Mit Haltung und viel Herzblut für Offenbach – Ordnungsamtsleiter Frank Weber geht nach 45 Jahren in den Ruhestand
02.07.2025
Nach 45 Jahren in der Stadtverwaltung verabschiedet sich Ordnungsamtsleiter Frank Weber in den Ruhestand. Der gebürtige Offenbacher leitete mit 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das drittgrößte Amt der Offenbacher Stadtverwaltung. „Ich habe hier immer mit Freude gearbeitet“, sagt Frank Weber. „Die Menschen in unserer Stadt erwarten Sicherheit, Sauberkeit, Ordnung und das Stadt und Land alles dafür tun“.
Unter seiner Leitung wurde die Stadtpolizei sichtbarer: Neue Strukturen, mehr Personal und eine zusätzliche Dienstgruppe für Sonderaufgaben. „Die Transparenz unserer Arbeit auf der Straße ist mir wichtig. Die regelmäßigen Wochen- und Monatsberichte zur Arbeit der Stadt- und Verkehrspolizei finden in der Bevölkerung Zustimmung.“ Außerdem setzte er sich in der AG der hessischen Ordnungsamtsleitungen für Bodycams zur Prävention und zum Eigenschutz der Stadtpolizei ein. „Die rechtliche Grundlage ist mittlerweile da, nach Genehmigung des städtischen Haushaltes kann die Beschaffung erfolgen.“
Auch die Verkehrspolizei erhielt zusätzliche Aufgaben und mehr Personal. Durch Investitionen in Technik und Ausbildung wurde die Überwachung von Geschwindigkeit, Parkraum und Schulwegen verbessert. Ein Beispiel dafür ist die Einführung der Fahrradstaffel im April 2025.
Im Gespräch betont Weber auch die große Bedeutung der engen Zusammenarbeit mit der Landespolizei. „Um maximale Sicherheit für unsere Bürgerinnen und Bürger zu erreichen, brauchen wir als Stadt einen engen Schulterschluss mit der Polizei“, sagt Weber. „Auf Grundlage einer Vereinbarung haben wir in den letzten beiden Jahren die Zusammenarbeit von Landes- und Stadtpolizei durch tägliche gemeinsame Dienste über sechs Stunden weiter intensiviert. Die eng abgestimmten gemeinsamen Sicherheits- und Präventionsstreifen finden bei den Bürgerinnen und Bürgern großen Zuspruch.“
Gleichzeitig setzte Weber und sein Team auch auf kleine Maßnahmen – etwa das Verbot des Flohmarkts am Ringcenter. „Das beendete das belastende Verkehrschaos für die Anwohner spürbar“, so Weber.
Jetzt übergibt Frank Weber die Verantwortung. „Das Wohl meiner Heimatstadt liegt mir am Herzen. Mir ging es immer darum, die Lebens- und Aufenthaltsqualität für die Offenbacherinnen und Offenbacher zu verbessern.“ Im Gespräch blickt er zurück – mit Dankbarkeit, Stolz und – auch im Hinblick auf seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - einem Hauch Wehmut.
