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Stadt Offenbach

Vom Fürstensitz zum Fabrikplatz (1816 – 1858)

Mit dem Ende der Herrschaft des Fürstentums Isenburg nimmt Offenbach einen gewaltigen Aufschwung. Zwischen 1816 und etwa 1916 verzehnfachte sich die Zahl seiner Einwohner von etwa 6.000 auf rund 60.000. Dazu förderte die großherzoglich-hessische Regierung mit aller Kraft die Entwicklung des Handels, des Gewerbes und der Manufakturen. Vorschriften und Bestimmungen aus fürstlicher Zeit ließ sie ersatzlos streichen, um den Unternehmern neue Freiheiten einzuräumen. 1819 wurde die Schiffsbrücke über den Main ins Fürstentum Kurhessen-Kassel eröffnet, um den Handel zu befördern.

Dazu legte sie 1823 die „Altgemeinde“ und die „Neugemeinde“ zusammen, also die zuvor juristisch und politisch getrennten, alteingesessenen Anwohner und die Bewohner der neuen Bauquartiere. Auch das traditionell-fürstliche Oberschultheißenamt wurde abgeschafft. Zum ersten gemeinsamen, ehrenamtlichen Bürgermeister der Alt- und Neugemeinde wurde der Unternehmer Peter Georg d‘Orville ernannt.

Der Neue Marktplatz veränderte in den folgenden Jahrzehnten dagegen nur sehr langsam sein Gesicht. Er wurde weder verändert noch gepflastert. Auf seiner Westseite entstanden lediglich drei schlichte Mehrfamilienhäuser, in denen meist Handwerker, Selbständige oder Portefeuille-Arbeiter wohnten. Der Platz an der Fürstenresidenz wandelte sich vor allem mit der Entwicklung der Manufaktur Jacob Mönch & Compagnie auf dem Areal des früheren fürstlichen Gartens innerhalb weniger Jahre zum Fabrikplatz. Nur sein Name verändert sich: Aus dem Neuen Markt wurde der Paradeplatz. 1825 erschien dieser Name erstmals in Andreas Demians Beschreibung des Großherzogtums Hessen.

Der „Paradeplatz“ war damals lediglich die militärische Funktionsbezeichnung eines Platzes, der in vielen Städten später ins Straßennamensverzeichnis übernommen wurde. Der Paradeplatz war ein großer Aufmarschplatz, bei dem zum Appell alle Soldaten die seltene Gelegenheit bekamen, ihren General oder obersten Befehlshaber zu sehen und seine Befehle zu vernehmen. Später wurde er in Offenbach auch als „Waffenplatz“ bezeichnet. Das war ein im Kriegsfall vor Angriffen geschützter Aufmarschplatz mit guten Ausfall- und Rückzugsmöglichkeiten sowie einem Lazarett. Ob der Platz jemals von der hessischen Garnison in der Kaserne an der Bieberer Straße für Übungen genutzt wurde, ist unbekannt.

„Besonders zeichnet sich die schöne
Frankfurter Straße durch mehrere stattliche
Gebäude aus, während unter den öffentlichen
Plätzen der Paradeplatz am schönsten ist.“

(Johann Andreas Demian: Beschreibung oder Statistik und
Topographie des Grossherzogthums Hessen, Verlag August
LeRoux, Mainz 1825)

Auf dem Stadtplan des Jahres 1830 wird der Platz erstmals offiziell in Offenbach als „Paradeplatz“ bezeichnet. Doch der alte Name „Neuer Marktplatz“ wurde zu dieser Zeit bei Briefwechseln und Verhandlungen noch über viele Jahre zwischen den Verwaltungen des Großherzogtums und des Fürstentums verwendet.

Diese Karikatur spießt das Ende der Frankfurter Messe in Offenbach im Jahr 1836 auf. Aufgrund von Zollstreitigkeiten – die Stadt Frankfurt war nicht dem Zollverein beigetreten – fand die Messe von 1828 bis 1836 in Offenbach in der Canalstraße, der Frankfurter Straße und der Schlossgasse statt, nicht aber auf dem dafür hervorragend geeigneten Paradeplatz. Der Grund können nur die in diesen Jahren noch unklaren Eigentums- und Nutzungsrechte gewesen sein.

Der Platz wurde 1845 höchstwahrscheinlich von Lampen mit Paraffinöl beleuchtet. Ab wann das dort geschah, ist nicht bekannt. Die erste Straßenbeleuchtung entstand in Offenbach erst 1848 mit der Eröffnung einer privaten Gasanstalt.

„Sie (Offenbach) ist schön gebaut und unter den Straßen,
welche des Nachts erleuchtet sind,
zeichnet sich die Frankfurter,
sowie unter den öffentlichen Plätzen
der Paradeplatz aus.“

(Johann F. Kratzsch: Alphabetisches Lexicon der sämmtlichen Ortschaften der sämmtlichen-Bundesstaaten, Verlag Eduard Zimmermann, Naumburg 1845)

  • Stadtgeschichte

    Der neue Aliceplatz (ab 1945)

    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhält der Horst-Wessel-Platz bereits am 12. Mai 1945 seinen früheren Namen zurück: Aliceplatz.
  • Stadtgeschichte

    1768: Ein Platz mit Geschichte

    Der Aliceplatz ist seit dem 18. Jahrhundert Drehscheibe zwischen Einkaufen, Gewerbe, Verwaltung und Verweilen. Kurz ein Offenbacher Treffpunkt.

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