Antidiskriminierungsbeauftragte verurteilt Rassismus und verbale Übergriffe / Empfehlungen für Betroffene
16.08.2024
Die Antidiskriminierungsbeauftragte der Stadt Offenbach, Adiam Zerisenai, verurteilt mit Nachdruck Vorfälle von rassistischen Beleidigungen und verbalen Übergriffen in Offenbach. Ein Vorfall ereignete sich am 18. Juni gegen 20 Uhr gegenüber des Offenbacher Hauptbahnhofs. Ein weiterer Vorfall fand während einer Beratungssituation der Antidiskriminierungsbeauftragten im Bernardbau statt. „Diese Vorfälle sind nicht nur Angriffe auf die betroffenen Personen selbst, sondern auch auf die Werte der Stadt Offenbach und die Menschenrechte“, betont Zerisenai.
„Besonders besorgniserregend ist die zunehmende Verbreitung rechtsextremer Ideologien. Es ist zu beobachten, dass dadurch die Hemmschwelle für rassistische Äußerungen und Handlungen immer weiter sinkt. Kurzum: Rassismus ist fest verankert in der Gesellschaft und wird mittlerweile offener als früher gezeigt. Diese Verschiebung unserer Werte bedroht das Zusammenleben und fördert ein Klima der Angst und Ausgrenzung“, macht Zerisenai deutlich und sie betont: „Das beginnt schon bei der Sprache, denn Sprache beeinflusst das Denken und das Handeln. Wer Rassismus und Diskriminierung in der Sprache akzeptiert, bereitet damit den Weg, dass aus Äußerungen irgendwann auch Taten werden. Deshalb muss jeder Form von Rassismus entschieden begegnet werden“, so Zerisenai weiter.
Die gegenwärtige Situation verdeutlicht aus Sicht der Antidiskriminierungsbeauftragten die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit den bestehenden gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen. „Diese fördern Rassismus und alle weiteren Formen von Diskriminierung, die oftmals auf systematische Benachteiligungen innerhalb der bestehenden Verhältnisse zurückzuführen sind. Hinzukommt, dass sich nicht alle Menschen politisch ernst genommen fühlen. Das führt zu erheblichen Frustrationen! Umso wichtiger ist es, dass Gesellschaft und Politik daran arbeiten, diese Benachteiligungen zu beseitigen. Es ist aber genauso bedeutsam, dass sich die Menschen der gefährlichen Spirale aus Sprache und Gewalt bewusst sind und Verantwortung übernehmen.“
Sozialdezernent Martin Wilhelm bezieht ebenfalls klar Stellung: „Rassismus und Diskriminierung haben in Offenbach keinen Platz! Es ist inakzeptabel und ein Verstoß gegen die Grundrechte, wenn Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihres äußeren Erscheinungsbildes oder ihrer religiösen Überzeugungen rassistisch diskriminiert werden. Die Stadt Offenbach wird hier niemals wegsehen, sondern betroffenen Menschen zur Seite stehen und sie unterstützen. Es ist Aufgabe aller demokratischen Kräfte, jeden Fall von Rassismus zu verurteilen. Menschen, die sich rassistisch und diskriminierend verhalten, müssen merken, dass das Folgen hat.“
Genauso wichtig ist es, dass Betroffene wissen, wie sie reagieren sollten. Die Antidiskriminierungsbeauftragte empfehlt Menschen, die Rassismus erfahren haben, die Vorfälle zu dokumentieren. „Schreiben Sie ein Gedächtnisprotokoll des Vorfalls mit einer detaillierten Beschreibung aller beteiligten Personen. Dokumentieren Sie bitte den Vorfall mit Datum, Uhrzeit und Ort. Sie sollten zudem Beweismittel sammeln in Form von Ton-, Foto- und Videoaufnahmen. Es ist außerdem wichtig, dass Sie die Namen und Kontaktdaten von Zeuginnen und Zeugen aufzuschreiben“, so Zerisenai. Empfehlenswert ist es außerdem, über den Vorfall zu sprechen: „Es hilft den Betroffenen, wenn sie die negativen Erfahrungen benennen und sich mit vertrauenswürdigen Personen austauschen, um emotionale Unterstützung nach dem Vorfall zu erhalten.“
Sozialdezernent Wilhelm ergänzt: „Wir müssen wieder lernen, respektvoller im Umgang miteinander zu sein. Nur, wenn wir über Differenzen und Unterschiede hinweg friedlich und wertschätzend miteinander umgehen, können alle in Sicherheit und ohne Furcht leben. Deshalb bitte ich alle Offenbacherinnen und Offenbacher darum, wachsam zu sein und aktiv gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung im Alltag vorzugehen. In Gefahr soll sich niemand begeben, aber jeder, der etwas hört oder beobachtet, kann dies auch hinterher zur Anzeige bringen. Nutzen Sie bitte diese Möglichkeit über die Antidiskriminierungsstelle oder die Polizei. Jeder Vorfall ist ernst zu nehmen.“
Die Antidiskriminierungsstelle ist zurzeit urlaubsbedingt nicht besetzt. Adiam Zerisenai nimmt erst wieder ab Montag, 2. September, Anfragen und Meldungen entgegen.
Bildinformation:
Die Antidiskriminierungsbeauftragte der Stadt Offenbach, Adiam Zerisenai. Foto: Stadt Offenbach / Katja Lenz