Lower Eastside Offenbach: die Heyne-Fabrik

Zweimal im Jahr öffnen die ansässigen Modelabels ihre Türen und machen den Backsteinbau im Nordring bei ihrem saisonalen Kollektionsverkauf zum hot spot für Modebewusste aus der ganzen Region.
Dort produzierten Christoph und Georg Heyne in ihrer „Fassondreherei Gebr. Heyne“ vornehmlich Metallschrauben. 1914 beschäftigte das Unternehmen 400 Mitarbeiter und zählte damit zu den drittgrößten Fabriken in Offenbach. Den Verwaltungsbau gestaltete der Architekt, Gründer und spätere Leiter des Deutschen Ledermuseums, Hugo Eberhardt.  Dieser hebt sich von den Klinkerbauten des Architekten Friedrich Stock klar ab: Stark profilierte Pfeiler gliedern die dreigeschossige Fassade in gerahmte Felder. Den Eingangsbereich schmücken ornamentale Reliefs und lebensgroße Skulpturen im Stil des späten Darmstädter Jugendstils. Das ehemals hohe Dach des Verwaltungsbaus wurde nach seiner Beschädigung im Zweiten Weltkrieg nicht wiederhergestellt.

Das Unternehmen wurde bis 1962 von der Eignerfamilie weitergeführt, dann an den Stinnes-Konzern verkauft und 1968 geschlossen. Nach Jahren des Leerstands wurden die alten Werkshallen und das Verwaltungsgebäude sehr behutsam von dem Münchener Architektenbüro Allmann, Sattler und Wappner umgestaltet. 1999 wurde der Umbau der Heyne-Fabrik mit dem Hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet und sie ist Teil des Projektes Route der Industriekultur.

Aber nicht nur für Modebewusste ist die Heyne-Fabrik inzwischen ein beliebter Anlaufpunkt: blitzendes Chrom, unverfälschte Mechanik, ob in nüchterner Sportlichkeit oder klassischer Eleganz stehen beim jährlichen Oldtimertreffen im Mittelpunkt, das nicht nur Freunde schöner Automobile in den Nordring lockt.