Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit erhält Kulturpreis 2021 der Stadt Offenbach
03.02.2022 – Kulturpreisträger des Jahres 2021 wird die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Das teilte Oberbürgermeister und Kulturdezernent Dr. Felix Schwenke dem Vorstand des Vereins mit. Am Montag, 21. Februar, wird der 26. Kulturpreisträger der Stadt Offenbach am Main im Rahmen des Kultur-Neujahrsempfangs mit dem mit 2.500 Euro dotierten Preis geehrt. Die Veranstaltung wird unter Corona-Auflagen mit reduziertem Publikum und Programm im Capitol Theater stattfinden.
„Das Miteinander der Religionen hat in Offenbach lange Tradition“, so Schwenke. „Langjährige und ungebrochen hoch engagierte Protagonisten sind dabei in besonderem Maß die Akteurinnen und Akteure der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Von der Nachkriegszeit bis heute arbeiten sie mit Empathie, mittels Begegnung und Dialog, mit Herz und Verstand für ein friedliches und gemeinschaftliches Miteinander für alle.“ In den Dank der Stadt Offenbach bezieht Schwenke auch die Bundesebene ein: „Mit dem Kulturpreis 2021 danken wir der Offenbacher Gesellschaft ebenso wie ihrem deutschlandweiten Koordinierungsrat für ihr beachtenswertes Engagement für die Verständigung der Religionen.“
Freuen kann sich übrigens auch die Preisträgerin von 2020, die Jugendkunstschule, denn endlich wird auch ihrem Vorstand in Form einer Doppelehrung die lang erwartete Urkunde festlich überreicht. Im Jahr 2021 musste die Verleihung pandemiebedingt kurzfristig abgesagt werden. Allerdings entstand als Kompensation ein attraktives filmisches Portrait, welches das Amt für Kulturmanagement in Auftrag gab und das noch heute online zur Verfügung steht.
Mit der diesjährigen Verleihung an die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Offenbach e.V. ehrt die Stadt eine der über 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in der Bundesrepublik Deutschland. Als somit eine der größten Bürgerinitiativen Deutschlands setzen sich die einzelnen Gesellschaften für die Verständigung zwischen Christen und Juden, den Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsradikalismus sowie für ein friedliches Zusammenleben der Völker und Religionen ein. Michael Beseler, der erste Vorsitzende der Offenbacher Gesellschaft, bringt seine Freude über die Stadt zum Ausdruck, „dass sie unsere Bemühungen mit der Vergabe des Kulturpreises hervorgehoben würdigt – den Einsatz für die Entfaltung eines freien, ungehinderten jüdischen Lebens in Offenbach und in Deutschland und überall auf der Welt mit einer klaren Aussage gegen jede Form des Antisemitismus und Rassismus.“ Die Arbeit der Gesellschaft sei elementare Notwendigkeit in einer Stadt wie Offenbach: „Jüdische Bürger haben vor allem in den letzten drei Jahrhunderten in vielfältiger Weise zur kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung unserer Stadt beigetragen - und trotzdem allein wegen ihres Jüdischseins viel erleiden müssen. Unsere zentralen Anliegen sind es, die gemeinsamen Ursprünge von Judentum und Christentum deutlich zu machen, das grausame Schicksal der Juden zu vielen Zeiten, insbesondere unter der Herrschaft des Nationalsozialisten als fortwährende Mahnung im kollektiven Gedächtnis zu halten und die noch erhaltenen vielfältigen Zeugnisse jüdischer Geschichte in unserer Stadt zu bewahren.“
In Offenbach existiert die Gesellschaft seit 1950, in München, Wiesbaden, Frankfurt/M., Stuttgart und Berlin wurden 1948/49 die ersten Einzelgesellschaften ins Leben gerufen. Diese wiederum gründeten am 10. November 1949 den Deutschen Koordinierungsrat mit Sitz in Bad Nauheim. In Vorträgen, Seminaren, Konzerten, Lesungen, Publikationen, Projekten und Studienreisen trägt die Offenbacher Gesellschaft maßgeblich zu vertieftem Wissen und selbstverständlichem Gegenüber zwischen Christentum und Judentum bei – sowohl, um die beispiellosen Jahre vor den Gründungen der Gesellschaften nicht zu vergessen, aber auch, um das „unbekannte" Judentum kennen zu lernen, antijüdische Vorurteile zu verlernen, Lern- und Verkündigungsinhalte neu zu formulieren und wach zu sein, damit sich nicht wiederholt, was zur Vorbereitung und Durchführung des Holocaust geführt hatte.