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Stadt Offenbach

Hainbach mit Wildhofbach, Buchhügelgraben, Buchhügelteich und Tempelseeweiher

Am Hainbach

Hainbach, Wildhofbach und Buchhügelgraben

Der Hainbach entspringt am Dreiherrenstein im Neu-Isenburger Ortsteil Gravenbruch. Seine Quelle ist mit einem Versorgungsgebäude überbaut. In östlicher, später nordöstlicher Richtung, durchquert der begradigte Quellbach einen kaum zugänglichen, naturfernen Fichtenmischwald und eine Waldlichtung und erreicht nach 750 Metern die Autobahn Frankfurt- Würzburg. Nach Unterquerung der Autobahn fließt er über 650 Meter fast geradlinig weiter durch artenarmen Wirtschaftsforst und einen Erlenbestand bis zur Landesstraße 3001, der Dietzenbacher Straße. Feinkörnige, nährstoffarme Flugsande bilden den Bachgrund. Ein verfallener Erdwall am Ende einer lang gestreckten Mulde westlich der Straße begrenzt eine heute verlandete Teichanlage, den ehemaligen Deutschherrenweiher. Der Bereich von der Quelle bis zur Dietzenbacher Straße ist kaum durch Wege erschlossen und ohne landschaftliche Besonderheiten.

Nordöstlich der Dietzenbacher Straße ändert sich das Landschaftsbild: Zwischen alten Eichen, Eschen, Hainbuchen und den seltenen Flatterulmen hat sich der Hainbach auf einer Länge von etwa 1.100 Metern in vielen Windungen durch eine leichte Anhöhe gegraben. Quarzit- und Sandsteinkiesel im Bachgrund zeigen, dass der Hainbach hier durch Gerölle aus Odenwald und Spessart fließt, die der „Ur-Main“ hierher transportiert hat. Mehrere Quellabflüsse ergießen sich in den Bach. Stellenweise gabelt sich dieser und fließt über kurze Strecken in mehreren Armen. Ausgedehnte Quellsümpfe mit reichem Pflanzenwuchs unter knorrigen Bäumen lassen die Nähe der Großstadt vergessen.

Auch dieser natürlich anmutende Abschnitt der Bachaue trägt jedoch Spuren einer alten Nutzung: Reste gemauerter Quellfassungen sind letzte Zeugnisse der im späten 19. Jahrhundert hier betriebenen Trinkwassergewinnung für die wachsende Offenbacher Bevölkerung. Ein verfallener Erdwall parallel zum Bachlauf bedeckt die rostigen Überbleibsel der gusseisernen Wasserleitung. In trockenen Jahren kann es vorkommen, dass der Hainbach über kurze Strecken in den alten Rohren verschwindet. Am Ende dieses „urigen“ Bachabschnitts mündet von rechts der Wildhofbach.

Der Wildhofbach entspringt im „Wald um den Wildhof“ nördlich der Landesstraße 3117 (Isenburger Schneise). Vor der südlichen Wildhofwiese teilt er sich in zwei Gräben mit geringer Wasserführung. Oft sind die beiden Gräben sogar trocken, da das meiste Wasser in diesem Bereich in den porösen Flugsanddecken unterirdisch nach Nordosten sickert. Erst nach der Unterquerung der südlichen Dietzenbacher Straße fließt das Wasser in zwei parallelen Armen durch die nördliche Wildhofwiese und stark versumpften Wirtschaftsforst, wo sich die beiden Arme wieder vereinigen. In nordöstlicher, später in nördlicher Richtung, führt der Lauf dann zur Autobahn. Dieser Abschnitt ist schwer zugänglich und wenig reizvoll.

Nach der Unterquerung der BAB 3 ändert sich der Charakter des Wildhofbaches zunächst kaum. Auch der erneute Richtungswechsel nach Nordwesten erfolgt in einem künstlichen Bett. Nur der kurze Abschnitt in einem älteren Buchenmischwald südlich des Müllerweges wirkt naturnah. Von der nahen BAB 3 in den Wildhofbach abgeführtes Niederschlagswasser kann diesen bei starkem Regen kurzfristig so stark ansteigen lassen, dass es zur Überflutung des Waldes und Hochwasserwellen im Hainbach kommt.

Nach der Vereinigung von Hain- und Wildhofbach beginnt mit einer 50 Meter langen Verrohrung ein weiterer begradigter Bachabschnitt. Östlich dieser Verrohrungsstrecke steht ein altes Backsteingebäude, die ehemalige Pumpstation „Hainbachtal“ der alten Trinkwassergewinnungsanlagen. Nach wechselvoller Geschichte wird dieses Gebäude derzeit von einem Künstler bewohnt. Ab hier verläuft der Hainbach links neben einem Spazierweg 600 Meter lang begradigt in nördlicher Richtung bis zur Waldstraße gegenüber der Stadthalle. Nach kurzem Fußweg mündet von rechts der Ablauf des Schäferborns, einer im späten 19. Jahrhundert gefassten Quelle, deren Umfeld mit Bänken und einem steinernen Tisch früher bei Spaziergängern ein beliebter Rastplatz war. Zwischen alten Eichen und Hainbuchen sind rechts des Weges noch einige Windungen des ursprünglichen Bachlaufes zu erkennen. Neben anderen seltenen Pflanzen ist hier als große botanische Kostbarkeit ein kleiner Bestand des urtümlich anmutenden Winterschachtelhalms, einer Charakterpflanze großer Flussauen, zu finden.

