren.

Daraus ist ein umfassender Katalog an Bedarfen hervorgegangen.

Einige zentrale Ergebnisse:  

• Das Erreichen aller in der Konvention genannten Zielgruppen
  z.B. Frauen mit Behinderungen, Frauen mit Sprachbarrieren, junge Frauen unter 21 Jahren
• Der Ausbau des Angebots für Betroffene spezifischer Gewaltformen
  z.B. Gewalt im Namen der Ehre, Digitale Gewalt,
• Der Ausbau von Plätzen in Schutzunterkünften
  z.B. Frauenhaus
• Die Schulung relevanter Berufsgruppen
  z.B. Jugendamtsmitarbeitende, Familienrichterinnen und –richter,
• Die Fokussierung auf Kinder, als eigenständige Zielgruppe durch entsprechende Angebote
• Die Erhebung spezifischer Zahlen und aussagekräftigen Daten
• Die Optimierung der bestehenden Kooperationen und Interventionsketten im Hilfeprozess
• Die Schaffung einer zentralen Koordinierungsstelle beim städtischen Frauenbüro, die Maßnahmen anstößt und einen Prozess koordiniert, um die sichtbar gewordenen Lücken zu schließen.

Die gesamten Bestands- und Bedarfsanalyse finden Sie hier PDF-Datei 545,82 kB.

Um den Prozess der Umsetzung fachlich zu beraten und zu begleiten wurde der Beirat zur Umsetzung der Istanbul-Konvention gegründet. 

Der Beirat setzt sich aus Leitungspersonen und zentralen Funktionstragenden verschiedener Offenbacher Institutionen, Ämter, Behörden und zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammen.

Ziel ist es, nach dem Ansatz der Istanbul-Konvention, multidisziplinär zusammenarbeiten, um den Gewaltschutz umfassend und übergreifend zu verankern und gemeinsam Verantwortung für die Umsetzung zu übernehmen.

Vorsitzender ist der Oberbürgermeister. 

Die Mitglieder sind, neben dem Frauenbüro:

• Das Sozialamt
• Das Jobcenter
• Das Jugendamt
• Der EKO
• Das Schulamt
• Das Ausländeramt
• Das Amtsgericht
• Die MainArbeit - Kommunales Jobcenter
• Das Polizeipräsidium Südosthessen
• Der städtische Integrationsbeauftragte
• Der Verein Frauen helfen Frauen
• Die Pro Familia Offenbach 

Die Koordinierungsstelle arbeitet an der Entwicklung eines kommunalen Aktionsplans. Ausgangspunkt sind die sichtbar gewordenen Bedarfe aus der Bestands- und Bedarfsanalyse. Bei der Erstellung und anschließenden Umsetzung des Plans nimmt der Beirat eine beratende und unterstützende Funktion ein.

Zusätzlich sollen in verschiedenen Beteiligungsformaten Expertinnen und Experten aus der Praxis und Bürgerinnen und Bürger einbezogen werden.

Durch eine umfassende Analyse der lokalen Situation und unter Einbeziehung relevanter Akteurinnen und Akteure werden konkret Maßnahmen entwickelt,

• um Betroffene in ihren unterschiedlichen Bedarfen bestmöglich zu unterstützen,
• Täter angemessen zu bestrafen
• und die Präventionsarbeit weiter auszubauen.

Ziel ist es, die Istanbul-Konvention passgenau in die Praxis umzusetzen.