Seit Generationen Schauplatz der Kerb,Seit Generationen Schauplatz der Kerb
Die Geschichte des Ostendplatzes ist vergleichsweise jung. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war die Fläche zwischen Bieberbach und dem so genannten Flutgraben schlicht eine namenlose Wiese, die für den Viehtrieb genutzt wurde. Man vermutet, dass in Zeiten der Biebermark, einer Markgenossenschaft bestehend aus zwölf benachbarten Orten, die in Bieber ihren Gerichtsstand hatten, die Kuhhirten der Markdörfer einmal im Jahr auf dieser Wiese anzutreten hatten, um unter anderem ihr Werkzeug vorzuzeigen.
Kerb zur Kirchweih
Bis die Biebermark im Jahr 1819 aufgelöst wurde, geschah dies immer am Kerbdienstag. Heute geht’s an Kerbdienstagen auf dem Ostendplatz zweifellos turbulenter zu als in Zeiten der Biebermark. Denn die Kerb gehört zu den größten Veranstaltungen im Jahreskalender von Bieber. Sie findet alljährlich am Wochenende nach Mariä Himmelfahrt statt, anlässlich der Weihe der alten katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus, die zwischen 1701 und 1708 erbaut und um 1936 für den Bau des heutigen Kirchenbaus abgerissen wurde.
Schon seit 1307 ist die Pfarrei St. Nikolaus in Bieber eigenständig. Das eigentliche Kirchweihfest findet heute auf dem Pfarrhof statt, mit Kinderprogramm, musikalischen Auftritten und mit dem traditionellen Kerbkuchen, dem „Quetschekuche“, der dann Hochsaison hat. Der Ostendplatz wird ein Wochenende lang zum Rummelplatz mit Karussells und Buden. Die Kerb endet dienstags mit einem Familientag.
Den Namen Ostendplatz erhielt der Kerbplatz 1945, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Bis zur Eingemeindung in der NS-Zeit sprachen die Bieberer von Marktplatz. So hieß der Platz vermutlich seit dem 19. Jahrhundert.
Zuvor hatte man den Ortseingang an der Ecke Oberhofstraße/Seligenstädter Straße als Marktplatz bezeichnet. Dort hatte unter der Gerichtslinde auch das Gericht der Biebermark getagt. Ob es tatsächlich jemals einen Wochenmarkt in Bieber gegeben hat und womit dort gehandelt wurde, darüber sagen die Chroniken nichts.
Mit der Eingemeindung stand aber fest, dass der Name Marktplatz nicht bleiben konnte, denn einen Marktplatz gab es bereits in der Offenbacher Innenstadt. Ebenso wie die Eingemeindung stieß auch die Namensgebung in Bieber verbreitet auf Ablehnung: Von Offenbach aus betrachtet, befindet sich der Platz eher in südöstlicher als in östlicher Richtung und seit Bestehen des Ortsteils Waldhof bildet der Platz erst recht nicht mehr das östliche Ende des Stadtgebiets.
Karussells zum Bieberer Markt
Als Festplatz ist er inzwischen allerdings unverzichtbar geworden. Auch die Interessengemeinschaft Bieberer Ortsvereine feiert dort seit 1992 jährlich ihr Fest.
Mehr als 20 Vereine gehören der Interessengemeinschaft an, darunter so traditionsreiche wie der Gesangverein Frohsinn, der 1842 als erster Bieberer Verein gegründet wurde, der Turnverein von 1861 und der Gesangverein Concordia von 1874.
Auch zum Bieberer Markt wird der Ostendplatz inzwischen mit Fahrgeschäften bestückt und der jährliche Fastnachtsumzug am Fastnachtssamstag endet ebenfalls dort.
Seit 2011 findet auch der Bieberer Nikolausmarkt auf dem Ostenendplatz statt. Durch den Umbau 2010/2011 ist der Ostendplatz deutlich attraktiver geworden. Die Pläne wurden mit den Bieberer Ortsvereinen abgestimmt. Schotterrasen lässt den Platz heute grüner anmuten als zu Zeiten der vergrasten Kiesfläche. Durch den Abriss der Verkehrsinsel und des früheren Kiosks ist der Platz heute besser einsehbar. Sitzbänke laden zum Verweilen ein. Und der neue Spielplatz ist der größte und schönste im ganzen Stadtteil.