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Stadt Offenbach

Offenbacher Rettungsdienst: „Stillstand ist keine Option“

Ein Notruf kann Leben retten – doch oft zählt jede Sekunde. Was passiert eigentlich, wenn die 112 gewählt wird? Wer sorgt dafür, dass Hilfe schnell und zielgerichtet ankommt? Ein Blick hinter die Kulissen des Rettungsdienstes Offenbach zeigt, wie aus einem Anruf eine Rettungskette wird, die über Leben und Tod entscheiden kann.

„Der Blick in die Arbeit des Rettungsdienstes ist wichtig, damit die Bürgerinnen und Bürger wissen, wie es um die Sicherheit im Notfall in Offenbach steht und ein besseres Gefühl für die Zusammenhänge der Rettungskette entwickeln können. Die Bilanz fällt vor allem durch das außerordentliche Engagement für Qualität und Patientensicherheit jedes Einzelnen im Team positiv aus. Es freut mich sehr, dass wir bei der gesetzlichen Hilfsfrist von zehn Minuten in den letzten Jahren zu den hessischen Spitzenreitern gehören. Darauf kann die Feuerwehr Offenbach mehr als stolz sein“, betont Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke.

Der Start der Rettungskette

Die Zentrale Leitstelle der Feuerwehr Offenbach ist auch für den Rettungsdienst zuständig. Ein Disponent oder eine Disponentin, auch Einsatzsachbearbeiter genannt, nimmt den Notruf entgegen – der Startschuss für die Rettungskette.

Der richtige Start der Rettungskette ist enorm wichtig, denn es geht um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger und da muss alles für den weiteren Verlauf stimmen. Deshalb ist die Einstiegsfrage "Wo genau ist der Notfallort?“ am Anfang eines Gesprächs auch so elementar, denn wenn der Anruf aus irgendeinem Grund abbricht, kann der Disponent oder die Disponentin einen Rettungswagen losschicken und das gibt uns Handlungssicherheit.

Dr. Ingo Brune, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst

Bei Anrufen mit einem Mobiltelefon ist die Zentrale Leitstelle in der Lage, das Gerät zu orten um den genauen Standort des Anrufenden zu erkennen, um bei einem Abbruch ebenfalls zielführende Maßnahmen einleiten zu können. Die Offenbacherinnen und Offenbacher können sich darauf verlassen: Im Notfall ist schnelle und professionelle Hilfe nur einen Anruf entfernt.

Das Team hinter dem Rettungsdienst

Die Einsatzkräfte im Rettungsdienst stehen rund um die Uhr bereit. Insgesamt arbeiten in der Abteilung Rettungsdienst der Feuerwehr Offenbach städtische 74 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die durch Arbeiter-Samariter-Bund und Deutsches Rotes Kreuz unterstützt werden. Die Rettungsdienstkräfte sind speziell für die in der Stadt Offenbach und allgemein in Großstädten häufig auftretenden Notfallsituationen, wie kardiologische und neurologische Fälle oder auch Intoxikationen, sprich Alkohol, Drogen sowie andere Vergiftungen, geschult und auch für alle anderen Notfälle vorbereitet.

Das Team besteht aus einem Notfallsanitäter sowie einem Rettungssanitäter und kann je nach Notfall um einen Notarzt und einem weiteren Notfallsanitäter ergänzt werden. Darüber hinaus stehen die Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr ebenfalls rund um die Uhr bereit. Alle Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr haben mindestens einen staatlichen Abschluss zur Rettungssanitäterin oder zum Rettungssanitäter. Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter haben eine fachlich fundierte dreijährige Berufsausbildung durchlaufen mit vielen praktischen Ausbildungsanteilen.

