Stadt Offenbach macht sich für bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf stark
14.12.2022
Zur Betreuung von Kindern gibt es Elternzeit, aber was, wenn die eigenen Eltern Unterstützung und Pflege benötigen? Mit der Initiative „Beruf und Pflege vereinbaren“ hat das Hessische Ministerium für Familie und Soziales schon 2013 einen wichtigen Schritt gemacht, die Leistung von pflegenden Familienangehörigen anzuerkennen. Verbunden mit der „Charta zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege“ ist die freiwillige Selbstverpflichtung von Arbeitgebern, flexibel auf die Belange von Pflegenden einzugehen und bspw. mit der Etablierung von Pflege-Guides Kontaktpersonen im Unternehmen zu etablieren, die erste Orientierung leisten können.
„Pflege wird selten langfristig geplant, sondern tritt in den meisten Fällen als plötzliche Herausforderung in der Familie auf“, weiß Dr. Inga Halwachs, Leiterin des Frauenbüros. „Neben der emotionalen Belastung der Angehörigen ist Pflege immer auch eine zeitliche und meist zudem finanzielle Herausforderung.“ Aufgrund des demografischen Wandels wird das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Pflege immer dringender. Zeitgleich sorgt der Fachkräftemangel dafür, dass Unternehmen eine gute betriebliche Praxis und flexible Lösungen bieten wollen und auch müssen.
Aus den Reihen des vom Frauenbüro im Jahr 2022 neu gegründeten Netzwerks familienfreundlicher Unternehmen haben sich nun weitere Unternehmen dem inzwischen 296 Mitglieder umfassenden hessenweiten Netzwerk angeschlossen. Mit der Stadtverwaltung Offenbach gehören seit dem 20. Oktober die Stadtwerke Offenbach, Antec Antennentechnik GmbH, die Agentur für Arbeit Offenbach, Behindertenhilfe Stadt und Kreis Offenbach, Falken Tyre Europe GmbH neu zur Charta zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Bereits der Pflege-Charta beigetreten waren in Vorjahren Adacor Hosting, das Amtsgericht Offenbach, Brand Factory, EVO, Finanzamt Offenbach und der Kreis Offenbach.
Die Stadtverwaltung Offenbach bietet ihren Angestellten schon jetzt einen flexiblen Arbeitszeitrahmen von 6 bis 20 Uhr und die Möglichkeit des Home-Office. Zudem gibt es Kompetenz- und Vitalitätstrainings für pflegende Angehörige damit die Selbstpflege nicht zu kurz kommt. Achtsamkeit für den Pflegenden, aber auch für die eigene Person seien dabei zentral, sagt Halwachs. „Hinzu kommt die Kostenübernahme für die Betreuungskosten beim Besuch von Fortbildungen, außerdem ist die Ausbildung von zwei Pflege-Guides geplant“, ergänzt die stellvertretende Leiterin des Personalamtes Beate Röschmann. Diese sind dann die ersten Ansprech- und Vertrauenspersonen, wenn Beschäftigte eine solche Ausnahmesituation in ihrer Familie bewältigen wollen. Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke ist der Beitritt zum Netzwerk wichtig: „Menschen, die neben ihrem Beruf kranke oder alte Angehörige pflegen, verdienen nicht nur unseren Respekt, sondern vor allem auch konkrete Unterstützung. Wir wollen, dass unsere Mitarbeitenden Beruf und Pflege so gut wie möglich vereinbaren können. Das ist wichtig für die Würde der zu Pflegenden, für die Kraft der Pflegenden und hilft letztlich nebenbei auch uns als Arbeitgeber.“
Dr. Inga Halwachs
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