Frauenwoche in Offenbach: Der Monat März wird feministisch
06.02.2025
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ So steht es seit 1949 in Artikel 2 des Grundgesetzes. Seitdem gab es Fortschritte, aber von echter Gleichberechtigung ist auch Deutschland im Jahr 2025 noch weit entfernt. Noch immer gibt es strukturelle Ungleichheit, werden Frauen und Mädchen schlechter bezahlt, übernehmen Familien- und Care-Arbeit und sehen sich geschlechtsspezifischer Gewalt und Sexismus ausgesetzt. Das Frauenbüro lädt rund um den Internationalen Frauentag am 8. März ein, genau hinzuschauen, zu diskutieren, sich inspirieren zu lassen, gemeinsam zu tanzen und laut zu sein und Perspektiven für Frauen und Mädchen in der Stadt zu entwickeln. Für die Frauenwoche ab 28. Februar haben Dr. Inga Halwachs und ihr Team zusammen mit kooperierenden Institutionen wieder ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das Themenfelder wie Angsträume, unterschiedliche Lohnniveaus oder auch Unsichtbare sichtbar macht.
„Dass es ein Frauenbüro in unserer Stadt gibt, darf nicht als Selbstverständlichkeit gelten, sondern war 1988 das Ergebnis eines zähen Ringens. Seitdem haben wir eine Stelle, an der alle Fäden zur Gleichstellung am Arbeitsmarkt, zum Schutz vor Gewalt und vieles andere mehr, zusammenlaufen. Dort wurde in den letzten 37 Jahren viel bewegt und mit der Schaffung einer Stelle zur Umsetzung der Istanbul Konvention haben wir einen weiteren wichtigen Schritt gemacht und grundsätzlich gilt: Frauen und Mädchen sollen in Offenbach gewaltfrei leben können, sich sicher fühlen und sie sollen sich frei nach ihren Fähigkeiten und Interessen entwickeln können. Das Programm zur diesjährigen Frauenwoche lädt wieder zu spannenden Auseinandersetzung mit Themen, die selbstverständlich scheinen, es aber nicht sind“, so Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke.
Mind the Gap, Angsträume und Videoprojektionen
Werden Frauen wirklich schlechter bezahlt und was verdienen sie eigentlich? Die Gewerkschaftsfrauen wollen es wissen und stehen am Freitag, 28. Februar, von 11 bis 14 Uhr auf dem Wilhelmsplatz zum Gespräch bereit. Veranstaltende sind der DGB Stadt- und Kreisverband Offenbach, ver.di Bezirksfrauenrat Frankfurt und Region, IG Metall Offenbach, GEW Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und das Frauenbüro.
Bahnunterführungen, die unbeleuchtete Nebenstraße, einsame Parks: Orte, die man nachts meidet oder schnell passiert, gibt es überall. Um Angsträume geht es in die Ausstellung, die ab 4. März (bis 10. März) im Rathausfoyer zu sehen ist. In Kooperation mit dem Frauenbüro hat die HfG-Absolventin Lea Bernhard eine interaktive Karte entwickelt, in der die Orte, an denen sich Menschen in Offenbach unsicher fühlen, markieren können.
„Mind the Gap!“ Wer schon einmal in London mit der U-Bahn gefahren ist, kennt den Hinweis, mit dem auf die Lücke zwischen Zug und Bahnsteig hingewiesen wird. Um eine ganz andere Lücke geht es am Mittwoch, 5. März, bei der die Entgeltungleichheit diskutiert werden soll. Prof. Jutta Allmendinger ist Expertin für Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik und beschäftigt sich mit der Erwerbstätigkeit von Frauen und deren ökonomischer Gleichstellung. Mit Mareen Hechler, Leiterin des Büros für Chancengleichheit Landkreis Darmstadt-Dieburg und Dr. Inga Halwachs, Kommunale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, diskutiert sie über Perspektiven, Lücken zu schließen. Die Veranstaltung findet online statt, die Zusendung des Zugangslinks erfolgt nach Anmeldung über folgende Internetseite: EqualPay (Öffnet in einem neuen Tab).
Zeiten, in denen Sommerhits den Rückschritt der feministischen Bewegung befürchten lassen, fordern klare Statements. Nicht „Bauch, Beine. Po“, sondern „Girls, get ready for battle!“ heißt es am Freitag, 7. März, von 16 bis 20 Uhr in der Mädchenetage in der Johannes-Morhart-Straße 7. Laut wird es auch beim Frauen*Marsch, dieser beginnt um 17 Uhr im auf dem? Stadthof Offenbach und geht dann durch die Innenstadt. Frauen und Mädchen, die sich für Frauenrechte und gleichstellungspolitische Forderungen stark machen wollen, sind herzlich eingeladen. Wer nicht mitlaufen möchte, kommt um 18.30 Uhr ins KJK Sandgasse, dort gibt es Getränke, Snacks und Musik von DJ Jasmina Stille.
