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Stadt Offenbach

Rudo Spemann-Preis 2017 - die Preisträger

29.08.2017

Martin Kreitl, HfG Offenbach: Winning the battles but losing the war. 1. Preis

Im Klingspor Museum wurde am 22. August 2017 der Rudo Spemann-Preis verliehen. Im Andenken an den Schriftkünstler Rudo Spemann (geboren 1905, gestorben 1947 in russischer Kriegsgefangenschaft) 1954 erstmals ausgeschrieben, richtet sich dieser Preis an Auszubildende im Bereich der Schriftgestaltung. Ziel ist es, die Aussagekraft des Handschriftlichen im Bewusstsein zu erhalten und diesen Akzent der Schriftgestaltung im Spiegel der künstlerischen Ausdrucksformen zu erkennen.

Über 40 Arbeiten wurden in diesem Jahr eingereicht. Aus vier Hochschulen in Potsdam, Halle an der Saale, Offenbach, Wiesbaden nahmen jeweils mehrere Studierende teil. Sie und weitere Teilnehmer unterschiedlicher Hochschulen waren der Aufgabenstellung gefolgt, ein Schriftblatt (Flugblatt oder Plakat) zu schaffen, in dem sie ihre eigene Position beziehen zu Politik und gesellschaftlichen Zuständen. Die Bandbreite der Themen, die die Arbeiten behandeln ist groß, indes bilden die Bedrohung durch Krieg und die grassierende Umweltzerstörung die inhaltlichen Schwerpunkte.

Die Jury bestand aus Tanja Leonhardt (Schriftkünstlerin, Kalligrafin), Sascha Lobe (Professor für Typographie an der HfG Offenbach), Grete Steiner (Stadtverordnete Stadt Offenbach am Main; Organisatorin Festival Junger Talente, Rhein-Main), Stefan Soltek (Leiter des Klingspor Museums für Buch und Schriftkunst).

Erster Preis: Martin Kreitl, HfG Offenbach

Den ersten Preis, dotiert mit 1100 €, vergab die Jury an Martin Kreitl, HfG Offenbach. „Winning the battles but losing the war“ formuliert eine feinlinig ziselierende Abtastung von Worten, die das Phänomen der Tötung von Menschen im Krieg mittels Drohnen aufzeigt. Der extremen räumlichen Entrückung des Kämpfenden von seiner Waffe und dem Akt des Tötens, der Erbarmungslosigkeit der hinundher bewegten, ausspähenden Drohne antwortet das grafische Prozedere vielfach wiederholter Schriftzüge, das Kreitl am Computer programmiert hat. Bis hin zu schwarzen Flecken verdichtet sich das Wortgebilde und wird so zum Symbol der Auslöschung. Auf Aluminium gedruckt, blendet sich zusätzlich das Materiale der Waffe ein und steigert die intendierte Atmosphäre der Aussage.

(zur Abbildung: Martin Kreitl, Winning the battles but losing the war (Auszug). 6 Tafeln (Aludibond, mit metallischer Oberfläche), bedruckt; Wortfolge nach Vorgabe einer API-Schnittstelle „Dronestream“ zur Sammlung von Schlagzeilen den Einsatz von Kampfdrohnen betreffend; Skriptur per eigens in java geschriebenem Programm.)

Zwei zweite Preise gehen an Anastasia Ruchkina und Finja Filzinger

Textpassagen aus Shakespeare Dramen setzt Anastasia Ruchkina (HfG Offenbach) in Verbindung mit aktuellem Zeitgeschehen. Drei Auszüge belegen je ein Plakat. Die aus Russland stammende Gestalterin beleuchtet Momente in Russland, den USA und England, wo es um politischen Machterhalt geht. Souverän von Hand geschrieben, überfangen die Textzeilen Bildmomente (Kopf der Königin, verschränkte Hände, Flagge), die auf das angesprochene Land hindeuten.

(zu den Abbildungen: Anastasia Ruchkina, 3 Plakate. Fotobearbeitung, Handschrift, Originale der Skripturen digitalisiert. Stichworte, auf die sich die Plakate beziehen: England – Brexit; USA – Elections; Russia - …)

„Das will ich alles gar nicht wissen“ – so formuliert Finja Filzinger (Hochschule RheinMain Wiesbaden), auch sie Trägerin eines Zweiten Preises (700 €) ihren kritischen Abstand zur Flut der Themen und Meldungen, die die Gefährdung des Lebens auf der Erde signalisieren. Was alles gefährlich ist und gemeldet wird, reiht sie in eine „Meldekette“. Diese ist in jene Leerzeilen gelegt, die den in dicken schwarzen mit Filzstift in Versalien geschriebenen Leittext quer durchtrennen. An- und Absage verschmelzen zum eindrucksvollen Schriftbild.

(zur Abbildung: Finja Filzinger, Papier, Tusche, Tampon, Klebeband; Adobe Photoshop, Adobe InDesign)

Die Arbeiten der Preisträger können nach telefonischer Anmeldung (069 8065 2066) montags bis freitags in der Bibliothek des Klingspor Museums eingesehen werden.

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