Nach der Unterquerung der Waldstraße verläuft der Hainbach in einer öffentlichen Grünanlage, anschließend zwischen Kleingärten und den Volieren eines Kleintierzuchtvereins in überwiegend nördlicher Richtung bis zum stark befahrenen Spessartring. Dieser bis vor wenigen Jahren stark verbaute Gewässerabschnitt wurde 2007 renaturiert und bietet heute mit Altwässern, extensiv gepflegten Wiesen und Gehölzen ein Mosaik unterschiedlichster Biotoptypen. Das verbreiterte Bachbett kann Hochwasserwellen aufnehmen. In einem kleinen Erlenbruchwald, etwa 650 Meter nördlich der Waldstraße, mündet links der von Osten zuströmende Buchhügelgraben.

Der Buchhügelgraben

Der Buchhügelgraben entspringt als Entwässerungsgraben am Rand des Amerikawaldes und nimmt auf seinem rund 1 km langen Lauf zwischen dem Höhenzug des Buchhügels und dem Ortsteil Tempelsee weiteres Sickerwasser auf. In seinem östlichen Abschnitt hat ein botanisches Kleinod, das Ruhr-Flohkraut, sein einziges Vorkommen in Offenbach. Im Jahr 2003 wurde er in einem aufwändigen Modellversuch aus seinem weitgehend befestigten Bett befreit und verläuft jetzt durch wertvolle Biotopstrukturen mit Röhrichtbeständen und Feuchtwiesen. Als Fluttümpel bezeichnete flache Mulden an seinem nördlichen Ufer füllen sich nur bei feuchter Witterung. In diesen wechselfeuchten Lebensräumen haben sich spezialisierte Lebensgemeinschaften entwickelt. Westlich eines kleinen Erlenwäldchens mündet er in den Hainbach.

Buchhügelteich

Umgeben von Gehölzen wurde hier vor gut 20 Jahren ein mit Teichfolie abgedichtetes Kleingewässer als Projekt einer Beschäftigungsinitiative für Langzeitarbeitslose angelegt und mit Sumpf- und Wasserpflanzen gestaltet. Obwohl dieser Teich von künstlicher Wasserzufuhr abhängig ist, entwickelte sich hier binnen kurzer Zeit ein artenreiches Tierleben. Grasfrosch, Springfrosch und Wasserfrosch sowie der Teichmolch pflanzen sich hier regelmäßig fort, und auch Wasserschnecken, Libellen, Schwimmkäfer und Wasserwanzen haben hier einen neuen Lebensraum gefunden. Wegen seiner geschützten Lage und Schönheit ist der Teich ein beliebtes Ausflugsziel von Spaziergängern, Kindergartengruppen und Schulklassen. Eine ständige Gefährdung der reichen Gewässerfauna stellen auf Grund ihres großen Appetits mehrere fremdländische Wasserschildkröten dar, die von unvernünftigen Tierhaltern leider auch hier eingesetzt wurden.

Tempelseeweiher

In der nördlichen Hälfte des Stadtteils Tempelsee, umgeben von Siedlungshäusern und Hausgärten, liegt in einer 3 ha großen Grünanlage ein 3.400 großer Grundwasserteich. Dieser besteht aus einem größeren östlichen Abschnitt und einem etwas kleineren westlichen Teil. Beide sind durch einen schmalen Kanal verbunden. In niederschlagsreichen Jahren treten am südwestlichen Ufer gelegentlich Sickerquellen aus.

Grünanlage und Teich verdanken ihre Entstehung dem hier früher betriebenen Abbau von Tonmergel als Rohstoff zur Zementherstellung in der benachbarten Zementfabrik. Nach der Schließung des Zementwerks entstand zwischen 1925 und 1933 die Wohnsiedlung Tempelsee als großes soziales Wohnungsbauprojekt: Auf Grundstücken, die von der Stadt Offenbach in Erbpacht vergeben wurden, konnten hier Erwerbslose im Rahmen eines öffentlichen Beschäftigungsprogramms einfache Siedlungshäuschen mit Nutzgärten für ihre Familien errichten.

Auf dem alten Grubengelände wurde vom städtischen Gartenamt ein Bürgerpark mit Teich, reichem Baumbestand, Rasenflächen und Spazierwegen angelegt.

Die Grünanlage und das Gewässer waren bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts von zahlreichen Vögeln, Amphibien- und Insektenarten besiedelt. Über dem Teich schwirrten im Hochsommer zahlreiche Libellen; Gelbrand, Wasserskorpion, Posthornschnecke und viele andere Wassertiere bildeten eine artenreiche Unterwasserfauna. Selbst die längst verschollene Knoblauchkröte pflanzte sich hier früher fort, und im Schilfröhricht, Bäumen und Sträuchern brüteten zu dieser Zeit noch Teichrohrsänger, Nachtigall und Pirol. Mit der Zunahme des Straßenverkehrs begannen die großen Verluste unter den Amphibien, die auf ihrer alljährlichen Laichwanderung die Straßen überqueren mussten. Auch der Ersatz einheimischer Baumarten durch fremdländische Gehölze mit teilweise giftigen Blättern und Umbaumaßnahmen am Gewässer und seinen Ufern haben die Lebensraumfunktionen für die Tierwelt in den letzten Jahrzehnten erheblich gemindert. Laubfall der umstehenden Gehölze und übermäßige Fütterung der Wasservögel durch Spaziergänger führten zu einer Verschlechterung der Wasserqualität. Sanierungsmaßnahmen sind bereits abgeschlossen.

Stand August 2021

Text stammt aus der Broschüre "Offenbach und seine Gewässer - eine mehr als tausendjährige Beziehung" aus dem Jahr 2016



Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz

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Kaiserstraße 39
63065 Offenbach

Hinweise zur Erreichbarkeit

S-Bahn-Linien 1, 2, 8, 9 (Haltestelle Offenbach Marktplatz) Buslinien 103, 104, 108, 551, 41 (Haltestelle Rathaus)

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