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Stadt Offenbach

Internationaler Tag der „Leichten Sprache“ / Offenbach beteiligt sich mit einer Autorenlesung in einfacher Sprache

14.06.2022

Das Foto zeigt die Autorin Ilka Haederle mit Rainer Marx,  Vorsitzender des Offenbacher Behindertenbeirates (links), und Jennifer Haines-Staudt, Projektkoordinatorin der VHS Offenbach (rechts)

Einige Sachverhalte werden umgangssprachlich so dargestellt, dass die Zuhörer sie miss- oder auch gar nicht verstehen können. Menschen mit kognitiven Einschränkungen, sei es bedingt durch eine Behinderung oder gesundheitliche Gründe, zum Beispiel Aphasie nach einem Schlaganfall oder auch als Folge eines Unfalls, fällt es häufig besonders schwer, Sachverhalte zu verstehen. Dadurch entgehen ihnen viele Informationen, was ihre uneingeschränkte Teilhabe am Alltagsleben erschwert oder auch gänzlich unmöglich macht.

Dieses Problem wurde bereits 1970 in den USA erkannt und die „einfache Sprache“ von der dortigen Behindertenselbsthilfe entwickelt. 1990 wurde sie auch in Deutschland eingeführt. Auch die Stadt Offenbach unterstützt dieses Bestreben mit entsprechenden Schulungen der Beschäftigten, die die einfache Sprache in Dokumenten, Formularen, Broschüren und Mitteilungen in die Praxis umsetzen sollen. Die einfache Sprache ist eine nicht so stark mit Regeln versehene Variante der „Leichten Sprache“. Mittlerweile gibt es zum Beispiel den Kommunalen Aktionsplan Inklusion (KAI) der Stadt Offenbach in einfacher Sprache. In der Stadtpost veröffentlichen Stadt und Behindertenhilfe Offenbach Mitteilungen in einfacher Sprache.

Einfache Sprache hat auch Eingang in die Literatur gefunden. Auf Initiative des Offenbacher Behindertenbeirates wurde die Autorin Ilka Haederle, alias Almut Anders, die Bücher in einfacher Sprache geschrieben hat, zu einer Autorenlesung eingeladen. Auf diesem Weg soll die einfache Sprache in Form von schönen Geschichten den Zuhörern nahegebracht werden. Die Lesung fand am 28. Mai 2022, dem „Internationalen Tag der Leichten Sprache“, in der VHS Offenbach statt. Die Autorin las unter anderem aus dem Buch "Adile mischt sich ein" die Geschichte "Mit Alba geht alles" vor. Mit diesem Text gewann sie 2020 den ersten Preis beim Wettbewerb "Kunst der Einfachheit".

Zum Inhalt: Zwei behinderte junge Frauen im Rollstuhl setzen im tristen Hof ihres Wohnhauses ein Nachbarschafts-Garten-Projekt in Form eines Hochbeets mit leckeren Tomaten und angenehm duftenden Rosen um. 

Alba, eine der beiden behinderten Frauen, zeichnet sich dabei durch ihre uneingeschränkt positive Einstellung zum Leben aus und handelt planvoll und zielorientiert. Schwierigkeiten sind da, um sie umgehend zu beseitigen, lautet ihre Devise. Ihre behinderte Mitbewohnerin Caro ist dagegen eher skeptisch und zögerlich. Alba setzt das zunächst schwierig umsetzbar wirkende Vorhaben im Hof des Wohnhauses trotzdem um. Sie besorgt die nötigen Unterschriften der Hausmitbewohner und organisiert die erforderliche Genehmigung des Vermieters.

Alle Mitbewohner des Hauses finden an dem Hof verschönernden Projekt Gefallen. Man kommt sich näher und weitere gemeinsame Aktionen der Hausbewohner folgen.

Ein schönes Beispiel dafür, dass die Nichtbeachtung hinderlicher Bedenken und das stringente Verfolgen und Umsetzen von Plänen ein gemeinsames Miteinander fördern kann. Ohne das Aufeinander zugehen wäre dies in der Hausgemeinschaft, wie die Vorjahre gezeigt haben, nicht zustande gekommen.

