Bürgerdialog für die Stadtteile Buchhügel und Bieberer Berg
16.05.2025
Gut besucht war die jüngste Veranstaltung „OB vor Ort“. Zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner der Stadtteile Buchhügel und Bieberer Berg waren in die Theodor-Heuss-Schule gekommen, um mit Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke und seinem Team über ihre Stadtteile zu sprechen. Zunächst blickte der OB auf die vergangene Veranstaltung im Mai 2023 und berichtete den Bürgerinnen und Bürgern was sich seitdem verändert hat. Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit an der Buchhügelschule führt die Stadtpolizei regelmäßige Kontrollen durch. Ein weiteres großes Thema war die Ausbreitung der Waschbären im Stadtgebiet. Beim eigens eingerichteten Waschbär-Beratungstelefon informierten sich im vergangenen Jahr über 70 Menschen. Beschäftigte des Ordnungsamtes sind 18 Mal für Beratungsgesprächen direkt zu den Bürgerinnen und Bürgern gefahren. Zum Thema Sauberkeit berichtete der OB von mehr als 16.000 Hinweisen über den Mängelmelder im Jahr 2024. Bußgelder in Höhe von 70.000 Euro für Müllsünder wurden verhängt.
Im Anschluss erläuterte Schwenke die großen strategischen Ziele der Stadtpolitik, von Wirtschaftspolitik über Bildung bis zur Innenstadt-Entwicklung. Offenbach habe weniger Gewerbesteuereinnahmen als andere Kommunen. Zurückzuführen sei das auf den hohen Verlust an Arbeitsplätzen in den 1990-er Jahren. 80 Prozent der Industrie-Arbeitsplätze seien nach Asien oder Osteuropa verloren gegangen. „Wenn man dreißig Jahre lang so einen brutalen Strukturwandel erlebt hat, dann dauert das in etwa um die fünfzehn Jahre, um es zu heilen“, bemerkte Schwenke.
Offenbach als Standort gefragt
Die wirtschaftliche Entwicklung geschehe nicht aus Zufall, dahinter stecke Arbeit, ein Plan und viele Gespräche, betonte Schwenke. Die Stadt habe hierbei zuletzt einige Erfolge erzielt: Im Hafen hat sich Blasius Schuster angesiedelt, die einen Zusammenschluss von mehr als 40 Unternehmen aus der Recyclingwirtschaft initiiert haben. Ferner ist TMS Trademarketing Service mit seiner Konzernzentrale an den Hafen gezogen.
Der Ventilhersteller Samson mit 2.000 Arbeitsplätzen und das Biotech-Unternehmen BioSpring mit rund 1.500 Arbeitsplätzen werden sich auf dem neuen Innovationscampus Offenbach im Osten der Stadt ansiedeln. Auch die Kreativwirtschaft sei für Offenbach bedeutend, verschiedene Kreativagenturen haben ihren Sitz im Nordend und die Hochschule für Gestaltung erhält mit dem Neubau am Hafen einen neuen Standort.
Im Kaiserlei haben viele große Unternehmen wie Hyundai, Fuji Electric, Danfoss bereits ihre Zentralen. Seit Mai 2024 ist dort die IT-Servicegesellschaft der deutschen Krankenkassen ITSG. Lorenz Snack World wird im Dezember dieses Jahres seinen Firmensitz nach Offenbach verlegen.
Schwenke rechnet frühestens für Ende dieses Jahrzehnts mit dauerhaft höheren Einnahmen der Stadt aufgrund der Neuansiedlungen. Die wirtschaftliche Entwicklung Offenbachs verdeutlichte Schwenke zunächst anhand von drei Grafiken der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Offenbach. Gezeigt wurde der Zeitraum von 1970 bis 2024. Zum Stichtag 30. Juni 2024 gab es 52.058 Arbeitsplätze – erstmals seit 1991 wieder mehr als 50.000 in Offenbach: „So viele wie seit 33 Jahren nicht mehr“, betonte der OB. Dass Offenbach auf einem guten Weg ist, aber noch nicht am Ziel, zeigt die Beschäftigungsdichte, die Schwenke ebenso im Zeitraum 1970 bis 2024 präsentierte. Die Beschäftigungsdichte beschreibt das Verhältnis der Arbeitsplätze zu den Einwohnenden. Der Wert lag 2024 bei 36 Prozent, mehr als noch zuvor beim Amtsantritt Schwenkes, aber deutlich unter den 45 Prozent im Jahr 1991. In diesen Zahlen sind die Beschäftigten der Unternehmen, die sich neu ansiedeln, noch nicht enthalten. „Auch hier ist der Trend gebrochen und es geht aufwärts“, blickt der Oberbürgermeister auf die Zahlen.
Der OB ging auch auf die Ausgaben der Stadt ein: die meisten Investitionen fließen in Bildung, vor allem in die Sanierung von Kindertagesstätten und Schulgebäuden. Der zweitgrößte Ausgabenposten seien die Betriebskostenzuschüsse für Kitas. „Wir setzen die Priorität auf Bildung“, unterstrich Schwenke. Aus diesem Grund habe die Stadt 2024 das ehemalige Kaufhof-Gebäude gekauft, in das nach der Gebäudesanierung die Stadtbibliothek einziehen soll. Dort sollen ruhige Lernplätze mit schnellem Internetzugang gerade für Kinder entstehen, die in beengten Wohnverhältnissen leben.
