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Stadt Offenbach

Zeitreise durch Offenbachs Mobilitätsgeschichte

03.07.2025

Wie bewegte sich Offenbach gestern – und wohin steuert die Stadt morgen? Dieser Frage gingen rund 45 interessierte Bürgerinnen und Bürger am Freitagabend bei einer besonderen Stadtführung nach. Gemeinsam mit Bürgermeisterin Sabine Groß und Städteführerin Ida Todisco begaben sie sich auf eine etwa vier Kilometer lange Tour durch die Innenstadt – mit Stationen, die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der urbanen Mobilität aufzeigten.  

„Hier begann alles“ - Mathildenplatz 

1884 fuhr hier die erste Straßenbahn in Richtung Frankfurt. „Es ist ein besonderer Ort, denn hier auf dem Mathildenplatz begann alles. In nur 18 Stationen war man in der Nachbarstadt“, erinnert Ida Todisco, Städteführerin. Heute begegnen sich dort nicht nur Stadtbusse und Autos, sondern Menschen jeden Alters zu Fuß, auf dem Fahrrad oder einfach zum Plaudern. Lange Zeit war der Mathildenplatz Straße und Parkplatz. Damals war dieses Zusammenleben und Austauschen nicht möglich. Für Bürgermeisterin Sabine Groß ein gelungenes Beispiel: „Den öffentlichen Raum für alle zu gestalten ist eine große Herausforderung, der Mathildenplatz zeigt eindrucksvoll, wie aus einer reinen Verkehrsfläche ein lebendiger Platz für alle Generationen werden kann“. Parallel zur Führung wurde im Quartiersmanagement Mathildenplatz die jeden Freitag stattfindende Abendveranstaltung „Àpres-Midi“ vorbereitet, bei der Menschen zu einem gemütlichen Abend zusammenkommen und aus dem Stadtteilbüro Getränke und Essen verkauft werden. Ein Beispiel für die neue Aufenthaltsqualität.

Von Fahrgastzahlen und Verkehrswende

Das Mobilitätsverhalten der Offenbacher hat sich in den letzten Jahren verändert:  Die rund 80 Stadtbusse - wovon knapp die Hälfte elektrisch unterwegs sind - werden von immer mehr Fahrgästen genutzt. 2024 waren es 14,6 Millionen Fahrgäste. 2023 waren es 12,4 Millionen. Der Anteil der Wege, die mit dem Auto zurückgelegt werden, sank von 46 Prozent (2017) hingegen auf 32 Prozent (2023).

Wilhelmsplatz: Vom Parkplatz zum Stadtplatz

An der Friedrichstraße wurde ein Zwischenstopp an einer neuen E-Ladesäule eingelegt – eine von 50, die bis Jahresende in Betrieb gehen sollen. Danach führte die Tour zum Wilhelmsplatz, einst fast vollständig von parkenden Autos belegt. Heute genießen hier Menschen den Wochenmarkt, die Außengastronomie oder einfach das Stadtleben.

Bürgermeisterin Sabine Groß zeigte zwei eindrucksvolle Luftbilder – „Vorher und Nachher“: „Mehr Aufenthaltsqualität bedeutet oft weniger Autos. Aber dafür braucht es Mut, solche Entscheidungen zu treffen.“

Mehr Bedeutung für das Fahrrad

Auch das Fahrrad gewinnt zunehmend an Bedeutung. Neue Radwege, die Öffnung von Einbahnstraßen und ein Fahrradparkhaus am Marktplatz sind erste Schritte zu einer fahrradfreundlichen Stadt. „Unsere Haushaltslage erlaubt es uns nicht, das Fahrradparkhaus selbst zu betreiben. Umso mehr freuen wir uns, dass der Fahrradladen Artefakt eine kreative Übergangslösung gefunden hat“, so Sabine Groß.

Das kostenfreie Angebot bietet Pendlerinnen und Pendlern eine sichere Abstellmöglichkeit. –Nach der Abkühlung im Fahrradparkhaus ging es auf die B-Ebene mit einer süßen Stärkung - mit Blick von oben auf den Marktplatz. Von 1702 bis 1903 auch Ort des Wochenmarktes. „Der Krieg zerstörte hier viele Gebäude und der Wiederaufbau der 50er und 60er-Jahre war geprägt von einer autogerechten Stadt“, so Todisco. Die Berliner Straße war damals vierspurig mit rund 1.200 Parkplätzen. Heute stellt der Umbau auf zwei Fahrspuren und vereinzelten Parkflächen „eine weitere mutige Entscheidung“ dar. Etwa 37.000 Menschen steigen täglich in die S-Bahn an der Haltestelle Marktplatz. 

Neue Wege: E-Lastenräder und klimafreundliche Lieferdienste

Offenbach setzt auch in der Logistik auf Wandel: Als erste Stadt in Hessen werden Pakete mithilfe von E-Lastenrädern des Typs Rytle MovR ausgeliefert – emissionsfrei und leise. 

Die Stadt stellt gemeinsam mit dem VCD Bürgerinnen und Bürger kostenfrei E-Lastenräder an verschiedenen Punkten in der Stadt zur Verfügung.

Ein Blick hinter verschlossene Türen

Zum Abschluss gab es ein besonderes Highlight: Das historische Postgebäude am Aliceplatz öffnete exklusiv seine Türen für die Teilnehmenden. Normalerweise verschlossen, konnten die Gäste durch leere Gänge wandeln und von den oberen Etagen den Blick über den Aliceplatz genießen. Die Stadtwerke Offenbach und die Stadt hatten das Gebäude 2023 gemeinsam erworben – aktuell wird an einem neuen Nutzungskonzept gearbeitet.

Die Tour endete im radraum gegenüber dem Martin-Luther-Park. Der radraum bietet ein Reparaturstudio zum Selbstschrauben, veranstaltet Workshops, organisiert Vorträge sowie Radtouren und betreibt ein Cafe in den Räumen. Dort klang bei kühlen Getränken, einem kleinen Wissensquiz und angeregten Gesprächen der Abend gemütlich aus. Viele Teilnehmende äußerten bereits den Wunsch nach einer Fortsetzung. Diese Idee nimmt Bürgermeisterin Groß gerne auf und erarbeitet mit ihrem Team einen neuen Termin für den Herbst. 

Bildinformation: 

Teilnehmende der historischen Stadttour, Foto: Urban Media Project

Ida Todisco und Bürgermeisterin Sabine Groß, Foto: Privat 

Die Gruppe auf dem Mathildenplatz, im Hintergrund Ida Todisco und Bürgermeisterin Sabine Groß.
Ida Todisco und Bürgermeisterin Sabine Groß

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