Neben dem klassischen Rettungsdienst werden die Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter der Berufsfeuerwehr sowohl im Einsatzdienst der Feuerwehr, als auch mit der Zusatzausbildung zur Einsatzsachbearbeiterin und Einsatzsachbearbeiter in der Zentralen Leitstelle als Einsatzsachbearbeiter eingesetzt. Aufgabenschwerpunkt ist die Annahme von Anrufen in der Zentralen Leitstelle und die Organisation von Rettungseinsätzen.
Jede Einsatzkraft der Feuerwehr Offenbach ist für 24 Stunden auf der jeweiligen Wache eingesetzt. Nach 6 Stunden aktive Einsatzbereitschaft wechselt die Einsatzkraft für die gleiche Dauer in eine Bereitschaftszeit. Die Bereitschaft besteht für Szenarien, wenn die zeitgleichen Einsatzzahlen mit der normalen Vorhaltung und deren ersten Rückfallebenen nicht mehr zu bewältigen ist. 

Es ist wichtig die Einsatzfähigkeit aller Einsatzkräfte, kurz- und langfristig, im Blick zu behalten und niemanden unnötig zu überfordern. Denn am Ende zählt jeder einzelne im Team, um den Erfolg zu garantieren.

Dr. Michael Eiblmaier, Leiter der Feuerwehr Offenbach

Moderne Arbeitssysteme mit nachweisbarer Wirksamkeit

Das Gesetz schreibt vor: Jeder Rettungsdienstbereich muss eine rund um die Uhr erreichbare Zentrale Leitstelle haben. Diese ist für die Allgemeine Hilfe, den Brandschutz, Katastrophenschutz und Rettungsdienst zuständig. Die Feuerwehr Offenbach arbeitet hier derzeit täglich mit zwei und tagsüber mit drei Disponentinnen und Disponenten, die die Notrufe und Anrufe entgegennehmen. 

Parallel sind für ein größeres Aufkommen von Anrufen zwei weitere Zentrale Leitstellenmitarbeiterinnen und Leitstellenmitarbeiter auf der Feuer- und Rettungswache in Bereitschaft, die rund um die Uhr aktiviert werden können. Insgesamt 43.000 Notrufe nahmen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahr 2022 entgegen, im vergangenen Jahr 2023 waren es rund 46.000 Anrufe.

Die Zentrale Leitfunkstelle arbeitet seit 2019 mittels der strukturierten Notrufabfrage (SNA). „Dieser strukturierte Handlungsablauf hat sich schnell in unseren Arbeitsabläufen bewährt, wie auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter uns regelmäßig widerspiegeln. Mit diesem Mittel können wir unsere Professionalität und Arbeitsqualität für die Gesundheit der Offenbacherinnen und Offenbacher sicherstellen“, betont Brune. Die SNA macht die Erste Hilfe besser und schneller. Sie hilft den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Zentralen Leitstelle, alle wichtigen medizinischen Fragen zu stellen. So können sie rasch entscheiden, welche Rettungskräfte gebraucht werden. Das verringert die Gefahr von Fehlern. Außerdem können die Einsatzsachbearbeiterinnen und Einsatzsachbearbeiter dem Anrufer am Telefon helfen und ihn beruhigen, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Es ist den Disponentinnen und Disponenten möglich, noch während des Notrufs die notwendigen Einsatzkräfte zu alarmieren. „Gibt es in einer Situation eine Abweichung der üblichen Vorgehensweise, besprechen wir das im Nachhinein. So können wir unsere bestehenden Arbeitsabläufe und Systeme regelmäßig überprüfen und bei Bedarf verbessern“, erklärt Brune. Im vergangenen Jahr hat es rund 26.500 Alarmierungen des Rettungsdienstes gegeben. 2022 waren es sogar rund 29.000.

Der Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses stellt die dritthäufigste Todesursache in Deutschland dar und tritt in 65 Prozent der Fälle zu Hause auf. In so einem Fall ist die Einsatzsachbearbeiterin oder der Einsatzsachbearbeiter verpflichtet eine telefonische Reanimationsanleitung anzubieten und den Anrufenden telefonisch bis zur Ankunft des Rettungsdienstes zu betreuen. Dabei kann sich der Anrufende sicher sein, dass der Rettungsdienst innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfrist von zehn Minuten am Notfallort eintrifft.