Zu den weiteren zentralen Themen der Stadtpolitik zählen die Entwicklung der Innenstadt, wofür es das Zukunftskonzept Innenstadt gäbe, bezahlbarer Wohnraum und der Ausbau der Fernwärme.
Zustand der Straßen und Gehwege
Viele Besucherinnen und Besucher beklagten den Zustand der Gehwege im Bereich des Wetterparks, der Oberen Grenzstraße und der Hölderlinstraße. Grober Schotter auf den Gehwegen machten diese für Fußgänger schwer passierbar, teilweise liegen die Gehwege bis zu 20 Zentimeter tiefer als die Fahrbahndecke. Bei Regen bildeten sich große Pfützen - Spaziergängerinnen und Spaziergänger müssten daher auf die Fahrbahn ausweichen. Zudem seien die Fußwege teilweise zugeparkt.
Christian Loose vom Stadtservice der Stadtwerke Offenbach (ESO) erklärte, dass man zwischen zwei Fällen unterscheiden müsse. Erstens: Ist der Gehweg noch nicht ausgebaut, müsse er erst hergestellt werden, was Anliegerbeiträge erforderlich mache. Zweitens: Wurde ein Fußgängerweg nach Sanierungsarbeiten nicht ordentlich wiederhergestellt, müsse die Stadt nachbessern, was keine Anliegerbeiträge zur Folge hätte. Genauso verhält es sich bei der Bushaltestelle. Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke bat um Auflistung der betroffenen Abschnitte, um die einzelnen Situationen prüfen zu lassen. Zudem sicherte Lothar Haack vom Ordnungsamt wegen der zugeparkten Gehwege weitere Kontrollen zu.
Auch das Thema Schlaglöcher im Stadtgebiet wurde von einer Dame beklagt. Auch hier wird nach Meldung an Christian Loose die Wiederherstellung der Fahrbahndecke durch die Stadt Offenbach geprüft.
Verkehrssituation
Zu schnelles Fahren im Stadtteil, rücksichtslose E-Rollerfahrende und Parkplätze waren weitere Themen der Fragerunden. Wie Ivonne Gerdts, Amt für Mobilität, ausführte, sind Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung an Hauptverkehrsstraßen aus rechtlichen Gründen nur sehr begrenzt möglich. Auch die Informationen durch das an der Buchhügelallee aufgestellte Seitenradar, welches ein reales Bild der Verkehrssituation widergibt, bietet keinen Spielraum. Die Durchschnittsgeschwindigkeit läge deutlich unter dem Tempolimit von 50 Stundenkilometer. Es werde aber weiter geprüft. Haack sagte durch die vergangenen Ereignisse weitere Kontrollen zu.
Eine Dame beklagte sich über die Parksituation bei Bewohnerparkplätzen und bat um Ausweitung der Bezirke. Mit Blick auf die Straßenverkehrsordnung erklärte Ivonne Gerdts, dass in dieser ganz genau geregelt ist, wie groß die Bezirke sein dürfen: Anwohnende müssen fußläufig die Möglichkeit haben, einen Stellplatz zu belegen. Aus diesem Grund sei eine Erweiterung nicht möglich. Ein Mann wollte wissen, ob in der Scheffelstraße ein Bewohnerparkbezirk eingerichtet werden könne. Dazu müssten zunächst viele Fremdparkende nachgewiesen werden, erläuterte Gerdts. Über LKW, die über Nacht in Wohngebieten parken, beschwerte sich ein anderer Anwohner. Erst ab 7,5 Tonnen sei dies nicht zulässig, erklärte Haack. Auch Wohnmobile dürften dort parken.
Eine Frau äußerte sich besorgt über die Unfallgefahr, da manche Jugendliche in hohem Tempo auf dem Bürgersteig fahren. Auch hier versprach Lothar Haack verstärkte Kontrollen. Generell ist die Nutzung nur für Personen ab 14 Jahren erlaubt, alleine – nicht zu zweit, nicht auf dem Gehweg und nur in Verbindung mit einer gültigen Haftpflichtversicherung, die derzeit an einer grünen Plakette zu erkennen ist.
Abschließend wurde eine Immobilie im Heusenstammer Weg angesprochen. Dort seien Überbelegungen festgestellt worden und die Umgebung vermüllt. Das Ordnungsamt kündigte auch hier verstärkte Kontrollen an. Entsorgte Fahrräder auf dem sanierten Spielplatz an der Scheffelstraße lässt Christian Loose durch den ESO abholen. Schließlich erfragte ein Besucher den aktuellen Stand zu den KWU Türmen am Kaiserlei. OB Schwenke erläuterte, dass es nach der Insolvenz des Eigentümers zu einem Stillstand der baulichen Aktivitäten gekommen sei. Derzeit führen die ABG FRANKFURT HOLDING und die Stadt Offenbach gemeinsam Gespräche über eine zukunftsorientierte und wirtschaftlich tragfähige Gestaltung des seit Jahren brachliegenden KWU-Geländes am Kaiserlei.
Die nächste Veranstaltung „OB vor Ort“ am Mittwoch, 4. Juni, um 19 Uhr, findet für die Stadtteile Bieber und Bieber Waldhof im Turnverein Bieber, Seligenstädter Straße 34, statt.