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Stadt Offenbach

1874: DIE WANDERWEGE DER RUDERER

Der Ruderverein Hellas bezog im Jahr 2013 sein neues Domizil an der westlichen Hafenspitze. Er gab sein Bootshaus flussabwärts von der Carl-Ulrich-Brücke auf. Ein Umzug hat Offenbach mehrfach seit hier sportlich gerudert wird. Zur Geschichte des Offenbacher Rudersports gehört von Anfang an der Standort-Wechsel.

Es begann schon mit dem ältesten der Clubs, dem Offenbacher Ruderverein von 1874. Er war der älteste auch im gesamten damaligen Großherzogtum Hessen. Ihn trieben die Stadtplaner auf das preußische Mainufer bei Fechenheim, das zu jener Zeit zum Landkreis Hanau gehörte. Auf dem Offenbacher Ufer gab es für den Verein keinen Platz mehr, seit 1890 die Umgestaltung des Mainufers begann. Sie hat den Hochwasserdamm gebracht und die Herrnstraße vom Linsenberg zur Mainstraße verlängert.

Am 1. Oktober 1893 konnte der Verein sein Bootshaus „im Preußischen“, aber immerhin direkt gegenüber dem Isenburger Schloss eröffnen. Zum Ruderverein gelangte man nun mit der Personenfähre, die 1888 die alte Pontonbrücke abgelöst hatte. Sie war durch die im Vorjahr eröffnete Carl-Ulrich-Brücke überflüssig geworden. Die Bootshaus-Gaststätte wurde nun zu einem bei hessischen Offenbachern und preußischen Fechenheimern gleichermaßen beliebten Aufenthaltsort.

„Ist der Aufenthalt dortselbst an hübschen Sommerabenden in gesunder, frischer Luft recht empfehlenswert,“ urteilt ein alter Reiseführer. Und er fährt fort: „Die bei besonderen Festlichkeiten stattfindende Beleuchtung des Bootshauses und des Schlosses bieten einen feenhaften Anblick.“ Es ist eine Kriegsfolge, dass das Bootshaus heute nicht mehr wie damals einem Schlößchen mit zwei Ecktürmen gleicht. Doch noch immer trägt seine Gaststätte den hübschen Namen „Schlossblick“. Gemeint ist der Blick aufs Isenburger Schloss jenseits des Mains.

Bootshausundine 1933- Adolf Rastetter

1876, zwei Jahre nach dem ORV, gründete sich die Rudergesellschaft Undine. Sie vertrieb der Bau des Offenbacher Hafens vom ursprünglichen Platz am Nordring. Und auch sie gelangte dann ans Fechenheimer Ufer. Am 24. Mai 1903 wurde das neue Haus eingeweiht, von dem unser alter Reiseführer befand, es gleiche „in seiner abendlichen Beleuchtung einem romantischen Schloss“.

Nur sein mittelalterlichen Vorbildern nachempfundener Turm überstand die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden. Von seiner Plattform, 20 Meter über dem Boden, genoss man einen freien Blick auf das gegenüber liegende Offenbach. Und natürlich auf den Fluss, auf dem sich die abwärts treibenden Flöße und die „Maakuh“ beobachten ließen.

„Maakuh“ hieß ein mit Dampf betriebener Schlepper, der sich an einer auf dem Flussboden liegenden Kette entlanghangelte und dabei Lastschiffe hinter sich her zog. Weil er nicht ausweichen konnte, kündigte er sich dem Gegenverkehr immer wieder mit Horntönen an, die den Uferbewohnern wie das Muhen einer Kuh vorkamen. Die Kettenschlepper verkehrten von 1886 bis 1921.

1901 wurde der RV Hellas gegründet. Seine Gründer bauten ein hölzernes Bootshaus direkt an der Grenze zur Gemeinde Bürgel, etwa zwischen Arthur-Zitscher-Straße und Friedhofstraße. Ein Hochwasser riss sie 1909 zum ersten Mal ein, weitere Hochwasserschäden traten in den Folgejahren auf. Einen sicheren Platz fand der Verein erst nach dem Ersten Weltkrieg auf dem Hochwasserdamm westlich der Carl-Ulrich-Brücke. 1921 bezog er dort ein festes Haus, das allerdings im Zweiten Weltkrieg zerbombt wurde und ein zweites Mal gebaut werden musste.

Aus der Vereinslandschaft verschwunden ist der Offenbacher Ruderclub 1883. Sein „Boots- und Gesellschaftshaus“ mit hohem Fahnenmast auf dem Dach eröffnete er im Sommer 1905 grenznah auf Bürgeler Gebiet. Der Bau ersetzte eine am Offenbacher Ufer verankerte schwimmende Bootshalle. Sie war – wie die alte Hellas-Halle - mehrfach dem Hochwasser zum Opfer gefallen. Auch diesem Club war ein Bau auf Offenbacher Boden verwehrt. Es scheint, als hätten die Rudervereine immer mal wieder irgendjemandem im Weg gestanden.

Ortsfest ist lediglich die jüngere SG Wiking zu nennen, die ihr Haus nahe dem Kaiserleiviertel erst nach dem Zweiten Weltkrieg baute. Nahezu ortsfest erscheint der Wassersportverein Offenbach-Bürgel von 1926. Der schuf sich 1927 sein Bootshaus auf dem Bürgeler Ufer, nahe am Ortskern. 2004 schaffte er sogar einen Neubau auf dem benachbarten Gelände des Kanu-Clubs. Beide Vereine hatten sich im Jahr zuvor zusammengeschlossen. Lothar R. Braun

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