Seine Anfänge in der Stadtverwaltung
Als frisch gebackener Diplom-Verwaltungswirt begann Weber 1983 in der Ausländerbehörde als stellvertretender Leiter. „Hier wurde ich mit menschlichen Schicksalen konfrontiert und hatte erstmals dienstlich verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen.“
Es folgten fast zwei Jahrzehnte im früheren Straßenverkehrsamt. Als Bereichs- bzw. Abteilungsleiter verantworte Weber die Verkehrstechnik wie Verkehrssignalanlagen, Parkscheinautomaten, Rotlicht- und Geschwindigkeitsüberwachung sowie Sondernutzungen und Veranstaltungen. „Die Verkehrssicherheit, insbesondere für Kinder, stand für mich damals an oberster Stelle. Die Herausforderung war, bei den unterschiedlichsten Maßnahmen auch den Verkehrsfluss zu gewährleisten.“
Weber nennt als prägende Projekte seiner Amtszeit: die verkehrliche Begleitung des S-Bahnbaus der City-Trasse in den 90er Jahren, die flächendeckende Einführung von Tempo- 30 Zonen in Wohngebieten, zeitliche Tempobegrenzungen vor Schulen, Bewohnerparken in der Innenstadt, Grüne Pfeile für Rechtsabbieger und die Freigabe von Einbahnstraßen für Radfahrende, wo es sicher war. „Mit dem ersten Verkehrsrechner, einem Busbeschleunigungsprogramm und verkehrsabhängigen Ampelschaltungen haben wir den Verkehr flüssiger gestaltet - ohne die Sicherheit von Kindern, Fußgängerinnen und Fußgänger sowie Radfahrenden außer Acht zu lassen.“
„Gestalten statt verwalten“
2006 wechselte Weber ins Ordnungsamt. 2022 übernahm er die Amtsleitung. Kurz nach seinem Wechsel zum Ordnungsamt baute er den Bereich Abfallrecht aus und etablierte Müllermittler. „In einem sauberen Umfeld fühlt man sich wohler, auch sicherer“, so Weber. In Kooperation mit der GBO und dem Amt für Öffentlichkeitsarbeit initiierte er 2012 die Einführung des Mängelmelders in Offenbach. Mit der Mitführpflicht von Hundekotbeuteln und Kampagnen gegen illegale Graffiti setzte er weitere Akzente.
Auch die AG Leistungsmissbrauch hat Weber mit ausgebaut. „Das hat mir richtig Spaß gemacht, denn das gibt es in vielen Städten so nicht und da bin ich besonders stolz drauf“, so Weber. Die AG beschäftigt sich unter anderem mit Überbelegung von Liegenschaften, Straftaten wie Betrug oder Steuerhinterziehung.
Der damalige Oberbürgermeister Horst Schneider übertrug ihm zusätzlich die kommunale Präventionsarbeit. „Zum damaligen Zeitpunkt war mir zunächst nicht klar, was das bedeutet und welche Gestaltungsspielräume ich dadurch erhalten sollte. Allerdings merkte ich bald, dass das genau mein Ding war. Ich konnte hier auf anderen Wegen die Stadtgesellschaft unterstützen. ‚Gestalten statt verwalten‘ lag mir und machte Spaß!“, so Weber.
Die neu geschaffenen Strukturen nutzte Weber zur besseren Vernetzung von Stadt, Polizei, Schulen, Organisationen und für eine engere Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern. „Nur, wenn wir wissen, wo der Schuh drückt, können wir gezielt handeln,“ so Weber. Gemeinsam mit dem Förderverein Sicheres Offenbach etablierte er 2006 das Peoples Theater. 2010 erhielt das Projekt den Hessischen Präventionspreis. Daneben setzte er Aktionen wie die Verkehrssicherheitswochen an Schulen, Gewalt-Sehen-Helfen-Seminare mit Stadt und Polizei sowie den jährlich stattfindenden Offenbacher Präventionstags im Ringcenter um.
Auch schwierige Themen wie religiös begründeter Extremismus wurden angegangen. Beispielsweise durch ein Beratungsangebot in Kooperation mit dem Violence Prevention Network. Ab 2017 beteiligte sich Offenbach am Bundesprogramm „Demokratie leben!“, das zahlreiche weitere Projekte mit Jugendlichen und Schulklassen ermöglichte.
Rückblickend auf die Präventionsarbeit sagt Weber: „Ich durfte viele engagierte Menschen kennenlernen, die sich mit Herzblut für andere eingesetzt haben, die es nicht immer leicht hatten. Eine Stadtgesellschaft braucht gegenseitigen Respekt, sie braucht Zusammenhalt statt Polarisierung. Bedarfe erkennen, Unterstützung leisten für andere Menschen, im Kleinen wie im Großen, schafft letztendlich auch Lebensqualität. Ich freue mich, dass ich ein wenig dazu beitragen durfte!“
Vom Rollkasten und Karteikarten zur digitaleren Verwaltung
Die Veränderungen im Arbeitsalltag über die vier Jahrzehnte sind für ihn enorm. „Damals haben wir mit Karteikarten und riesigen Rollkästen gearbeitet. Es war halt vieles analog – heute will ich das so nicht mehr“, sagte er lachend.
