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Stadt Offenbach

Erschöpfung des Konservatismus: Goethe Lecture am 16.05.2019

Am Donnerstag, den 16. März, sprach PD Dr. Thomas Biebricher, Postdoktorand am Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ an der Goethe-Universität Frankfurt über das Thema: Von der "Geistig-Moralischen Wende" zur Erschöpfung des deutschen Konservatismus.

Plakat GLO Thomas Biebricher

Von der „Geistig-Moralischen Wende“ zur Erschöpfung des deutschen Konservatismus

Nach dem ernüchternden Ergebnis der Union bei der Bundestagswahl und dem gleichzeitigen Einzug der AfD in den Bundestag wurde in den Feuilletons rasch eine akute Krise des christdemokratischen Konservatismus diagnostiziert. Die entsprechende Debatte um die Notwendigkeit einer konservativen Profilschärfung der Union entbrannte erneut im Zuge der Kür des Nachfolgers von Angela Merkel als Parteichefin, als insbesondere die Kontrahenten Spahn und Merz für einen konservativen Richtungswechsel stehen sollten – aber letztendlich bekanntlich der damaligen Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer unterlagen.

Der Vortrag nimmt diese teils mit erheblicher Schärfe geführten Diskussionen zum Anlass, sich eingehender mit der Geschichte des deutschen Konservatismus der jüngeren Vergangenheit zu beschäftigen, um zu klären, inwieweit er sich tatsächlich in einer Krise befindet, worin genau diese gegebenenfalls besteht und wo ihre Ursprünge liegen.

Ausgangspunkt sind einige einleitende Betrachtungen zum Begriff des Konservatismus und der Entwicklung jener politischen Traditionslinie in der deutschen Nachkriegszeit, um dann den Bogen zu schlagen zur sogenannten ‚Geistig-moralischen Wende‘, die von der Regierung Kohl/Genscher zu Beginn der 1980er verkündet wurde – und als geradezu kraftstrotzendes Bekenntnis zu einem konservativen politischen Projekt gedeutet wurde. Doch diese Wende, deren genaue Ausrichtung genauer zu erläutern ist, scheitert weitestgehend, und so kann zugespitzt argumentiert werden, dass die Misere des christdemokratischen Konservatismus eigentlich schon im Moment seines vermeintlichen Zenits beginnt.

Die Geschichte des politischen Konservatismus ist seitdem die Geschichte einer kontinuierlichen Auszehrung, deren Gründe im folgenden Argumentationsschritt erläutert werden. Abschließend skizziert der Vortrag die möglichen Zukunftsaussichten eines derart substanziell erschöpften Konservatismus sowie die entsprechenden Auswirkungen auf die liberale Demokratie in Deutschland insgesamt.  

Mehr über PD Dr. Thomas Biebricher

Thomas Biebricher studierte an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg und der Queen's University in Kingston/Kanada Wissenschaftliche Politik, Wirtschaftspolitik und Öffentliches Recht.

Nach seinem Magisterabschluss 2000 promovierte er sich 2003 ebenfalls in Freiburg mit einer Dissertaton die unter dem dem Titel 'Selbstkritik der Moderne. Habermas und Foucault im Vergleich' beim Campus Verlag 2005 veröffentlicht wurde.

Von 2003 bis 2009 war er als DAAD Visiting Assistant Professor am Department of Political Science der University of Florida in Gainesville tätig.

Von 2009 bis 2012 leitete er am Exzellenzcluster eine Nachwuchsforschungsgruppe zum Thema 'Krise und normative Ordnung - Variationen des Neoliberalismus und ihre Transformation' (Mitglieder_innen: Frieder Vogelmann, Greta Wagner, Michael Walter).

2012 und 2013 vertrat er die Professuren fuer Politische Theorie und Philosophie sowie Internationale Politische Theorie am Exzellenzcluster.

Im Winter Term 2014 war er als DAAD Visiting Assistant Professur am Institute for European Studies der University of British Columbia in Vancouver tätig.

Von 2014 bis 2017 vertrat er die Professur für politische Theorie und Philosophie an der Goethe-Universität.

Im Moment ist er Postdoktorand am Exzellenzcluster.

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