Bürgerreise in die japanische Partnerstadt Kawagoe mit Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke
22.10.2024
Anlässlich des 40. Jubiläums der Städtepartnerschaft zwischen Offenbach am Main und der japanischen Stadt Kawagoe im vergangenen Jahr, unternahmen 21 Offenbacherinnen und Offenbacher eine zehntägige Reise in das Land der aufgehenden Sonne mit dem Besuch mehrerer Städte und dem Abschluss in Kawagoe. Zum offiziellen Teil in Kawagoe reiste auch Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke.
Oberbürgermeister Schwenke betont: „Städtepartnerschaften sind ein kleiner, aber wichtiger Beitrag zum Frieden. Durch Bürgerreisen, bei denen Bürgerinnen und Bürger als Privatpersonen auf eigene Kosten mitreisen können, erleben wir andere Kulturen hautnah und fördern gegenseitiges Verständnis. Das ist leider auch in unserer heutigen Zeit weiterhin von großer Bedeutung.“
Partnerschaftsgelöbnis erneuert
Für den offiziellen Teil des Besuchs reiste Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke ebenfalls nach Japan. Bei einem Workshop in einer Druckerei, die eine Druckmaschine von MAN Roland verwendet, traf er den Geschäftsführer von manroland sheetfed Japan, Yasushi Kodama und tauschte sich mit diesem über die Situation von manroland Japan aus. Die Firmenzentrale und die große Produktion des zuletzt stark geschrumpften Druckmaschinenherstellers sind weiterhin in Offenbach.
Davor hatte die Reisegruppe den Kitain-Tempel mit seinen 538 Arhat-Statuen, das Rathaus der Stadt und einen Teil des seit 1999 unter Denkmalschutz stehenden alten Stadtkerns besichtigt.
Beim großen Empfang der Stadt Kawagoe für die Offenbacher Delegation unterzeichnete Schwenke mit Stadtverordnetenvorsteher Stephan Färber und den beiden Amtskollegen Bürgermeister Yoshiaki Kawai und dem Vorsitzenden des Stadtrats Kawagoe, Hidefumi Nakahara, die Erneuerung des Partnerschaftsgelöbnisses. Gemeinsam betonten alle vier in offiziellen Ansprachen die Bedeutung der partnerschaftlichen Beziehungen für beide Städte.
„Die Stadt Kawagoe und die Stadt Offenbach haben seit der Gründung ihrer Städtepartnerschaft im Jahr 1983 in verschiedenen Bereichen wie Jugend, Wirtschaft, Sport und Kultur zahlreiche Austauschaktivitäten durchgeführt und das gegenseitige Verständnis und die Freundschaft zwischen beiden Städten vertieft“, so Schwenke und Färber. In der Erneuerung des Partnerschaftsgelöbnisses heißt es: „Anlässlich dieses Jubiläums blicken wir mit Stolz auf die bisherigen Aktivitäten zurück und setzen einen neuen Schritt in Richtung der nächsten Jahre, um die freundschaftliche Bindung weiter zu vertiefen. Um diese fortzusetzen und an die junge Generation weiterzugeben, erklären wir, dass wir auch in Zukunft die Kulturen des jeweils anderen respektieren, voneinander lernen und eine noch reichhaltigere Freundschaft aufbauen möchten.“
Während des Empfangs traf Oberbürgermeister Dr. Schwenke außerdem den Vorsitzenden der Industrie- und Handelskammer in Kawagoe, Toshinori Hara, sowie den Offenbacher Oguzhan Ergün, der derzeit im Rahmen eines IHK-Austauschs ein dreimonatiges Praktikum in Kawagoe absolviert. Schwenke dankte der IHK Kawagoe für die intensive Zusammenarbeit mit der IHK Offenbach.
Auch die Delegation des über das Offenbacher Jugendamt organisierten Jugendaustauschs war an diesem Abend anwesend und präsentierte sich auf Wunsch der Gastgeber als Geste der Freundschaft mit einer Bühnenaufführung in den Kostümen von klassischen Samurai. Stadtverordnetenvorsteher Färber und OB Schwenke zollten den Jugendlichen ihren Respekt für deren Mut, die weite Reise in das fremde Land angetreten zu haben. Die Jugendlichen sind noch bis Freitag in ihren Gastfamilien.
