Stadt Offenbach trauert um Pfarrer Hans Blamm
12.12.2024
Mit großer Traurigkeit hat die Stadt Offenbach die Nachricht vom Tod des Priesters Hans Blamm aufgenommen. Der gebürtige Offenbacher starb vor wenigen Tagen am Nikolaustag im Alter von 72 Jahren, nach kurzer und schwerer Krankheit.
„Pfarrer Blamm war vor allem für sein großes soziales Engagement in der Stadt Offenbach bekannt. Er hatte stets ein offenes Ohr und unterstützte diejenigen, die über ihr eigenes Schicksal gestolpert sind, ohne lange zu zögern. Nicht alleine, aber vor allem durch sein soziales und sein kulturelles Wirken im Mathildenviertel war Hans Blamm eine in der Stadtgesellschaft ausgesprochen geschätzte Persönlichkeit. Mit seinem Tod verliert die Stadt ein Stück Menschlichkeit“, teilten Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke und Stadtverordnetenvorsteher Stephan Färber in einer gemeinsamen Erklärung mit.
Pfarrer Blamm wurde 1952 in Offenbach geboren und wuchs in Mühlheim auf. Ein klassisches Theologiestudium schlug er zunächst nicht ein. Durch den Tod seines Vaters im Alter von 14 Jahren absolvierte er nach seinem Schulabschluss zunächst eine Lehre bei der Lackfirma Schramm in Offenbach. Erst 1973, nach seinem Diplom-Ingenieur für Verfahrenstechnik, startete Blamm über den zweiten Bildungsweg sein Theologiestudium in Mainz. Seine Priesterweihe erhielt er 1980 und es zog ihn 1991 zurück nach Offenbach. Nach Stationen in der Seelsorge als Kaplan und als Religionslehrer wurde Blamm am 1. September 1991 Pfarrer der St. Marien-Gemeinde im Mathildenviertel. Mit ihm zog auch die Kultur wieder ein. Die Kirche wurde Zentrum für Konzerte und Chorgesänge.
Ganz besonders weit war sein soziales Herz. Fast 20 Jahre lang unterstützte Blamm die Bedürftigen mit einer Lebensmittelausgabe in der Kirche und packte selbst Brottüten. 2010 wurde das Angebot gemeinsam mit der Offenbacher Tafel mit einer Ausgabe im Mariensaal erweitert und ist bis heute einer der wichtigsten Anlaufpunkte für Menschen mit geringen finanziellen Mitteln in Offenbach. „Er war nicht nur ein soziales Gewissen als Mahner, er war vielmehr auch Anpacker, Praktiker. Deshalb kann man ihn mit Fug und Recht als soziales Herz in der Innenstadt bezeichnen“, so OB Schwenke voller Wertschätzung für Blamms Arbeit
Nach seiner Rückkehr nach Offenbach leitete Blamm ab 2000 den Pfarrverband OF-Mitte, 2008 dann den Pfarreienverbund OF-Innenstadt. Ebenfalls 2008 verlieh ihm Papst Benedikt XVI. die Auszeichnung „Kaplan seiner Heiligkeit“ (Monsignore).
Neben seiner großen Tierliebe beispielsweise für seinen weißen Schäferhund mit dem Namen White, war auch Nächstenliebe selbstverständlich. Durch seinen langjährigen Einsatz für die Menschen, auch wenn vieles zu seiner Arbeit als Pfarrer dazugehörte, ehrte die Stadt Offenbach ihn als Mensch mit der Rathausmedaille am 4. Juli 2010.
Auch politisch zeigte Pfarrer Blamm klare Haltung. Vor allem das Jahr 2007 bleibt für OB Schwenke und viele andere Offenbacherinnen und Offenbacher unvergessen. Auf dem Mathildenplatz hatte am 15. Dezember die NPD eine Kundgebung angemeldet. Die Offenbacher Zivilgesellschaft stand auf, wehrte sich lautstark gegen diesen Aufmarsch – und Pfarrer Blamm ließ parallel die Glocken der Marienkirche läuten. Die rechtsextremen Parolen gingen im Klang des Mariengeläuts unter – es gilt als das tontiefste und schwerste im ganzen Bistum Mainz. Die Kundgebung konnte nicht wie geplant durchgeführt werden. „Das Glockengeläut gegen Rechts, das Pfarrer Blamm anstieß, werde ich wie alle anderen Beteiligten damals nie vergessen“, erinnert sich Schwenke. Im weiteren Verlauf wurde die NPD durch eine Sitzblockade sogar zur Umkehr gezwungen. Blamm saß zwar nicht selbst auf der Straße, war aber Teil der Zivilgesellschaft, die forderte, die Straße nicht zu räumen. „Ich war damals stolz auf Pfarrer Blamm und darauf, dass er klare Haltung zeigte“, so Schwenke. Auch in der St. Paul-Kirche im Sommer 2021 bei einer Kundgebung der AFD hielt sich Pfarrer Blamm nicht von den Glocken fern.
Als Camponologe („Glockenkundler“) betreute Hans Blamm in St. Marien das stimmgewaltigste Geläut im ganzen Bistum Mainz. Auf seine Initiative hin wurde das Mariengeläut auf insgesamt zehn Glocken erweitert, die mehrmals am Tag über die Dächer Offenbachs schallen. „Mit dem Geläut wollte er immer eine besondere Botschaft in die Welt tragen, dass es da draußen mehr gibt, als das, was man im Alltag für wichtig hält“, erinnert sich Stadtverordnetenvorsteher Färber. Unvergessen ist, dass am 24. Oktober 2020 eine Glocke für die Marienkirche im Stadtteil „An den Eichen“ gegossen wurde. Dafür wurden Kupfer und Zinn in einem Schmelzofen auf über 1000 Grad erhitzt und in eine Form gefüllt. Einen Tag später war die Glocke dann soweit abgekühlt, dass sie ausgegraben und entkernt werden konnte. Der Feinschliff erfolgte in einer Gießerei. Benannt ist die Glocke nach Walter von Pontoise, einem Benediktinermönch.
„Unsere Gedanken sind in diesen schweren Tagen bei den Angehörigen und Freunden des Verstorbenen. Ihnen sprechen wir im Namen der Stadt unsere tief empfundene Anteilnahme aus. Für den langjährigen Einsatz für die Allgemeinheit, für die Kultur, vor allem für sein soziales Engagement für die Menschen im Mathildenviertel sind wir ihm sehr dankbar. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren“, betonen Schwenke und Färber abschließend.