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Stadt Offenbach

Schuleingangsuntersuchung: Mehr Probleme mit der deutschen Sprache und zu viel Bildschirmzeit

30.08.2024

Diese Woche starteten die Offenbacher Erstklässler aufgeregt in das Schulleben. Vor jeder Einschulung aber steht die Einschulungsuntersuchung durch das Gesundheitsamt der Stadt Offenbach an. Dabei wird der Gesundheitszustand des Kindes festgestellt, auch die Eltern werden von den Ärztinnen und Ärzten umfassend beraten. Die Ergebnisse der jüngsten Schuleingangsuntersuchung 2022/2023 liegen nun vor, bei der insgesamt 1389 Kinder im Vorschulalter und 252 aus dem Ausland zugezogene Seiteneinsteigende im Gesundheitsamt untersucht wurden. Von den 1389 untersuchten Kindern waren 719 Jungen und 670 Mädchen.

„Die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchen liefern einen wichtigen Eindruck von der Gesundheit der Offenbacher Kinder und zeigen Handlungsbedarfe für die medizinische und pädagogische Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien auf. Vor allem der erneute Rückgang an Kindern, die fehlerfrei Deutsch sprechen erfüllt mich mit Sorge“, so Bürgermeisterin und Gesundheitsdezernentin Sabine Groß. 

Erstmalig erfolgte die Auswertung bezüglich der Erstsprache und nicht mehr bezüglich des Migrationshintergrundes. Für 408 Kindern war die Erstsprache Deutsch, 955 Kinder waren nicht deutschsprachig in der Erstsprache. 

Problematisch sind nach wie vor die Deutschkenntnisse der Kinder vor Einschulungsbeginn:  Bei den Kindern, die fehlerfrei deutsch sprechen, ist von 2022 auf 2023 ein Rückgang um 5,5 Prozent (von 40,5 Prozent auf 35,0 Prozent) zu verzeichnen. Dabei sind vor allem Kinder mit einer anderen Erstsprache als Deutsch betroffen. Von den Kindern, die fehlerfrei deutsch sprechen, sind es 78,7 Prozent mit der Erstsprache Deutsch und 17,2 Prozent mit einer anderen Erstsprache als Deutsch. Wie bereits im letzten Jahr festgestellt, steigen die Deutschkenntnisse von Kindern mit der Dauer des Kitabesuchs. So sprachen 48,7 Prozent der Kinder fehlerfrei deutsch, die länger als drei Jahre die Kita besuchten.

Zudem lässt sich feststellen, dass die Deutschkenntnisse der Kinder deutlich besser sind, wenn die Hauptbetreuungsperson fehlerfrei deutsch spricht:  68,7 Prozent der Kinder sprechen dann fehlerfrei die deutsche Sprache. Für die Verbesserung der Deutschkenntnisse braucht es nach Einschätzung von Sabine Groß pädagogische Konzepte sowohl in den Einrichtungen als auch in den Elternhäusern: „Hier zeigt sich, wie wichtig der Zugang zu früher Bildung für das Kind ist.  Auch Angebote zum Deutschlernen außerhalb oder ergänzend zu den Kitas sind wichtig, wie es dies beispielsweise in Krabbeltreffs, der Stadtbücherei oder auch in Angeboten für zuwanderte Familien ganz spielerisch erfolgt.“ Die Ärztinnen des Gesundheitsamts, Dr. Christiane Faust und Dr. Barbara Schneider ergänzen: „Eltern sollen unbedingt den gemeinsamen Alltag sprachlich begleitend und erklärend mit ihren Kindern verbringen. Eltern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, die aber trotzdem perfekt Deutsch sprechen, sollten auch darauf achten, dass ihre Kinder ausreichend die Möglichkeit haben außerhalb der Kitas Deutsch zu lernen.“

Auch die unauffälligen Sprachbefunde nehmen weiterhin ab. Dabei geht es um Fehler in der Aussprache sowie grammatikalische Defizite, die nicht durch mangelnde Deutschkenntnisse hervorgerufen werden. Zur Behebung bzw. Verbesserung dieser Auffälligkeiten empfehlen die Ärztinnen medizinisch-therapeutische Maßnahmen.

Die Gewichtsentwicklung der Kinder anhand des Body-Maß-Index (BMI) zeigt im Jahresvergleich kaum eine Veränderung. 14,1 Prozent der Kinder sind übergewichtig oder adipös. Hinsichtlich ihrer Fingerfertigkeit (Feinmotorik) haben 27,3 Prozent der Kinder Probleme, was einen Anstieg im Vergleich zum letzten Jahr (23,4 Prozent) bedeutet. Die Auffälligkeiten in der Grobmotorik sind minimal gesunken. Jungen zeigen bei den Grob- und feinmotorischen Untersuchungen mehr Defizite als Mädchen. Auffälligkeiten beim Hören zeigten 7,1 Prozent der untersuchten Kinder, während bei 15 Prozent der Kinder Probleme beim Sehen festgestellt werden konnten.

Positiv entwickelt hat sich der Vorsorgestatus, der bei allen untersuchten Kindern im Zeitraum von 2022 auf 2023 von 65,5 Prozent auf 66,7 Prozent gestiegen ist. Hinsichtlich der Impfungen konnte ein deutlicher Anstieg des vollständigen Impfstatus aller untersuchten Kinder festgestellt werden: von 69,6 Prozent im letzten Jahr auf nunmehr 75,7 Prozent. 

Die Tests zur Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten erfassen das logisch-schlussfolgernde Denken, die Sehwahrnehmung und das Zahlen- und Mengenvorwissen. 81,2 Prozent der Kinder zeigten hier keine Auffälligkeiten. 

Die Ärztinnen befragten die Eltern auch nach dem Medienkonsum ihrer Kinder. Die Ergebnisse sind ähnlich wie im letzten Jahr – auf einem deutlich zu hohen Niveau. 80 Prozent der Einschulungskinder überschritten die empfohlene Tageszeit von 30 Minuten, wobei 40 Prozent der Kinder die Medien doppelt so lange nutzten als empfohlen. „Es sollte ein größeres Augenmerk auf dem Medienkonsum liegen, für Kinder bis sechs Jahre sollte der gesamte tägliche Medienkonsum nicht über 30 Minuten liegen. Als Medienkonsum wird das Nutzen und die Verwendung von Tablets, Handy, TV, Spielekonsolen oder PC definiert“, erläutern Schneider und Faust.

„Die Schuleingangsuntersuchung zeigt, dass wir in der Kindergesundheit nicht nachlassen dürfen und zeigt auf, wie wichtig unsere bestehenden niedrigschwelligen Angebote wie zum Beispiel die Familienhebammen der Stadt oder das über das Jugendamt geförderte Programm ‚ELMO - Eltern lernen mit in Offenbach‘ sind. Es ist wichtig, dass wir Familien frühzeitig erreichen, über Vorsorgemöglichkeiten und Unterstützungsangebote in gesundheitlichen Fragen informieren und einfach umzusetzende Anregungen für gesunde Ernährung, Bewegungsförderung und Medienkonsum geben“, so Bürgermeisterin Groß abschließend. 

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