Am nächsten Tag nahmen die Gäste aus Offenbach am traditionellen Kawagoe Hikawa Festival teil, dem Kawagoe Matsuri, das jährlich am dritten Oktoberwochenende stattfindet und auf eine mehr als 370-jährige Geschichte zurückblickt. Es ist sogar Teil eines UNESCO-Weltkulturerbes. Die Gruppe aus Offenbach zog dabei als Zeichen der gegenseitigen Freundschaft den offiziellen, kunstvoll gestalteten Festwagen der Stadt Kawagoe durch die historischen Straßen der Partnerstadt. Neben einem weiteren offiziellen Abendessen bestand in der verbliebenen Zeit für die Mitreisenden auch ein Zeitfenster, Kawagoe mit seinen touristischen und kulturellen Sehenswürdigkeiten in Kleingruppen zu erkunden. Mit dabei waren auch Jürgen Walther, der am ersten Jugendaustausch vor 40 Jahren teilgenommen hatte und Nezu Kazuhiro, der am Jugendaustausch vor 39 Jahren teilnahm und seitdem glühender Anhänger von Kickers Offenbach ist.
„Solche Bürgerreisen sind von unschätzbarem Wert, um die Beziehungen zwischen unseren Städten weiter zu stärken“, so Schwenke. „Zwei Redewendungen beschreiben das gut: „Reisen bildet“ und „Probieren geht über Studieren“, ergänzt Stadtverordnetenvorsteher Färber. Beide resümieren beispielhaft einige Punkte, die ihnen aufgefallen sind: „Dass in Japan der Platz optimal genutzt werden muss, ist allgemein bekannt, aber es ist beeindruckend, die eng gebauten Häuser ohne Abstandsregeln zu sehen. Durch die Enge gibt es auch wenig Grün, keine Außengastronomie und die Parkplätze sind in der Regel auf den Hausdächern. Ein anderer Punkt: Werbung ist überall äußerst bunt, oft blinkend und viel offensiver als bei uns. Auch tragen immer noch deutlich mehr als 10 Prozent der Menschen selbst in der Öffentlichkeit Masken.“ Besonders beeindruckt waren Färber und Schwenke von der Höflichkeit: „Selbst in engstem Gedränge wird niemand angerempelt. Autos, Fußgänger und Radfahrer bewegen sich extrem eng nebeneinander, ohne dass etwas passiert. Die Höflichkeit und das aufeinander Achten im Straßenverkehr, am Bus, in der Fußgängerzone, im Lokal – sie ist wirklich überall außergewöhnlich. Und: die Straßen sind ohne einen einzigen Mülleimer, weitgehend ohne Straßenreinigung, einfach sauber, weil die Menschen nichts wegwerfen. Von einem solchen Verhalten können wir in Europa und Offenbach leider nur träumen.“
Stadtverordnetenvorsteher ergänzt als persönliche Beobachtung: „Bemerkenswert ist auch die extrem akribische Einhaltung der frühen Schließzeiten in der Gastronomie. Die meisten Restaurants schließen um 21 Uhr und haben um 20:30 Uhr Last-Order. Danach bekommt man wirklich nichts mehr und man muss wirklich auf die Sekunde genau das Restaurant verlassen haben.“
OB Schwenkes persönliche Beobachtung galt dem Eis: „Bei dem so völlig anderen Essen fiel mir natürlich auf, dass bestimmt die Hälfte des Eises nicht aus Milch, sondern aus Süßkartoffeln oder Soja ist. Auch gibt es aus Wassereisblöcken geschabtes Eis. Probiert habe ich natürlich auch die anderen Eisvarianten – aber dann war ich froh, mit dem Übersetzer identifizieren zu können, was Milcheis war.“
Organisiert wurde die Bürgerreise von Bettina Jöst, die im Amt für Öffentlichkeitsarbeit für die Städtepartnerschaften zuständig ist. Begleitet wurde die Gruppe vor Ort von Manuel Dieter. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können eine E-Mail an bettina.joestoffenbachde senden, um über zukünftige Bürgerreisen informiert zu werden.
Reisegruppe besuchte vorher auch andere Städte
Die erste Etappe der Reise führte die Gruppe in Japans Hauptstadt Tokio. Dort besuchten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Tempel und Schreine sowie Sehenswürdigkeiten wie die Aussichtsplattform im Rathaus von Tokio, die berühmte Shibuya-Kreuzung und das moderne Digital Art Museum. Ein besonderes Erlebnis war die Teilnahme an einer traditionellen Teezeremonie.
Bevor die Gruppe weiter in die Partnerstadt Kawagoe reiste, standen Besuche traditioneller Dörfer auf dem Programm, von denen aus ein beeindruckender Blick auf Japans höchsten Berg, den Fuji, möglich war. Im hoteleigenen „Onsen“, einem traditionellen Thermalbad mit 42 Grad warmem Quellwasser, konnten die Mitreisenden am Abend entspannen. Ein weiteres Highlight war die Fahrt auf einem Piratenschiff über den Ashi-See sowie eine Seilbahnfahrt zum Owakudani-Tal, einem vulkanischen Tal mit zahlreichen heißen Quellen. Im Hakone-Open-Air-Museum hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, Werke internationaler Künstler zu besichtigen.