Stadt baut Suchtprävention zusammen mit Partnern aus
03.06.2025 – Offenbach hat mit der bundesweiten Legalisierung von Cannabis das Präventionsangebot ausgebaut. Auch wenn laut aktuellem Koalitionsvertrag auf Bundesebene vorerst keine Änderungen am Konsumcannabisgesetz (KCanG) vorgesehen sind, bleibt das Thema auf kommunaler Ebene hochaktuell. In enger Zusammenarbeit zwischen der Stadt Offenbach, dem Suchthilfezentrum Wildhof und mit finanzieller Unterstützung des Fördervereins Sicheres Offenbach wurde ein neues schulisches Präventionsprojekt ins Leben gerufen, das bereits viel positive Resonanz erfährt. Mit einem begleitenden Fachtag und einem geplanten ressortübergreifenden Runden Tisch zur Suchtprävention reagiert die Stadt zusätzlich auf die Herausforderungen bei diesem Thema.
Das Präventionsprojekt, das sich direkt an Schülerinnen und Schüler richtet, wird vom Suchthilfezentrum Wildhof in Abstimmung mit dem Stadtgesundheitsamt umgesetzt. Die Fachkräfte des Wildhofs besuchen auf Anfrage Schulen in Offenbach und führen interaktive Workshops durch, bei denen der sogenannte „Grüne Koffer“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA, inzwischen „BIÖG Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit“) zum Einsatz kommt. Der Koffer enthält didaktisch aufbereitetes Material rund um das Thema Cannabis und bezieht sich mit seinen interaktiv gestalteten Methoden auch auf das neue Konsumcannabisgesetz. Für die entwickelten Materialien wurden die aktuellsten Erkenntnisse aus der Forschung einbezogen, um eine sachliche, altersgerechte und lebensnahe Auseinandersetzung mit Konsumverhalten zu ermöglichen und die Risikokompetenz zu stärken.
Die Nachfrage nach dem Projekt ist groß. Zahlreiche Schulen haben das Angebot bereits angefragt oder nutzen es regelmäßig. Es konnten bereits über 900 junge Menschen aus Offenbacher Schulen erreicht werden. Rückmeldungen von Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern bestätigen die hohe Qualität der Workshops. Auch die begleitende Evaluation zeigt, dass das Projekt auf großes Interesse stößt und nachhaltig wirkt. Möglich wurde diese präventive Maßnahme dank der finanziellen Unterstützung des Vereins Sicheres Offenbach.
Bürgermeisterin Sabine Groß begrüßt das Präventionsprojekt: „Wir wollen bei Prävention dort ansetzen, wo junge Menschen ihren Alltag gestalten – sei es in der Schule, im sozialen Umfeld oder in digitalen Räumen. Ich freue mich sehr, dass wir mit dem Wildhof einen erfahrenen und engagierten Partner an unserer Seite haben, der die Jugendlichen mit seinem Format so gut erreicht. Für die großzügige finanzielle Unterstützung vom Verein Sicheres Offenbach für dieses wichtige Projekt bedanke ich mich ausdrücklich. Ohne dieses Engagement wäre diese wichtige Präventionsarbeit nicht möglich“, so Groß weiter.
Zum Auftakt des Projekts fand ein fachlich hochkarätig besetzter Fachtag statt, der gemeinsam vom Stadtgesundheitsamt und dem Suchthilfezentrum Wildhof organisiert und durchgeführt wurde. Rund 70 Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen, der Jugendhilfe, dem Bildungsbereich sowie aus Behörden und zivilgesellschaftlichen Organisationen nahmen teil. Thematische Schwerpunkte lagen unter anderem auf synthetischen Cannabinoiden, die als Herausforderung in der Prävention gesehen werden. Auf Gesetzesebene hinkt man mit den Verboten oft hinterher. Der Fachtag bot nicht nur Informationen auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand, sondern ermöglichte auch den fachlichen Austausch über praktische Erfahrungen und Bedarfe in der lokalen Präventionsarbeit.
Sabine Groß betont die Bedeutung der Kooperation: „Nur, wenn wir alle Akteure zusammenbringen – aus Schule, Gesundheitswesen, Jugendhilfe, Polizei und Verwaltung – können wir wirksame, passgenaue und nachhaltige Angebote schaffen.“
Ein wichtiges Ziel bleibt auch, bestehende Versorgungslücken zu schließen. Besonders im Hinblick auf Jugendliche mit riskantem Konsumverhalten braucht es neue Zugangswege zu Hilfen. Vor Inkrafttreten des Konsumcannabisgesetzes wurden viele junge Menschen über gerichtliche Auflagen an Suchthilfesysteme herangeführt – ein Mechanismus, der nun weitgehend entfällt. Damit gewinnt die Jugendhilfe neue Bedeutung als Zugangspartner, was rechtlich und strukturell klar geregelt und gut organisiert werden muss. Auch hier ist eine enge Abstimmung aller beteiligten Stellen erforderlich.
Vor diesem Hintergrund plant die Stadt Offenbach die Einrichtung eines Runden Tisches zur Suchtprävention, der als Plattform für interdisziplinären Austausch dienen soll. Eingeladen werden Vertreterinnen und Vertreter aus dem Gesundheitsamt, der Jugendhilfe, Schul- und Bildungsträgern, Ordnungsbehörden sowie der Polizei. Ziel ist es, gemeinsam Beobachtungen auszuwerten, Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, vorhandene Angebote besser zu vernetzen und neue, an den Bedarfen der Offenbacher Stadtgesellschaft orientierte Maßnahmen zu entwickeln.
„Die Herausforderungen verändern sich – neue Substanzen wie Lachgas, die zunehmende Nutzung von E-Zigaretten oder auch exzessiver Medienkonsum erfordern flexible und interdisziplinär gedachte Prävention“, so Bürgermeisterin Groß. „Wir möchten mit dem Runden Tisch einen Raum schaffen, in dem diese Themen offen diskutiert, Lösungen gemeinsam entwickelt und Präventionsansätze gezielt auf unsere Stadt zugeschnitten werden. Daher bin ich dem Verein Sicheres Offenbach sehr dankbar, dass er auch für das laufende Jahr finanzielle Unterstützung zugesagt hat und damit auch die wichtigen Präventionsangebote an Schulen fortgeführt werden können. “
Die Stadt Offenbach zeigt, so Sabine Groß, damit klar: Prävention beginnt lokal, braucht starke Partnerschaften – und die Bereitschaft, gemeinsam Verantwortung für die Gesundheit junger Menschen zu übernehmen.