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Stadt Offenbach

"Haus der Stadtgeschichte" erwirbt vier Briefe Guggenheims

25.04.2003

25. April 2003: Für das künftige Haus der Stadtgeschichte konnten, wie der Offenbacher Kulturdezernent, Bürgermeister Stephan Wildhirt, mitteilt, vier Briefe des Offenbacher Ehrenbürgers Siegfried Guggenheim (1873 - 1961) sowie ein Exemplar der "Haggadah" aus der Offenbacher Max Dorn-Presse und zwei Fotos Guggenheims erwerben. Diese Briefe sind nach der Einschätzung Wildhirts bedeutende Exponate für die jüngste Offenbacher Kulturinstitution, die zur Jahreswende 2003 / 2004 mit der Zusammenlegung des Stadtmuseums und des Stadtarchivs im Bernardbau eröffnet werden soll. Wildhirt zu dem Projekt: "Es geht voran. Wir sind auf einem guten Weg".

Die neuen Ausstellungsstücke, die Briefe wurden in den Jahren 1958 bis 1960 geschrieben, wurden von dem Leiter des Hauses der Stadtgeschichte Jürgen Eichenauer von einer Kunsthandlung erworben. Guggenheim, in Worms geboren, kam nach seinem Jurastudium und dem Referendariat im Jahr 1900 nach Offenbach. Hier trat er in die Praxis des Rechtsanwaltes Otto von Brentano, später Hessischer Innen- und Justizminister, ein, ehe er mit Eduard Lachmann, der nach dem zweiten Weltkrieg als Schriftsteller und Universitätsprofessor in Wien tätig war, eine Anwaltskanzlei betrieb. Mit Wirkung vom 16. Juni 1933 wurde Guggenheim von den Nationalsozialisten in den Ruhestand versetzt. Nach dreiwöchiger Haft im Konzentrationslager Buchenwald emigrierte er am 16. November 1938 mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten von Amerika.

Bis zu dem Zeitpunkt als in Deutschland jüdisches Leben und Wirken ausgelöscht wurde, nahm Guggenheim regen Anteil am Kulturleben der Stadt. Er war Vorstandsmitglied im Geschichtsverein, Förderer und ehrenamtlicher Dozent der Kunstgewerbeschule (heute Hochschule für Gestaltung), Mitbegründer des Vereins für Kunstpflege und wirkte an exponierter Stelle in der Jüdischen Gemeinde Offenbach, für die er unter Mithilfe seines Freundes Rudolf Koch eine neubearbeitete Auflage der "Haggadah" im Jahr 1927 herausbrachte.

Die Briefe Guggenheims, sie datieren vom 22. und 23 August 1958, vom 8. Dezember 1959 und vom 14. Mai 1960, an Hans Adolf Halbey, zu jener Zeit Direktor des Klingspor Museums, dokumentieren ein reges, vom Aufbruchsgeist getragenes, Offenbacher Kulturleben. So formulierte Guggenheim in seiner Korrespondenz seinen Wunsch: "Wenn ich uns eine Quelle springen lassen könnte für den Neudruck der Haggadah, deren Kosten jetzt Max Dorn berechnet".

Tatsächlich war Halbey Vermittler zwischen der Max Dorn-Presse in Offenbach, die im Jahr 1960 den Druck des berühmten Buches übernahm, und Guggenheim. Mit einer Ausgabe dieser lediglich in 600 Exemplaren gedruckten zweiten Auflage der Offenbacher "Haggadah" wurden auch zwei Fotografien des Offenabcher Ehrenbürgers erworben. Die Exponate sind für die Schausammlung des neuen Museums gedacht.

Die Briefe und das Buch können von den Vertretern der Medien auf Wunsch im Stadtmuseum eingesehen werden. Auf Wunsch werden Farbkopien erstellt.

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