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Stadt Offenbach

1858: Rathaus im Fürstengarten - wechselvolle Geschichte des Stadthofes

Der Stadthof wurde 2015 zwischen Rathaus und Frankfurter Straße aufgeschmückt. Angesichts der finanziellen Verhältnisse änderte sich sein Gesicht dabei nicht grundlegend. Wie wir ihn heute noch sehen, ist er ja auch noch relativ jung. Man sieht ihm nicht an, dass dort Stadtgeschichte verknotet ist..

Die Geschichte des Stadthofs beginnt in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Entlang der Frankfurter Straße streckt sich die Stadt nach Westen aus. 1748 wird die Lutherische Kirche geweiht, die als „Stadtkirche“ den Stadthof im Osten begrenzt. 1759 kehrt nach jahrelanger Abwesenheit die fürstlich-isenburgische Hofhaltung wieder von Birstein zurück nach Offenbach. Fürst Wolfgang Ernst II. wählt als Wohnsitz jedoch nicht das unbehagliche alte Schloss am Main, sondern ein komfortableres „Stadthaus“ an der Frankfurter Straße, gegenüber dem Aliceplatz.

Stadthaus gegenüber Aliceplatz

Aus den Fenstern der Straßenseite blickt die Durchlaucht auf das „Frankfurter Tor“, das die Stadt im Westen abschließt. Es wird erst 1768 abgerissen. Nach Norden erstreckt sich hinter dem Haus ein Hof- und Gartengelände. Zu einem Stadthof kann dieses Areal jedoch erst nach 1858 werden, nachdem die Stadt das fürstliche Anwesen erworben hat, um dort die Bürgermeisterei einzurichten. Die Fürstenfamilie braucht es nicht mehr. Sie ist 1816 entmachtet worden, die einstige Residenzstadt Offenbach gehört jetzt zum Großherzogtum Hessen.

Bis 1921, bis zum Erwerb des Büsingpalais, wird die Bürgermeisterei im Haus Frankfurter Straße 31 arbeiten. 35000 Gulden hat sie dafür bezahlt. Es wird nun auch offiziell als „Stadthaus“ bezeichnet. Über der Eingangstür prangt das Offenbacher Wappen mit dem Eichbaum. Im Erdgeschoss findet man links die Städtische Sparkasse, rechts die Stadtkasse. Das Büro des Bürgermeisters liegt im ersten Stock, ganz oben arbeitet die Armenkasse. Polizeiwache, Meldeamt, Bauamt, Gewerbeamt und Handelsgericht kommen in zwei Seitenbauten unter.

Feuerwehrhaus am Stadthof

An der Nordseite des fürstlichen Garten wird die Feuerwache mit Schlauchturm gebaut. Bis 1962 bleibt die Feuerwehr dort. Dann bezieht die Feuerwehr eine neue Wache an der Rhönstraße, von der es heißt, sie liege genau im geographischen Mittelpunkt der Stadt. Den Umzug überdauert noch jahrelang der Luftschutzbunker, der im Krieg neben dem Feuerwehrhaus gebaut wurde und aus dem während und nach den Luftangriffen die Hilfs- und Rettungseinsätze gesteuert worden sind.

Oberrealschule um 1880

An der Westseite des Stadthofs entsteht 1873 die Oberrealschule, in deren Aula nun auch die Stadtverordneten tagen können. 1884 wird sie zu einem Gymnasium, aus dem später die Leibnizschule und die Rudolf-Koch-Schule hervorgehen. Die Schule stand dort, wo sich 1957 die Industrie- und Handelskammer einen repräsentativen Sitz erbaute. Mit anderer Nutzung steht das Haus noch immer, nun mit der sperrigen Adresse „Platz der deutschen Einheit“. Die einstige Schule hieß noch „Oberrealschule am Stadthof“.

Als im Zweiten Weltkrieg viele Offenbacher bei Luftangriffen obdachlos werden, gehört auch die Stadtverwaltung zu den „Ausgebombten“, wie das damals heißt. Von Bomben zerschlagen sind sowohl das alte Stadthaus als auch der Amtssitz Büsingpalais. Die Verwaltung findet Unterschlupf in der Oberrealschule, doch nach drei Monaten ist auch sie zertrümmert.

Was von der Verwaltung noch übrig ist, zieht nun ins Feuerwehrhaus, das seltsamerweise den Krieg überleben wird. Dort bleibt sie, bis 1950 das ehemalige Hospital Kaiserstraße 18 als Amtssitz genutzt werden kann. Mittlerweile steht dort das Justizzentrum. Der Stadthof wird unterdes zu einem geräumigen und beliebten Parkplatz. Man parkt gebührenfrei im Schatten alter Bäume.

Erst 1971 kehrt die Stadtverwaltung dorthin zurück, wo sie einmal angefangen hat. Über die Stadt verstreute Ämter finden sich in einem neuen Rathaus. Als es am 10. Juli 1971 eingeweiht wird, kommt der hessische Ministerpräsident Albert Osswald zur Gratulation und 15000 Offenbacher feiern auf dem neu gestalteten Stadthof ein Volksfest.

Lothar R. Braun

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