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Stadt Offenbach

Kulturpreis 2018 geht an Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft

19.12.2018 – Zum 23. Mal wird der Kulturpreis der Stadt Offenbach am Main am Mittwoch, 6. Februar 2019, der Alten Schlosserei der EVO verliehen. Preisträger der höchsten Auszeichnung der Offenbacher Kulturlandschaft ist in diesem Jahr die Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft. Oberbürgermeister und Kulturdezernent Dr. Felix Schwenke wird den mit 2.000 Euro dotierten Preis beim Kultur-Neujahrsempfang für die Offenbacher Vereine feierlich an die Gesellschaft überreichen.

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Vielen Offenbachern sind die ehemals hier wirkenden Rabbiner Max Dienemann und Salomon Formstecher durch die nach ihnen sowie der ersten weiblichen Rabbinerin Regina Jonas benannten Wege im Büsingpark bekannt. Zur Erforschung ihres Wirkens im Reformjudentum wurde die Gesellschaft 1995 als wissenschaftlich-kulturelle Vereinigung von 16 Offenbacher Jüd*innen und Nicht-Jüd*innen gegründet.

  • Jüdisches Leben in Offenbach

    "Stele der Erinnerung" in der Hintergasse

    Seit Oktober 2012 weist eine „Stele der Erinnerung“ an der freigelegten und restaurierten Ostwand der früheren Synagoge auf die Anfänge jüdischen Lebens in Offenbach hin.

Die Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft versteht sich als Forum für das zeitgenössische Judentum,  sie will aber auch Kontinuität und Brüche in der deutsch-jüdischen Geschichte aufzeigen. So ist der Gesellschaft auch die Darstellung der Vielfalt des jüdischen Denkens und Lebens nach Auschwitz ein Anliegen. Hierfür ermöglicht sie mit ihrer Arbeit nicht nur Einblicke in den Alltag von Juden, sondern leistet auch wichtige Beiträge zur Erforschung der jüdischen Kultur in Offenbach und Umgebung. Einen gesonderten Fokus setzt die Gesellschaft darauf, Juden nicht als Opfer einer jahrtausendealten Geschichte darzustellen, sondern als aktive Gestalter ihres Schicksals. Mit dem Augenmerk auf der Geschichte des in der Shoa vernichteten deutschen Judentums ist es die Intention der Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft, zur Rekonstruktion der geistigen Gestalt des einstigen deutschen Judentums beizutragen, gemäß dem Leitgedanken "Sachor“, also "Erinnere dich!". Dieser Aufgabe widmet sie sich in besonderem Maße durch Gespräche, Lesungen, Ortserkundungen und Konzerte, für die sie in den über 20 Jahren ihres Bestehens namhafte Protagonisten gewinnen konnte, wie z.B. Marcel Reich-Ranicki und Ignatz Bubis. Nicht zuletzt sind auch die Benennung des Wegeensembles im Büsingpark selbst, sowie die „Stele der Erinnerung“ an der Hintergasse/Großen Marktstraße Früchte ihrer Arbeit. In der Veranstaltungsreihe „Offenbacher Lesungen / Literatur im O-Ton“ lädt die Gesellschaft zudem Jahr für Jahr Interpreten ein, die zur Spitze der deutschen Sprachkunst zählen und die Werke herausragender jüdischer Autoren vorstellen. Durch ihre unermüdliche Arbeit leistet die Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft einen außerordentlich wichtigen Beitrag zur interreligiösen wie transkulturellen Verständigung und füllt Leerstellen in der Geschichtsschreibung Offenbachs, denn die Geschichte der Offenbacher Juden ist ein elementarer Teil der Stadtgeschichte.

In Zeiten, in denen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit wieder hoffähig zu werden drohen, möchte der Kulturdezernent das mehr als zwanzigjährige Wirken der Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft mit der Preisübergabe würdigen: „Das Judentum gehört zu Offenbach“, so Dr. Schwenke. „Die Max Dienemann / Salomon Formstecher Gesellschaft leistet gleichermaßen die Vermittlung historischer Erkenntnisse sowie die Aufforderung zum Denken durch aktuelle Anstöße.  Dies trägt entscheidend dazu bei, Geschichte und Gegenwart des Judentums in Offenbach auf nachvollziehbare Weise zu transportieren. Mit der Verwirklichung dieses Anspruches geht die Bereicherung der Offenbacher Kulturlandschaft einher.“

Die Urkunde wird gestaltet von dem HfG-Absolventen Eugen El, der als Künstler auch für die Gestaltung der „Stele der Erinnerung“ verantwortlich ist. Als Laudator konnte der renommierte Schauspieler, Schriftsteller und Redner Miguel Herz-Kestranek gewonnen werden. Musikalisch begleiten die Preisverleihung Olaf Joksch am Klavier und Yumiko Noda an der Violine. 

Der Kulturpreis der Stadt Offenbach wird seit 1996 jährlich überreicht. Mit ihm wird das Engagement der vielen Vereine und Menschen für das kulturelle Leben in Offenbach ausgezeichnet. Ausgezeichnet werden Engagierte und innovative Einzelpersonen oder Gruppen, die sich mit ihrer Arbeit als Kulturträger in der Stadt einen Namen gemacht und entscheidend zur Wahrnehmung Offenbachs in der Region beigetragen haben.

Bildinformation:

Stele der Erinnerung, Foto: Brigitte Pfeiffer

Offenbach am Main, 19. Dezember 2018

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