Die Geschichte "Mit Alba geht alles" ermutigt und fordert behinderte Menschen regelrecht auf, sich aktiv am Leben zu beteiligen und sich von Schwierigkeiten nicht einschüchtern zu lassen. Sie gibt auch nicht behinderten Menschen einen Impuls auf behinderte Menschen zuzugehen und sie in ihr Leben mit einzubeziehen.

Text: Rainer Marx, Vorsitzender des Offenbacher Behindertenbeirates 

Pressemitteilung in einfacher Sprache:

Internationaler Tag der „Leichten Sprache“/ Offenbach beteiligt sich mit einer Autorenlesung in einfacher Sprache

Manchmal verwenden wir eine Sprache, die für viele Menschen schwer verständlich ist. Das betrifft auch Texte mit schwierigen Wörtern. Besonders Menschen mit Lernbehinderung oder Menschen, die zum Beispiel einen Unfall oder einen Schlaganfall hatten, können lange und schwierige Informationen schlecht oder gar nicht lesen. Sie sind dann an der Teilhabe im Alltag eingeschränkt oder sogar ganz ausgeschlossen.

In den USA wurde das schon 1970 erkannt. Dort hat die Behindertenselbsthilfe die einfache Sprache entwickelt. 1990 kam die einfache Sprache auch nach Deutschland.

Die Stadt Offenbach unterstützt ihre Mitarbeiter dabei, diese zu nutzen. Zum Beispiel in Dokumenten, Formularen, Broschüren und Mitteilungen. Die Broschüre „Kommunaler Aktionsplan Inklusion“ (KAI) der Stadt Offenbach gibt es in einfacher Sprache zu lesen. In der Zeitung „Stadtpost“ veröffentlichen Stadt und Behindertenhilfe Offenbach regelmäßig Artikel in einfacher Sprache. Neben Informationen in einfacher Sprache gibt es jetzt auch Literatur in einfacher Sprache.

Am 28. Mai hat der Offenbacher Behindertenbeirat die Autorin Ilka Haederle zu einer Lesung in der Volkshochschule eingeladen. Unter dem Namen Almut Anders schreibt sie Geschichten und Romane in einfacher Sprache. Almut Anders hat an diesem Tag ihren Roman „Adile mischt sich ein“ und die Geschichte „Mit Alba geht alles“ vorgestellt. Mit dieser Geschichte hat sie 2020 den ersten Preis beim Wettbewerb „Kunst der Einfachheit“ gewonnen. Die Geschichte handelt von zwei jungen Frauen im Rollstuhl. Sie heißen Caro und Alba. Beide träumen von einem eigenen Garten. Im grauen Hof ihres Wohnhauses möchten sie ein Nachbarschafts-Garten-Projekt umsetzen. Alba zeichnet sich durch ihre positive Einstellung zum Leben aus. Sie handelt planvoll und weiß genau, was sie will. Schwierigkeiten sind da, um sie zu überwinden, ist Albas Motto. Caro, ihre Nachbarin, glaubt nicht so recht, dass es klappt. Doch Alba besorgt die nötigen Unterschriften der Hausbewohnerinnen sowie -bewohner und bekommt sogar die Erlaubnis des Vermieters. Alba und Caro überzeugen die anderen Hausbewohnerinnen und -bewohner, mitzumachen. Die Leute reden miteinander und kommen sich näher. Gemeinsam bauen sie ein Hochbeet. Alba und Caro pflanzen Rosen und Tomaten. Am Ende gibt es ein Hoffest mit den ganzen Nachbarn.

Die Geschichte ist ein schönes Beispiel, dass Inklusion funktioniert, wenn sich Menschen gemeinsam für eine Sache einsetzen. „Mit Alba geht alles“ ermutigt Menschen mit Behinderungen, ihr Leben selbst zu gestalten. Und Menschen ohne Behinderungen werden ermutigt, Menschen mit Behinderungen in ihr Leben mit einzubeziehen. 

Text: Rainer Marx, Vorsitzender des Offenbacher Behindertenbeirates 

 

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