Das fertige Fassadenteil schwebt von oben ein: Rund 100 Interessierte verfolgen serielle Sanierung auf Stadtwerke-Baustelle / Grußwort von Minister Mansoori
11.06.2025
Das 1,8 Tonnen schwere Fassadenteil samt Fenstern hängt am Kranhaken über einem eingerüsteten Altbau im Franz-Liszt-Quartier. Rund 100 Augenzeugen verfolgen gespannt, wie es kurz auspendelt, dann von den Bauarbeitern innerhalb von Minuten über das Standgerüst vor der Hauswand eingefädelt und an den richtigen Platz abgelassen wird. Dort wird es dann innerhalb weniger weiterer Minuten an der Vorderseite des Erdgeschosses befestigt. 200 bis 300 Quadratmeter Hauswand können pro Tag auf diese Weise unter vorgefertigten Dämm-Elementen verschwinden.
Es ist ein ambitioniertes Bauprojekt mit serieller Sanierung und gleichzeitiger Aufstockung der GBO Gemeinnützige Baugesellschaft mbH Offenbach, eine Tochter der Stadtwerke Offenbach, das für Aufmerksamkeit auch in Berlin gesorgt hat: Energiesprong, eine Tochter der Deutschen Energie-Agentur dena mit Sitz in der Hauptstadt, stellt deutschlandweit im Auftrag des Bundesministeriums für Klima und Wirtschaft beispielhafte Projekte für serielle klimaeffiziente Sanierungen vor. Das Team hatte jetzt zu einer ganztägigen Exkursion nach Offenbach eingeladen.
Rund 100 Interessierten aus der Wohnungswirtschaft, Politik und Baubranche kamen ins Capitol und zur Besichtigung der Dämmarbeiten auf der Stadtwerke-Baustelle im Quartier zwischen Franz-Liszt-Straße, Weikertsblochstraße, Richard-Wagner-Straße und Odenwaldring. Dort setzt die Stadtwerke-Tochter GBO aktuell die energetische Sanierung von sieben Mehrfamilienhäusern mit seriell vorgefertigten Fassadenelementen aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz um. Im Anschluss werden die Häuser mit 42 Bestandwohnungen aus dem Jahr 1954 mit insgesamt 14 neuen Wohnungen aufgestockt und an die Fernwärme angeschlossen. Damit unterstützen die Stadtwerke das deutschlandweit vorgegebene Ziel der Klimaneutralität bis 2045.
Zu den Gästen der Veranstaltung zählte auch Hessens Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori. „Knapp 40 Prozent der Primärenergie geht aktuell noch in den Gebäudesektor“, sagte der Minister. Für ihn sei das Projekt der seriellen Sanierung mit Aufstockung der Stadtwerke Offenbach ein Vorreiter auf dem Weg der Energiewende im Gebäudesektor, sagte er. „Mit dieser innovativen Methode können Objekte nicht nur klimaeffizient saniert, es kann auch auf einfache Weise neuer Wohnraum geschaffen werden.“
„Wir sanieren hier bewohnte Häuser und versuchen, die Belastung für unsere Mieterinnen und Mieter mit Lärm und Staub so gering wie möglich zu halten“, erklärte Boris Kupke, Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke-Tochter GBO die Herausforderung. „Der Einsatz von seriell vorgefertigten Fassaden bietet sich deshalb an: Die Vorfertigung der Elemente samt integrierten Fenstern im Werk erspart den Anwohnenden Lärm und Dreck auf der Baustelle und die Montage geht sehr viel schneller als in herkömmlicher Bauweise.“ Ganz ohne Belästigung für die Mietenden geht es auf einer Baustelle nicht, räumte Boris Kupke ein. „Wir mussten im Vorfeld Kernbohrungen am Gebäude vornehmen, um hier die Verankerung für die Fassadenteile zu befestigen sowie die alten Balkone abbrechen. Das bedeutete für die Bewohner Erschütterungen und jetzt leider auch einen Sommer ohne Balkon. Denn das Gerüst muss nach Anbringung der Fassaden für den Neubau der Dachwohnungen stehenbleiben. Deshalb ist für uns die Einbindung unserer Mieterinnen und Mieter während der Bauarbeiten sehr wichtig.“
Mit der Umsetzung der seriellen Sanierung im Franz-Liszt-Quartier das Unternehmen B&O Bau beauftragt. Es konzentriert sich auf die Sanierung und Modernisierung sowie den Neubau von mehrgeschossigen Wohngebäuden in Holz- und Holzhybrid-Bauweise. GBO und B&O betonten mehrfach, dass die Kooperation auf allen Baustellen sehr gut gelaufen sei. „Im Franz-Liszt-Quartier hat sich die Bauleitung vor Beginn der Arbeiten bei allen Mieterinnen und Mietern vorgestellt und den Ablauf des Projektes erklärt. Wir halten außerdem Mietersprechstunden im Baubüro ab und sind immer ansprechbar“, sagte Ulrich Zimmermann, Leiter der Entwicklung serieller Bebauung bei B&O.