Diese Hilfsfrist ist im hessischen Rettungsdienstgesetz (HDRG) bestimmt und verpflichtet das Eintreffen eines Rettungsmittels an der Bordsteinkante innerhalb dieser Zeitspanne in 90 Prozent aller Einsätze im Jahr. In Offenbach wird die gesetzliche Hilfsfrist mit 92,91 Prozent (2023) mehr als eingehalten und liegt oberhalb der gesetzlichen Norm. Aktuell liegt der Wert bis einschließlich Juli 2024 in einem ähnlichen Bereich bei 91,64 Prozent.“

Diese Hilfsfrist ist im hessischen Rettungsdienstgesetz (HDRG) bestimmt und verpflichtet das Eintreffen eines Rettungsmittels an der Bordsteinkante innerhalb dieser Zeitspanne in 90 Prozent aller Einsätze im Jahr. In Offenbach wird die gesetzliche Hilfsfrist mit 92,91 Prozent (2023) mehr als eingehalten und liegt oberhalb der gesetzlichen Norm. Aktuell liegt der Wert bis einschließlich Juli 2024 in einem ähnlichen Bereich bei 91,64 Prozent.

Zudem disponiert die Zentrale Leitstelle dem HRDG entsprechend, das nächst gelegene Einsatzmittel geo-referenziert. Laut Daten des Deutschen Reanimationsregister liegt das Eintreffen des ersten Fahrzeugs am Einsatzort im Jahr 2023 sogar bei 77,8 Prozent innerhalb von 8 Minuten. Der Erwartungswert in dieser Statistik liegt bei 70 Prozent somit liegt der Rettungsdienst Offenbach darüber. Die städtische Infrastruktur mit kurzen Wegen begünstigt dabei diesen positiven Wert.

Außerdem sind die Löschfahrzeuge zusätzlich mit medizinischem Versorgungsmaterial ausgestattet, damit auch diese mit einem Rettungsteam zum Einsatzort losgeschickt werden können. Durch dieses sogenannte First Responder-System wird die Zeit für die Erstversorgung genutzt bis ein Rettungswagen beim Patienten ist. Dies kommt dann vor, wenn viele Rettungsdiensteinsätze zeitgleich erfolgen und angeforderte überörtliche Rettungswagen eine längere Anfahrzeit haben. Für die Notsuchenden verkürzt sich durch dieses angewendete System die Reaktionszeit für eine Versorgung und verbessert die Überlebenschancen.

Wenn nach der Erstversorgung am Einsatzort der Weitertransport in ein Krankenhaus notwendig ist, wird in Rücksprache mit der Zentralen Leitstelle direkt eine freie und für die Behandlung des Erkrankungsmusters ausgestattete Einrichtung angesteuert. Früher musste die Zentrale Leitstelle einzelne Krankenhäuser abfragen, ob es die Kapazitäten für den Patienten hat. Heute funktioniert das Ganze in Echtzeit mittels dem sogenannten IVENA-System, welches im Jahr 2014 als eine von mehreren Maßnahmen zur Optimierung des Rettungsdienstes umgesetzt wurde.

Disponentinnen und Disponenten sehen online, welche Krankenhäuser welche Versorgungskapazitäten frei haben, und leiten den Rettungswagen direkt dorthin. Dies gilt sowohl für eigene als auch für benachbarte Rettungsdienstbereiche. Die effiziente Krankenhauseinweisung wird durch dieses Tool unterstützt und bietet einem Patienten eine schnelle und passende Versorgung. Außerdem profitiert die Feuerwehr Offenbach von der guten Zusammenarbeit mit dem Sana Klinikum Offenbach, welches als Maximalversorger gilt. Des Weiteren zeichnet sich diese Einrichtung als Cardiac Arrest Center aus, die speziell für die Akutbehandlung von Patienten mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand ausgestattet sind. Auch mit dem Ketteler Krankenhaus besteht durch dessen Herzkatheterlabor eine starke Zusammenarbeit.