Heute läuft vieles digital: Gewerbeanmeldungen sind online möglich, seit 2023 bündelt eine neue Software Dokumente, Informationen sowie Meldungen und ist mit mobilen Anwendungen verknüpft. Eine neue Leitstellensoftware erleichtert die Arbeit bei der Stadtpolizei. Seit Dezember 2024 können außerdem Verwarngelder und Stellungnahmen online übermittelt werden.
„Loslassen fällt nicht leicht“
„Je näher der Abschied rückt, desto mehr Wehmut kommt auf“, gesteht Weber. Vermissen wird er vor allem eines: die Menschen. Die Kolleginnen und Kollegen mit denen er viele Jahre vertrauensvoll zusammenarbeitete, Führungskräfte und Weggefährten. „Mir war es immer wichtig, gemeinsam mit Menschen etwas zu erreichen, denn dann erreicht man mehr.“ In seiner allgemeinen Dienstzeit entwickelten sich nicht nur berufliche Partnerschaften, sondern auch persönliche Freundschaften.
Und doch überwiegt die Vorfreude auf das, was kommt: Mehr Zeit für Familie, für seinen Enkel, für die 94-jährige Mutter. Und natürlich für Hobbys wie Tennis, Radfahren, Wandern, Reisen, Fotografieren – und das Lesen, „das viel zu kurz kam. Ich freue mich mehr Möglichkeiten zu haben.“
Den Übergang in die neue Amtsleitung gestaltet er bewusst zurückhaltend: „Ich gebe ihr keine Ratschläge. Ich zeige, wie ich gearbeitet habe. Den eigenen Weg muss jeder selbst finden.“ Er hofft aber, dass die Bedürfnisse der Menschen in unserer Stadt weiterhin im Mittelpunkt stehen und das Potential bestehender Netzwerke, aber auch unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkannt und weiter gefördert wird.
Frank Weber geht – „mit einem lachenden und weinenden Auge“, aber auch mit Stolz. Das Ordnungsamt stand bei ihm nicht nur für Sicherheit und Ordnung, sondern auch für Haltung, Menschlichkeit und Zusammenhalt.
Hintergrund Ordnungsamt
Mit rund 140 Mitarbeitenden zählt das Ordnungsamt zu den größten Ämtern der Stadtverwaltung Offenbach und ist im Vergleich zu anderen Ordnungsämtern in Hessen von der Aufgabenfülle sehr breit aufgestellt. Die Stadt- und Verkehrspolizei ist im Schichtdienst rund um die Uhr tätig. Die Zuständigkeiten reichen von der Gefahrenabwehr, Verkehrsüberwachung und Gewerbeaufsicht – ergänzt durch Zuständigkeiten im Waffen-, Immissions-, Hunde- und Abfallrecht sowie neuerdings auch Kontrollen nach dem Konsumcannabisgesetz.
Darüber hinaus ist das Amt verantwortlich für die Parkraumbewirtschaftung, betreut die städtische Verkehrstechnik inklusive Parkscheinautomaten, Geschwindigkeits- und Videoüberwachung sowie genehmigt Sondernutzungen wie Außengastronomie oder Veranstaltungen. Kommunale Präventionsarbeit und Sauberkeit bilden weitere Schwerpunkte.
Bildinformation:
Bild 1: Von links nach rechts: Ordnungsdezernent Paul-Gerhard Weiß und Frank Weber.
Bild 2: Von links nach rechts: Paul-Gerhard Weiß, Frank Weber und Polizeipräsident Daniel Muth.
Fotos: Stadt Offenbach/bernd-georg