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Stadt Offenbach

1993: Die Geschichte der Industriebahn geht zu Ende

Mit ihrer Betriebseinstellung zum 31. 12. 1993 ging die fast 75jährige Geschichte der Industriebahn zu Ende. Die etwa 10 Kilometer lange Strecke zwischen Ostbahnhof und Sprendlinger Landstraße mit ihren verschiedenen Abzweigungen verband insgesamt 18 Betriebe mit der Fernbahnstrecke der Frankfurt-Bebraer-Bahn.

Die "Laufkatze" für Schwertransporte

Der wirtschaftliche Aufschwung, den Offenbach im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts erlebte, brachte auch den Bedarf nach schnell nutzbaren Schienenverbindungen durch die verschiedenen Firmen mit sich. Die Fertigstellung von Hafen (1902), Schlachthof (1904) und Güterbahnhof (1919) gaben weitere Impulse.

Die Industriebahn hatte allerdings schon eine Vorgängerin: Bereits 1885 erhielt die Firma Feege & Gotthard die Genehmigung zur Errichtung einer Pferdebahn von ihrer Zementfabrik an der Waldstraße. Die Bahn wurde auch von der Dampfkesselfabrik Gustav Rochow (Waldstr. 85) und der Seifenfabrik J. P. Haas jr. (Waldstraße 185) genutzt. Diese private Industriebahn, 1887 in Betrieb genommen, ist als „Gotthardbahn“ in die Stadtgeschichte eingegangen.

Die eigentliche Industriebahn wurde in drei Bauabschnitten errichtet:

Waldstraße – Senefelderstraße 1917/18,
Senefelderstraße – Sprendlinger Landstraße 1918/19 und
Waldstraße – Anschluß Rodgaubahn 1919/20.
Nach der gedruckten Dienstanweisung aus dem Jahre 1929 „zweigt (sie) km 1,9 der Nebenbahnstrecke Offenbach (M) Hbf.-Oberroden östlich des Hp. Offenbach Ost mittels der einfachen Rechtsweiche Nr. 5 ab.“

Die erste Firma, die dort angeschlossen war, ist die Faßgroßhandlung Reichard gewesen; die Firmen, die mit Abzweigungen jenseits der Sprendlinger Landstraße lagen, waren Loos, Fredenhagen und Stöhr. Dazwischen lagen für die Offenbacher Wirtschaft so bedeutende Betriebe wie die Maschinenfabrik Hartmann, die Portland Zementwerke, die Schleifmaschinenfabrik Friedrich Schmaltz, die Fabrik für Schmirgelmaschinen Mayer & Schmidt (MSO), die Hammonia Stearin-Fabrik oder die Fabrik für Gummilösungen vorm. Otto Kurth. Auch der Schlachthof erhielt einen eigenen Anschluß.

Das höchste Frachtaufkommen lag bei 48.530 Tonnen im Jahre 1965, im Jahr der Stillegung waren es dagegen nur noch 7.750 Tonnen; der letzte betriebliche Nutzer ist die Firma Lavis gewesen.

Insgesamt bietet damit die Liste der Anlieger fast das gesamte Spektrum der Offenbacher Industrie, wenn auch die meisten Unternehmen heute nicht mehr existieren

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