Kontinuierliche Qualitätssicherung

Im Dezember 2023 wurde der Rettungsdienst der Feuerwehr Offenbach nach EN 15224 für seine hohen Qualitätsstandards zertifiziert (Öffnet in einem neuen Tab). „Bei der freiwilligen Zertifizierung war ein großer Schwerpunkt die Patientensicherheit. In Deutschland gibt es nicht viele Einrichtungen die diese besondere Auszeichnung tragen. Unsere Bürgerinnen und Bürger haben damit also einen klaren Beleg für die Qualität, die uns auszeichnet. Gleichzeitig müssen wir aber weiter am Ball bleiben, um auch in Zukunft den Standard für Offenbach zu halten“, erklärt Eiblmaier.

Die regelmäßige Reflexion, Überprüfung und eventuelle Anpassung der sogenannten Alarm- und Ausrückeordnung (AAO) Rettungsdienst ist für die Feuerwehr Offenbach elementar. Dazu werden kontinuierlich Notrufe, Einsätze und die Einhaltung der Hilfsfristen ausgewertet, um anhand der Daten schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Die AAO wird in der Regel alle fünf Jahre auf dieser Grundlage angepasst und fortgeschrieben, bei Bedarf frühzeitiger.

Auffällige Einsätze und Beschwerden werden analysiert und zusätzlich in den jährlich wiederkehrenden Fortbildungen von Notfallsanitätern, Rettungssanitätern und Disponenten integriert. 

Der Rettungsdienst muss immer auf dem neuesten Stand bleiben. Egal ob sich Gesetze ändern, neue medizinische Erkenntnisse gewonnen werden oder sich die verfügbaren Medikamente ändern - Stillstand ist keine Option

Dr. Ingo Brune, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst

Darüber hinaus verbessern der regelmäßige Austausch zwischen der Ärztlichen Leitung Rettungsdienst und dem Sachgebietsleiter Zentrale Leitfunkstelle sowie die Berücksichtigung nationaler Studien den Rettungsdienst in Offenbach.

Zukunftsorientierter Ausbau des Rettungsdienstes

Der Offenbacher Rettungsdienst verzeichnet im Vergleich zur letzten Verstärkung des Rettungsdienstpersonals und der Ausweitung der Einsatzmittel im Jahr 2019 gestiegene Einsatzzahlen und hat daher zur weiteren Verbesserung der Hilfsfristen eine klare Strategie entwickelt. „Wir haben schnell erkannt, dass wir mit steigenden Einsatzzahlen, der wachsenden Bevölkerung von Offenbach und der immer älter werdenden Gesellschaft unsere Einsatzkapazitäten schrittweise ausbauen müssen. Dazu sind wir auch bereits im Gespräch mit den politischen Verantwortlichen. Diesen Weg setzen wir auch 2025 fort und haben uns daher klare Ziele gesetzt“, erklärt Eiblmaier.

Die Pläne beinhalten den Einsatz neuer Technologien, den Ausbau der Rettungsdienstausstattung und die Schaffung eines zusätzlichen Einsatzleitplatzes in der Zentralen Leitstelle. 2021 wurde der Fuhrpark bereits um einen Intensivtransportwagen ergänzt, um den Primärrettungsdienst in Offenbach zu entlasten. Technologisch ist die Einführung einer First Responder App angedacht, welche qualifizierte Ersthelferinnen und Ersthelfer in der Nähe alarmiert. Ergänzend zum bestehenden First-Responder-System der Berufsfeuerwehr, kann die Reaktionszeit des Rettungsdienstes dadurch weiter verbessert werden. „Mit diesem stetigen Austausch und den gemeinsamen Planungen halten wir uns auf Kurs und das finde ich mehr als gut“, so Eiblmaier.

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