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Stadt Offenbach

Der neue Aliceplatz (ab 1945)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhält der Horst-Wessel-Platz bereits am 12. Mai 1945 seinen früheren Namen zurück: Aliceplatz. Viele Gebäude auch in der Frankfurter Straße sowie der Großen Marktstraße sind durch Bombenangriffe zerstört oder schwer beschädigt worden. Darunter sind das Stadthaus, das westliche Eckhaus Aliceplatz / Frankfurter Straße, das Verlagshaus der Offenbacher Zeitung und viele weitere. Das Postamt
sowie das einst fürstliche Eckhaus haben den Krieg hingegen unbeschadet überstanden.
1958 lässt die Stadt das Viktoria-Denkmal auf den Alten Friedhof verlegen. Mit dem schnell
wachsenden Autoverkehr wird der einstige Platz zur mehrspurigen Durchgangsstraße mit
vielen Parkplätzen umgebaut, 1971 entsteht am Südende ein wuchtiges Parkhaus.

Bis etwa 1967 werden auch die letzten intakt gebliebenen historischen Häuser durch moderne Neubauten ersetzt. Die Südseite prägt das ebenfalls neu errichtete Verlagshaus der Offenbach Post. Das 1971 eröffnete Rathaus am nun erweiterten Nordende des Platzes definiert die Achsen des Aliceplatzes neu. 1975 wird auch der 1902 gebaute Seitenflügel des Postamts durch einen im Stil des Brutalismus entworfenen Neubau ersetzt. Der Wiederaufbau ist ein Neuentwurf.

„Der Wahl des Standortes des Rathauses im Herzen der Stadt kommt eine besondere Symbolkraft zu, da hier im Schnittpunkt aller gesellschaftlich wirkenden Kräfte dem Willen zur städtebaulichen Neugestaltung sichtbarer Ausdruck verliehen wird.“ (Aus der Urkunde zur Grundsteinlegung des Rathauses, 1968)

„Achtzig Jahre lang hat das Denkmal das Gesicht des Aliceplatzes beherrscht“ (Offenbach Post, 10.6.1958)

Am 9.6.1958 wurde das Viktoria-Denkmal am Aliceplatz niedergelegt und auf dem Alten Friedhof aufgestellt. Das frühere Postkartenmotiv und der beliebte Treffpunkt „am Engel“ waren damit verschwunden.

„Die Offenbacher Stadtverordneten haben beschlossen, dem Kriegerdenkmal auf dem Aliceplatz, das, eingeklemmt zwischen Autos und Kiosk, keineswegs mehr einen schönen Anblick darstellt, auf dem Alten Friedhof einen würdevolleren Standort zu geben.“ (Offenbach Post, 10.5.1958)

Das zerstörte Stadthaus sowie der dahinter liegende Stadthof wurden Anfang der 1950er Jahre abgerissen. Die Trümmer der westlichen Frankfurter Straße mit den beiden Traditionsgeschäften Steinmetz’sche Buchhandlung und Löwenapotheke wurden in dieser Zeit von modernen Flachbauten ersetzt. 1989 ließ die Eignerfamilie der Löwenapotheke über dem Eingang ein Glockenspiel errichten, das um 11, 12, 17 und 18 Uhr schlägt. 1994 wurde das Gebäude der Apotheke auf vier Stockwerke vergrößert und ist seitdem auch ein Ärztehaus. Seit 1998 steht neben der Löwenapotheke auf dem Platz des früheren Stadthauses die Bronzeskulptur „Krieh die Kränk“ des renommierten Aachener Bildhauers Bonifatius Stirnberg. Gestiftet hat sie die Apothekerfamilie Hoefer.

Der schnell wachsende Autoverkehr veränderte den Platz innerhalb nur weniger Jahre: Bereits 1958 wurden die ersten Parkautomaten Offenbachs am Aliceplatz vor dem Postamt aufgestellt. Der Platz entwickelte sich nach dem
Anlegen von mehreren Fahrspuren zur vielbefahrenen Durchgangsstraße mit zahlreichen Parkplätzen.

Die Große Marktstraße veränderte sich ab den 1960er Jahren zu einer engen Straße mit vielen Läden und sehr viel Autoverkehr, dazu mit Fußgängern und Radfahrern.

Zum letzten Mal wurde 1967 ein historisches Haus am Aliceplatz abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Darin befindet sich heute das Café Veres.

Das fürstliche Eckhaus sowie das Postamt waren spätestens seit 1975 komplett von Nachkriegsarchitektur umgeben. Die Anzeige des großen Gardinen- und Bodenbelag-Geschäfts Gerhardt aus dem Jahr 1961 (oben l.) zeigt dies deutlich. Das Modehaus Hassert führte – neben der Löwenapotheke – als eines der wenigen alteingesessenen Geschäfte am Aliceplatz seinen Betrieb auch in der Nachkriegszeit weiter. Im Jahr 1999 gab es seinen Betrieb auf. Viele weitere Läden und Filialisten hatten dort bereits geschlossen.

1975 erhielt das Postamt einen Erweiterungsbau im damals modernen Stil des Brutalismus,für den der 1902 errichtete, historische Seitenbau an der Großen Marktstraße abgerissen wurde.

Nach langer politischer Diskussion wurde 1995 von den Stadtverordneten die Rückführung des Platzes in eine Fußgängerzone beschlossen. Im ersten Schritt der Umbauarbeiten zum Ende der 1990er Jahre blieb zunächst eine große Parkplatzfläche am Südende des Aliceplatzes erhalten. Die Umwandlung zur Fußgängerzone wurde 2005 abgeschlossen.
2009 eröffnete das vom Architektenbüro Novotny Mähner Assoziierte (NMA) entworfene Einkaufszentrum KOMM mit 22.000 Quadratmetern Fläche, Gastronomie, Parkdeck sowie Arztpraxen.

Im August 2011 luden erstmals 45 rote Outdoor-Sessel auf dem Aliceplatz zum Ausruhen ein. Den ganzen Sommer blieben die „Little Alberts“ dort stehen und wurden im Winter im KOMM eingelagert. Die Idee zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität hatte eine Arbeitsgruppe zur Belebung der Innenstadt.
Zu ihr gehörten die Stadtgestalterin Hanne Münster-Voswinkel sowie Mitglieder der „Aktiven Innenstadt“, des „Karree“, der Industrie- und Handelskammer, der Lokalen Agenda 21 und der Aktion „Besser leben in Offenbach“.

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