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Stadt Offenbach

Der Kreislauf des Wassers - Grundwasser und Oberflächengewässer

An der Bieber

Durch Verdunstung an den Oberflächen der Meere und des Festlandes
gelangen ständig unvorstellbare Mengen von Wasser in die Atmosphäre.
Abgekühlt kondensiert der Wasserdampf zu Wolken und fällt schließlich als
Tau, Regen oder Schnee wieder auf die Erdoberfläche. Ein Teil fließt ab oder
verdunstet alsbald wieder, vieles versickert in den oberen Bodenschichten
und wird von Pflanzenwurzeln aufgesaugt. Der Rest sickert tiefer, der
Schwerkraft folgend, bis er auf undurchlässige Schichten stößt. Durch den
Rückstau an einer wasserundurchlässigen Schicht füllen sich die Poren des
darüber lagernden Bodens bis zur Sättigung: Es bildet sich Grundwasser.

In geneigtem Gelände beginnt das Grundwasser zu fließen, bis es an einer
tiefer gelegenen Stelle als Quelle wieder an die Erdoberfläche tritt. In unserem Gebiet tritt Grundwasser oft über größere Flächen ohne klar erkennbare
Austrittsöffnung als Sickerquelle zu Tage. Meist findet sich hier eine als
Quellsumpf bezeichnete typische Pflanzengemeinschaft. Seltener ist bei uns
am Grund kleiner Quellmulden sprudelnd aufsteigendes Wasser in Trichter-
oder Topfquellen zu beobachten. Grabungen und Bohrungen, in denen Grundwasser durch menschliche Tätigkeit erschlossen ist, werden Brunnen genannt.

Nach Erreichen der Erdoberfläche fließt das Quellwasser, der Geländeneigung
folgend, als Bach hangabwärts. Durch Vereinigung mehrerer Bäche entsteht ein Fluss, der immer neue Nebengewässer aufnehmen oder selbst wieder in einen größeren Fluss münden kann. Einem unverbindlichen Brauch folgend, wird ein Fluss, der in ein Meer mündet, Strom genannt. Zur Ableitung hoch anstehenden Grundwassers werden häufig Gräben als künstliche Fließgewässer angelegt. Oft bestehen diese nicht ganzjährig oder sogar nur über einen kurzen Zeitraum als temporäre Fließgewässer. Große Teile der Offenbacher
Wälder und viele landwirtschaftlich genutzte Flächen sind von solchen, in früheren Jahrhunderten angelegten Entwässerungsgräben durchzogen. An ihren Rändern haben sich ähnliche Pflanzengemeinschaften entwickelt wie an Bächen und Teichufern, so dass sie nur noch durch ihren geraden Lauf als künstliche Gewässer erkennbar sind.

Gewässer, die gänzlich von festem Land umgeben sind, werden als Stillgewässer
oder stehende Gewässer bezeichnet. Zu- und Abflüsse sind in ihrer Wasserführung gegenüber dem Volumen des stehenden Wassers von untergeordneter
Bedeutung. Auf natürliche Weise bilden sich stehende Gewässer in abflusslosen Mulden, deren Sohle unter dem Grundwasserspiegel liegt. Durch Bodenverlagerungen bei Überschwemmungen oder Bauarbeiten können Abschnitte von Fließgewässern abgetrennt werden. Dadurch entsteht ein besonderer Typ von stehenden Gewässern, die Altwässer.

Fast alle stehenden Gewässer Offenbachs sind durch menschliche Eingriffe entstanden: Sie wurden durch Gewinnung der vom Main abgelagerten Kiese, Sande und Tonvorräte bis unter den Grundwasserspiegel, einige auch durch den Aufstau von kleinen Bächen geschaffen. Für Amphibien, Libellen und Wasserkäfer wurden in staunassen Böden im Südosten Offenbachs seit 1997 mehrere flache Tümpel angelegt. Innerhalb kurzer Zeit haben sich hier ökologisch wertvolle Feuchtgebiete entwickelt. Im Wald südlich Offenbachs finden sich kleinere, kreisrunde Tümpel, die im 2. Weltkrieg durch Detonation schwerer Sprengbomben entstanden sind. Viele dieser Bombentrichter wurden schon kurz nach Kriegsende und während der starken Bautätigkeit bis zum Ende der 1950er Jahre mit Erdaushub, Bauschutt und Abfällen wieder verfüllt, in anderen sind artenreiche Gewässerbiotope entstanden. Lediglich geringe Bedeutung für die Tier- und Pflanzenwelt haben dagegen mit Beton oder Folien abgedichtete künstliche Gewässer. Nur ständige Wasserzufuhr und Reinigung können hier störungsanfällige, unbeständige Lebensgemeinschaften erhalten.

Hoher Grundwasserstand mit zeitweiliger Überflutung und gutem Nährstoffangebot
im Boden führt zur Entwicklung einer speziellen Vegetation, in der Binsen, Rohrkolben, Sauergräser oder Schilf das Landschaftsbild prägen und Sumpfschwertlilie, Mädesüß, Blutweiderich und Sumpfdotterblume bunte Farbtupfer bilden. Solche Lebensräume werden als Sümpfe bezeichnet. Ist der Boden fest genug, um Staunässe vertragenden Bäumen wie Erlen oder Birken genügend Halt zu bieten, kann sich hier ein Bruchwald entwickeln.

Nasse Bereiche über nährstoffarmen Böden fördern das Auftreten der anspruchslosen Torfmoose, in deren Polstern sich dann auch andere seltene
Pflanzen entwickeln können. Bei anhaltend hohem Wasserstand können die
Torfmoose mächtige Schichten bilden, die nach oben immer weiter wachsen,
während sie am unteren Ende absterben, ohne vollständig zu verrotten. So
entsteht zunächst ein Flachmoor, das sich allmählich zum Hochmoor weiter
entwickeln kann.

Stand August 2021

Text stammt aus der Broschüre "Offenbach und seine Gewässer - eine mehr als tausendjährige Beziehung" aus dem Jahr 2016



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