Mit einem gemeinsamen Frühstück starten die Gewerkschaftsfrauen am 8. März in den Internationalen Frauentag. Es gibt ein Buffet und Getränke, Kurzbeiträge und natürlich Austausch, von 11 bis 13 Uhr im Kunstverein Offenbach, KOMM am Aliceplatz 1, 1. Obergeschoss. Solidarische Männer sind willkommen, um Anmeldung wird gebeten: suedosthessendgbde.
Abends wird die Innenstadt mit „Take up Space“ zu einem feministischen Kunstraum: Mit unterschiedlichen Fassadenprojektionen nehmen verschiedene internationale Künstlerinnen und Künstler den Raum ein und beleuchten in ihren Videoarbeiten das feministische Motto. Rebecca Leudesdorff von der Agentur Mitte lädt um 19 Uhr zu einer Führung und erläutert die künstlerischen Positionen. Die Teilnehmendenzahl ist auf 20 Personen begrenzt. Anmeldungen nimmt das Frauenbüro per E-Mail entgegen: frauenbuerooffenbachde
Tags darauf, am Sonntag, 9. März, wird die Ausstellung „Un/sichtbar Generationen“ im Haus der Stadtgeschichte eröffnet, die sich mit Fragen des strukturellen Rassismus und Einwanderungsgeschichten befasst. Um 11 Uhr Wort kommen die Künstlerinnen Maryam Abtahi, Sara Nabil und Verdiana Albano zu Wort, das Gespräch ist in englischer Sprache.
Dass es in Offenbach immer schon Frauen gab, die sich für demokratische Werke einsetzten, für Frauenrechte kämpften, Widerstand leisteten gegen das NS-Regime, sich in der politischen Aufbauarbeit nach dem Krieg engagierten und sich heute aktiv für die Demokratie einsetzen, zeigt Ingrid Walther bei dem circa eineinhalbstündigen Spaziergang „Frauen für die Demokratie“ am Dienstag, 11. März, um 12 Uhr. Den Treffpunkt sowie weitere Informationen gibt es nach Anmeldung per Email an frauenbuerooffenbachde. Die Teilnehmendenzahl ist auf 20 Personen begrenzt.
Ein bisschen später, um 14.30 Uhr nämlich, öffnen sich die Türen im KJK Sandgasse für Mädchen im Alter von 6 bis 12 Jahren. Unter dem Motto „Ich kann was! wird beim Mädchenfest gefeiert, der Eintritt ist frei.
Um Selbstbestimmung in den 1960er Jahren und heute geht es ebenfalls am 11. März, um 18 Uhr im Filmklubb im Isenburgring 36. Dort ist der französische Film „Das Ereignis“, aus dem Jahr 2021 zu sehen. Die Geschichte basiert auf dem autobiografischen Roman von Annie Ernaux, die während des Studiums der Literaturwissenschaften ungewollt schwanger wird und um ihr Recht auf Selbstbestimmung kämpft.
Im Anschluss diskutieren Dr. Inga Halwachs und Luzia Rott vom Frauenbüro mit Beatrix Schneider von der Schwangerschaftskonfliktberatung bei pro familia Offenbach über die aktuelle Rechtslage zu Schwangerschaftsabbrüchen sowie die Situation in Deutschland und Offenbach.
Mit dem Titel „Migrantisch, politisch und feministisch: Solidarität als politische Haltung in Offenbach“ ist die Podiumsdiskussion am Donnerstag, 13. März, um 18 Uhr im Veranstaltungssaal im Bernardbau, Herrnstraße 61 (Eingang über das silberne Rolltor), überschrieben. Es moderiert Adiam Zerisenai, Antidiskriminierungsbeauftragte der Stadt Offenbach, künstlerisch begleitet wird der Abend von Elnaz Farahbakhsh.
Empowerment für Frauen und Mädchen
Während der Frauenwoche bietet die Frauenkampfkunstschule Songmoo in der Bismarckstraße 76 Selbstverteidigungskurse für Frauen und Mädchen an. Am 8. und 9. März gibt es einen Kurs für Mädchen von 7 bis 11 Jahren und einen weiteren für Mädchen im Alter von 12 bis 15 Jahren. Für Frauen und Mädchen ab 16 Jahren, die lernen wollen, sich mit einfachen, wirkungsvollen verbalen und körperlichen Techniken gegen diskriminierende, rassistische und sexuelle Belästigung, Mobbing sowie gegen verbale und körperliche Angriffe zu wehren, gibt es einen Kurs am 15. und 16. März.
„Zu den Veranstaltungen sind alle eingeladen, die sich für Gleichberechtigung interessieren und stark machen. Gerade in politisch unruhigen Zeiten wie diesen, dürfen die verbrieften Rechte der Hälfte der Bevölkerung nicht infrage gestellt und müssen die Errungenschaften verteidigt werden“, sagt Dr. Inga Halwachs. „ Die Frauenwoche setzt wichtige Akzente und Impulse, aber die Arbeit des Frauenbüros geht selbstverständlich auch nach der Frauenwoche weiter.“