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Stadt Offenbach

Auf dem Weg zur Großstadt

Im Jahr 1945 lebten knapp 70.000 Menschen in der Stadt. Unmittelbar nach Kriegsende stieg der Bevölkerungsstand in Offenbach wieder über 85.000 Einwohner, dies entsprach ungefähr dem Stand der Vorkriegszeit. Bedingt durch den allmählich ansteigenden Wohlstand und eine damit verbundene »Landflucht« einerseits, vor allem aber auch durch Zuzüge aus der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und den ehemals deutschen Gebieten im Osten wuchs die Bevölkerung Offenbachs weiter an.

s/w Aufnahme in Langzeitbelichtung Marktplatz

Ein wesentlicher Zeitabschnitt des Bevölkerungszuzugs lag im Jahr 1953. Bereits am 24. März hatte die »Aktion Notunterkunft Ost« mit der vermehrten Ankunft von Flüchtlingen aus der DDR begonnen.

Am 18. August 1954 zählte Offenbach bereits 100.000 Einwohner und war damit, wie die »Offenbach Post« stolz berichtete, als 48. bundesdeutsche Stadt in den Kreis der Großstädte aufgestiegen. Das städtebauliche Hauptaugenmerk nach Ende des Zweiten Weltkrieges lag folglich auf der Schaffung von ausreichendem Wohnraum.

Eine städteplanerische Linie, die unter anderem auch ein Zentralisieren von Verwaltungsgebäuden vorsah, entwickelte sich erst in den fünfziger Jahren. Allerdings sollte es bis 1971 dauern, ehe der Bau eines modernen Verwaltungszentrums in der Stadtmitte vollzogen wurde: Nach der 1968 erfolgten Grundsteinlegung konnte das neue Rathaus an der Berliner Straße am 10. Juli 1971 feierlich eingeweiht werden.

Die Idee eines korrespondierenden »Kleeblatts« - umgesetzt vom »Offenbacher Baulöwen« Heinz Reese sah vier »C« (also Zentren) für Offenbach vor. Neben dem Rathaus-Hochhaus waren dies Geschäftsgebäude und das »Berlin Center«, in dem von 1977 bis 2002 die Kreisverwaltung Offenbach untergebracht war. Mit diesem Ensemble von mehreren Hochhausgebäuden schwamm Offenbach auf einer Woge des Zeitgeistes, der das Maximale jener Betonbauten zu verwirklichen suchte.

Mittlerweile hat sich Offenbachs Stadtbild weiter verändert, wobei viele Entwicklungen im Kontext geänderter Lebensgewohnheiten und Bedürfnisse zu sehen sind. Ein Überangebot von »Erlebnisbädern« in der Rhein-Main-Region war dafür ausschlaggebend, dass 1992 zunächst das Stadtbad in der Herrnstraße, dann auch das Parkbad geschlossen wurde.

Andererseits hatte die Stadt mit dem Rock-Musical »Tommy«, das 1995 im ehemaligen Theater an der Goethestraße seine Offenbacher Uraufführung erlebte, über Jahre hinweg ein herausragendes kulturelles Ereignis zu bieten.

Im gleichen Jahr wurden mit der innenstadtorientierten S-Bahn-Führung, ergänzend zur Bahnlinie, neue Mobilitätsmöglichkeiten erschlossen. Neuerungen der verkehrstechnischen Infrastruktur, Änderungen der Wirtschaftslage und vor allem der Wandel des »Wirtschaftsstandortes Deutschland« prägen das Antlitz der Stadt fortwährend.

Zwar war die Nachkriegszeit von großen Hoffnungen auf wirtschaftliches Wachstum geprägt, die zunächst auch erfüllt wurden, doch änderte sich das wirtschaftliche Erscheinungsbild Offenbachs in den fünfziger und sechziger Jahren nachhaltig. Obwohl eine Abwanderung der Lederwarenindustrie in das Umland bereits nach dem Ersten Weltkrieg begonnen hatte, konnte der Status Offenbachs als »Lederwarenstadt« durch Spezialisierung zunächst aufrechterhalten werden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann jedoch ein tatsächlicher Niedergang den die Stadt so prägenden Industriezweige. Billigimporte, Managementfehler und vor allem Strukturkrisen waren für den Niedergang von Leder und Maschinenbauindustrie verantwortlich. Gab es 1947 laut »Adressbuch der Lederwaren Hersteller« noch 414 Firmen des lederverarbeitenden Gewerbes in Offenbach, so waren es 1981 nur noch 56 Unternehmen.

Das Fabriksterben setzte sich fort und zahlreiche Traditionsunternehmen meldeten über die Jahre hinweg Konkurs an. Dem Sterben der klassischen, produzierenden Unternehmen stand in der jüngeren Vergangenheit ein Aufschwung von Dienstleistungsunternehmen gegenüber. Eine wachsende Zahl von Bürobauten dokumentiert diesen Trend der jüngeren Wirtschaftsentwicklung auch in Offenbach.

Die Bebauung des Kaiserlei Areals oder 2003 der Bau des City-Towers erfolgte vor diesen Hintergründen. Eine aktuelle städtebauliche Herausforderung besonderer Art ist die Umgestaltung des Hafengeländes, das über die Jahre hinweg seine wirtschaftliche Bedeutung ebenfalls nach und nach verloren hat. Auf der Baufläche entsteht derzeit ein wird völlig neuer Stadtteil mit Büros, Wohnungen, Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangeboten.

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