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Stadt Offenbach

Neuer Standort für das Bieberer Amulett

17.09.2024

Die Skulptur des Bieberer Amuletts hat eine neue Heimat gefunden. Nach der Umsetzung durch die Sparkasse Offenbach lädt die Stadt Offenbach für Samstag, 5. Oktober, ab 15 Uhr zu einer kleinen Feier am neuen Standort vor der St.-Nikolaus-Kirche (Rathausgasse 39) ein. Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke betont: „Das Bieberer Amulett ist ein wichtiges Zeugnis der Geschichte Biebers und genießt bei vielen Menschen im Stadtteil einen hohen Stellenwert. Deshalb ist es der Stadt und auch mir persönlich sehr wichtig.“ Bislang stand die Skulptur, die an das kleine Original im Haus der Stadtgeschichte erinnert, vor dem Gebäude der Sparkasse an der Aschaffenburger Straße. Weil sie dem Umbau der Filiale weichen musste, hat die Stadt in enger Abstimmung mit engagierten Menschen aus Bieber einen neuen Standort mit einer ähnlich bedeutsamen Historie ausgewählt.

„Auf dem Platz, an dem bis zur Zwangseingemeindung das Bieberer Rathaus stand, hat das Wahrzeichen Biebers einen würdigen Platz gefunden“, findet Schwenke. „Seit kurzem stehen dort nun auch zwei neue Sitzbänke. Eine Bank wurde vom ehemaligen Gesangverein Frohsinn gespendet, wofür ich Petra Zahn vom früheren Vorstand des Vereins meinen großen Dank ausspreche. Zudem soll der Platz im Herbst neu bepflanzt werden und eine Infostele wird künftig über das Amulett und das frühere Bieberer Rathaus informieren.“ 

Zunächst wurde bei der Stadt darüber nachgedacht, erst dann zu einer offiziellen Einweihungsfeier zu laden, wenn alles fertig ist. „Aber so lange wollen wir jetzt nicht warten, denn das Entscheidende, das Amulett, steht ja schon da. Deswegen freue ich mich, mit allen Interessierten am 5. Oktober zu einer kleinen Feier an Ort und Stelle zusammenzukommen“, so Schwenke. Der OB freut sich ausdrücklich sehr, dass Manfred Kurt und Rudolf Sitzmann auf Anfrage sehr gerne an der Feier teilnehmen werden und auch bereit sind, ihr wertvolles Wissen einzubringen. „Ihnen beiden ist es zu verdanken, dass das Amulett vor einigen Jahren gefunden wurde. Diese Geschichte wird auch Inhalt unserer Feier sein.“ 

Weiterhin hat sich Dominic Biste vom Vorstand der Sparkasse Offenbach angekündigt, der nochmals auf den Umbau der Filiale und den Übergang der Skulptur eingehen wird – denn diese hat die Sparkasse im Zuge der Umsetzung an die Stadt geschenkt. Der offizielle Schenkungsvertrag wird während der Feier unterzeichnet. Zukünftig ist vorgesehen, dass der Bieberer Heimatverein und die Dr.-Alfred-Kurt-und-Dr.-Gunhild-Kurt-Stiftung die Patenschaft für die Skulptur übernehmen. 

In den kommenden Tagen werden über die Bieberer Vereine und Gewerbetreibenden Einladungsflyer für die öffentliche Veranstaltung verteilt. Für die Dauer der Feier (rund zwei Stunden) wird die Rathausgasse in Höhe der Kirche für den Durchgangsverkehr gesperrt, nur Anliegerinnen und Anlieger dürfen zu ihren Liegenschaften fahren. Die Langener Straße bleibt zwar für den Verkehr als wichtige Nord-Süd-Verbindung geöffnet, je nach Andrang könnte es aber im Bereich der Veranstaltung zu einer größeren Menschenansammlung kommen. Ortskundige werden deshalb gebeten, am Samstagnachmittag nach Möglichkeit die Langener Straße zu meiden. 

Beginn der Veranstaltung ist um 15 Uhr. Neben einem kleinen musikalischen Begleitprogramm organisiert das Amt für Öffentlichkeitsarbeit Speisen und Getränke.

Das Bieberer Amulett

Das Bieberer Amulett ist ein Schmuckstück aus der Bronzezeit zwischen 2.300 und 750 vor Christus. In jener Zeit war die Arbeit mit Metallen nicht neu, denn bereits in der Jungsteinzeit verarbeiteten Menschen schon Gold und Kupfer zu Schmuck. Für Waffen oder Werkzeuge eigneten sich diese Metalle aber nicht, weil sie zu weich waren. In der Bronzezeit entdeckte der Mensch schließlich jenes viel härtere Mischmetall aus Kupfer und wenig Zinn, das der Bronzezeit hinterher ihren Namen verlieh. 

Die frühe Bronzezeit ist in Offenbach bislang nicht durch Funde dokumentiert. In der Späten Bronzezeit (1250 - 750 v. Chr.) setzte sich die Sitte durch, die Toten zu verbrennen und deren Asche in Flachurnengräbern zu bestatten. In der Bieberer Gemarkung sind Urnenfriedhöfe nachweisbar, die zu Siedlungen gehörten. Steinkistengräber belegen durch ihre reichen Grabausstattungen, dass die überwiegend von Bauern geprägte Gesellschaft zunehmend „Adlige“ herausbildete, die vielleicht durch die Kontrolle von wichtigen Rohstofflagern, Handwerks- und Handelsplätzen eine Machtposition behaupteten. Die Grabausstattungen zeugen von der Existenz hervorgehobener Familien und damit auch in unserer Gegend von dem Beginn sozialer Differenzierung. 

Aus einer dieser Bestattungen stammt das Bieberer Amulett als Grabbeilage. Das Original ist gerade einmal 4,5 Zentimeter groß und wurde aus rundem Bronzedraht gebogen. Vermutlich formte man um einen Holzstab einen Ring. Die überstehenden Enden wurden einmal verdreht und anschließend seitlich zwei Schlaufen gebildet. Zum Schluss wurden die Enden wieder zusammengeführt und zweimal verdreht. Die letzte Verdrehung blieb geöffnet. Abschließend wurden die seitlichen Teile des Ringes flachgehämmert. Ohne viel Fantasie und Deutung erkennt man eine stilisierte Menschengestalt mit großem Kopf, angewinkelten Armen und kurzen Beinen. Ähnliche Amulette kennt man auch von anderen Fundstellen, diese wurden allerdings im Bronzegussverfahren hergestellt.

Das Bieberer Amulett wurde 1979 in Bieber durch Manfred Kurt und den früheren Landwirt Rudolf Sitzmann in einer ungewöhnlichen Ansammlung von Kalksteinen entdeckt. Eine Grabung der archäologischen Arbeitsgemeinschaft Offenbach legte ein Steinkistengrab frei, das zu einem etwa 30 Gräber umfassenden Gräberfeld gehörte. Zu den weiteren Grabbeilagen zählten ein Keramikschälchen und mehrere Bronzegegenstände: Messer, ein Beinring und weitere Bronzefragmente. Die bedeutendste Grabbeilage war jedoch ein kleines Amulett, das seither im Haus der Stadtgeschichte aufbewahrt wird. Dort sind Repliken in Bronze, Silber und als Ohrstecker ab 10 Euro erhältlich: www.offenbach.de/hds-webshop

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