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Stadt Offenbach

Acht Jahre Beratung gegen Extremismus in Offenbach

07.03.2025

Ausreisen nach Syrien um für den IS zu kämpfen, Koranverteilungen und aggressives Anwerben von Jugendlichen durch Salafisten und die Tatsache, dass das Rhein-Main-Gebiet ohnehin ein Hotspot für islamistischen Extremismus darstellt, waren unter anderem die Gründe, dass 2017 in Offenbach eine Außenstelle von Violence Prevention Network (VPN) eingerichtet wurde. Treibende Kraft war damals Frank Weber, heute Ordnungsamtsleiter, damals für die Kommunale Präventionsarbeit zuständig: „Die gesellschaftlichen Entwicklungen und Erkenntnisse des Polizeipräsidiums Südosthessen ließen einen hohen Beratungsbedarf, gerade für Rückkehrer aus dem Nahen Osten, aber auch für Freunde und Familien gefährdeter junger Menschen hier in Offenbach erahnen. Das vorhandene Beratungsangebot in Frankfurt wurde von den Offenbachern allerdings nicht genutzt. Der Präventionsrat der Stadt Offenbach sprach sich daher dafür aus, auch in Offenbach ein Beratungsangebot einzurichten. In enger Zusammenarbeit mit Hakan Celik, dem Regionalleiter bei Violence Prevention Network, und dem Hessischen Ministerium des Innern (HKE) ist uns das dann auch gelungen.“  

Seit 2017 bietet das Netzwerk in der Offenbacher Innenstadt ein spezialisiertes Beratungsangebot für die Prävention und Deradikalisierung im Bereich des religiös motivierten Extremismus an. Nach wenigen Monaten in der Schloßstraße zog es das Team 2018 in das Stadtteilbüro Mathildenviertel, wo auch heute noch die Beratungen stattfinden. Mit Informationsflyern zur Offenbacher Außenstelle und deren Verteilung an alle Offenbacher Haushalte, die damals der Förderverein Sicheres Offenbach e.V. finanzierte, wurde flächendeckend auf das Beratungsangebot hingewiesen. Waren es zunächst feste Öffnungszeiten, so stieg das Beratungsteam von VPN schnell auf Terminvereinbarungen um. 

Dass die Arbeit kein Bisschen an Wichtigkeit verloren hat, zeigen nicht nur die Terroranschläge in Solingen und Magdeburg oder der Aufruf des IS in den sozialen Medien zu Anschlägen auf Faschingsveranstaltungen, sondern auch die von VPN betreuten Fälle: „Im Jahr 2024 hatten wir einige intensive Fälle aus Offenbach, darunter beispielsweise eine Rückkehrerin, die sich erfolgreich distanziert hat. Durch unsere Gespräche konnten wir sie und ihre Familie stabilisieren. Die Begleitung läuft weiterhin, und dank unserer Unterstützung konnte sie sowohl psychologische Hilfe als auch eine berufliche Perspektive finden“, berichtet Hakan Celik. Daniel Krüger, seit 2022 beim Ordnungsamt für die Kommunale Präventionsarbeit zuständig, ergänzt: “Die Beratungsstelle von VPN ist nach wie vor ein wichtiger Baustein der Extremismusprävention in Offenbach, neben der Beteiligung der Stadt am Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und der vom Land Hessen finanzierten und der im Ordnungsamt eingebundenen Fachstelle Extremismusprävention.“

„Ich möchte, auch im Namen der Stadt Offenbach, meinen ganz besonderen Dank an Herrn Çelik und sein Team richten“, erklärt Ordnungsdezernent Paul-Gerhard Weiß. „Die langjährige Arbeit vor Ort mit Personen die radikalisierungsgefährdet sind oder sich bereits radikalisiert haben, trägt unmittelbar zu mehr Sicherheit für die Stadt Offenbach und zu einem stärkeren gesellschaftlichen Miteinander bei.“ 

Wer kann sich an Violence Prevention Network wenden? 

Haben Sie das Gefühl, dass sich Ihr Kind, eine Freundin oder Freund, Kollegin oder Kollege, anders verhält? Wird plötzlich religiöse Kleidung getragen, sich von anderen abgewandt und steht ausschließlich die Religion im Mittelpunkt des- bzw. derjenigen? Nicht immer ist einfach festzustellen, ob sich jemand radikalisiert hat. Bereits an diesem Punkt steht VPN allerdings schon beratend zur Seite. Aber auch, wenn man sich selbst distanzieren möchte, kann man sich an das Netzwerk wenden. Die Hotline ist unter der Rufnummer 069 27 29 99 97 zu erreichen.

Violence Prevention Network (VPN) ist eine bundesweit tätige Organisation, die sich für die Prävention und Bekämpfung von Extremismus einsetzt. Vor über 20 Jahren in Berlin gegründet, arbeitet VPN erfolgreich mit gefährdeten Jugendlichen, radikalisierten Personen und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, um nachhaltige Deradikalisierung und gesellschaftliche Reintegration zu ermöglichen. Gefördert wird VPN in Hessen durch das Landesprogramm „Hessen aktiv für Demokratie und gegen Extremismus“.

 

Bildinformation:

Hakan Celik, Regionalleiter bei Violence Prevention Network, und Ordnungsamtsleiter Frank Weber (von links) vor der Beratungsstelle im Stadtteilbüro Mathildenviertel, Krafftstraße 29. Foto: Stadt Offenbach.

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