Auch wenn die fliegende Fassade auf der Baustelle einen starken Eindruck bei den Gästen hinterlassen hatte – Boris Kupke holte dann auf den Boden der Tatsachen zurück. So schnell die serielle Dämmung auch ist – noch übersteigen die Kosten die der herkömmlichen Bauarbeit deutlich: „Wir müssen als städtisches Unternehmen unsere Projekte ökologisch sinnvoll und wirtschaftlich möglich auszutarieren“, sagte der Geschäftsführer der Stadtwerke-Tochter GBO. „Über eine Erhöhung der günstigen Bestandsmieten allein können wir in einem so kleinteiligen Quartier die Kosten nicht hereinholen.“ Wertschöpfung würde zusätzlich durch die Aufstockung mit dringend benötigtem Wohnraum generiert. Knapp 11 Millionen Euro investiert die GBO im Franz-Liszt-Quartier für das Gesamtpaket der energetischen Sanierung inklusive Neubau der Dachwohnungen und Anschluss an die Fernwärme. „Deshalb geht serielle Sanierung aktuell nur mit öffentlichen Fördertöpfen. Wir brauchen Kohle, um die Energiewende baubar zu machen.“
Das Austarieren von ökologischem Vorteil und höherem Preis betreffe aber auch die Fernwärme selbst. Nach Abschluss der Arbeiten wird bei den Häusern ein KfW 55 EE Standard erreicht. Noch sei diese klimafreundliche Wärmequelle aber deutlich teurer. Das könne den Mieterinnen und Mietern nur zugemutet werden, wenn sie gleichzeitig bis zu 80 Prozent weniger heizen müssen, um ein warmes Zuhause zu haben, sagt der Geschäftsführer der städtischen Wohnungsbaugesellschaft. „Fernwärme kann leider nicht für alle Objekte die Lösung sein. Deswegen hoffen wir als städtische Wohnungsbaugesellschaft auf weitere Konzepte für umweltfreundliches Heizen.“
Bilder: Das Fassadenteil schwebt über dem Wohnquartier Franz-Liszt-Straße ein.
Kaweh Mansoori, Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, (Mitte), im Gespräch mit Boris Kupke von der Geschäftsführung der GBO Gemeinnützige Baugesellschaft mbH Offenbach, eine Tochter der Stadtwerke Offenbach.
Copyright: Stadtwerke Offenbach/Monika Müller
Stadtwerke Offenbach
Die Stadtwerke Offenbach gestalten, bewegen und pflegen Offenbach. Mit den Geschäftsfeldern Immobilien, Mobilität, Stadtservice und Veranstaltungen erfüllt das Unternehmen vielfältige Aufgaben für ein funktionierendes Stadtleben. Ein starkes, partnerschaftliches und vielfältiges Team packt gemeinsam an, um voranzukommen: Rund 1.000 Mitarbeiter*innen setzen sich täglich dafür ein, dass die Wege sauber und die Straßen gut befahrbar sind, dass sich Müll in Energie verwandelt, dass der Nahverkehr nachhaltig Fahrt aufnimmt, dass die Kanäle funktionieren, dass sich auf alten Flächen neue und innovative Räume entwickeln, dass die Menschen ein bezahlbares Zuhause finden und dass Rasen und Bühnen begeisternd bespielt werden. Neben der Daseinsfürsorge liegt ein Fokus auf Spenden & Sponsoring, um das soziale Miteinander in der Region zu stärken.
Das Geschäftsfeld Immobilien der Stadtwerke Offenbach Unternehmensgruppe
Mit ihrem Geschäftsfeld Immobilien gestalten die Stadtwerke das Wohnen und Leben in Offenbach. Die Unternehmen GBM Service GmbH Offenbach, GBO Gemeinnützige Baugesellschaft mbH Offenbach, OPG Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft mbH und die INNO Innovationscampus GmbH & Co. KG unterstützen die Stadt Offenbach im Sinne einer positiven Stadt- und Standortentwicklung. Sie entwickeln, erschließen und unterhalten vielfältige Wohn- und Arbeitsräume sowie städtische Liegenschaften. http://immobilien.soh-of.de