Inhalt anspringen

Stadt Offenbach

Integration heißt Teilhabe: Partnerschaft für Demokratie förderte präventive Workshops und Interviews über Rassismuserfahrungen

26.05.2025

Noch bis 22. Juni ist im Haus der Stadtgeschichte die Ausstellung „Un/Sichtbar Generationen“ zu sehen, die sich mit Rassismus, konkret in Offenbach gemachten Rassismus-Erfahrungen, auseinandersetzt. Immerhin leben Menschen aus 159 Nationen in der Stadt, für Kuratorin Amina Mohamed also ideale Bedingungen, um latenten oder strukturellen Rassismus aufzuspüren. Welche Erfahrungen machen die Menschen in Offenbach, die von Rassismus betroffen sind? Was ist Rassismus und welche Formen von ihm gibt es? Zur Beantwortung dieser Fragen hatte die Kuratorin auf Partizipation gesetzt und von September bis Dezember vergangenen Jahres zu einer Workshopreihe in das Stadtteilbüro Mathildenplatz eingeladen. An insgesamt neun Terminen sollten Menschen zu Wort kommen und sich vorbereitend auf die Ausstellung ausgetauscht werden. Mohammed wollte mit ihnen gemeinsam die Ausstellung konzipieren und sie direkt in deren Gestaltung einbeziehen. Die Idee war, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern Offenbachs eine Ausstellung zu schaffen und sie bei der Ausstellungsgestaltung und Umsetzung teilhaben zu lassen. „Denn“, so Mohammed: „wenn ich eine Ausstellung zum Thema Rassismus mache, möchte ich nicht nur von meinen eigenen Erfahrungen sprechen. Ich möchte auch andere Perspektiven sichtbar machen und Menschen zu Wort kommen lassen, deren Erlebnisse sich von meinen unterscheiden. Es ist wichtig, dass wir den Dialog suchen und voneinander lernen.“

Wie zeigt sich Rassismus? 

Zentrale Fragen waren, wie Menschen Rassismus im Alltag erleben, was sie erzählen wollen und was letztlich Eingang in die Ausstellung finden soll.  Diese Fragestellungen bestimmten den gesamten Prozess und zogen weitere Kreise. So konnte die Freireligiöse Gemeinde Offenbach als Projektträger gewonnen werden und kamen das Bündnis „Bunt statt Braun“ sowie das Kinder- und Jugendparlament (KJP) als Kooperationspartner dazu.

In zwei Workshops im Stadtteilbüro Mathildenviertel setzten sich die teilnehmenden Mitglieder des KJPs intensiv mit den Themen Menschenrechte und Menschenwürde auseinander. Darüber hinaus ging es um Mitbestimmungsmöglichkeiten und verschiedenen Protestformen.  Die in dem Workshop entstandenen Plakate sind jetzt im Obergeschoss im Haus der Stadtgeschichte zu sehen.  Mohammed betont: „Partizipation ist der Schlüssel, um etwas zu verändern. Es ist entscheidend, dass auch die jüngere Generation ihre Stimme erhebt und sich mit Fragen der Menschenrechte auseinandersetzt. Unsere Workshops gaben den Teilnehmenden die Möglichkeit, aktiv zu werden.“

Mit ihren Plakaten gingen die Teilnehmenden nach dem zweiten Workshop am 10. Dezember auf eine Kundgebung anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte, die das Bündnis „Bund statt Braun“ organisiert hatte.

Erzähle von Deinen Erfahrungen 

Im zweiten Teil des Projekts sprach Mohammed gemeinsam mit dem Grafiker Simon Malz mit Offenbacherinnen, Offenbachern, Frankfurterinnen und Frankfurtern über deren persönlichen Rassismus-Erfahrungen. Zu den Interviewten gehörten auch Ayesha Khan und Dîlan Karacadag, die mit ihrem Podcast „(un)deutsch“ einen Raum für Diskussionen rund um Rassismus kreieren, die ehemalige Stadtverordnete und jetzt im Seniorenrat der Stadt engagierte Mahshid Najafi sowie die Frankfurter Ärztin und Autorin Zahide Özkan. Ihre Erzählungen geben einen Einblick in die unterschiedlichen Spielarten von Rassismus in einer als weltoffen und liberal geltenden Region.

„Die Geschichten, die in dieser Ausstellung erzählt werden, sind vielfältig und berühren tief“, sagt Najafi. „Es ist wichtig, dass wir in unserer Gesellschaft mehr Raum für diese Gespräche schaffen und dass Rassismus nicht nur als Problem einer Minderheit gesehen wird, sondern als gesamtgesellschaftliche Herausforderung.“

Die Interviewbeiträge hat Mohammed mit Objekten aus der Sammlung des Haus der Stadtgeschichte, Leihgaben des Historischen Museums Frankfurt sowie künstlerischen Arbeiten zum Thema ergänzt. Zu sehen sind neben einem ehemaligen Kolonialwarenladen und weiteren Exponaten Werke von Maryam Abtahi, Rajya Karumanchi Dörsam, Sara Nabil und Verdiana Albano. „Kunst kann ein Spiegel der Gesellschaft sein“, meint Pascal Schilling, Pfarrer der Freireligiösen Gemeinde. „Und diese Ausstellung zeigt, wie wichtig es ist, die Stimmen derjenigen zu hören, die in unserer Gesellschaft oft nicht gesehen werden.“

Begleitend zur Ausstellung gibt es noch bis 22. Juni ein umfangreiches Programm, Informationen dazu gibt es auf der Webseite Museums: www.haus-der-stadtgeschichte.de.

Das Projekt wurde gefördert von der Partnerschaft für Demokratie Stadt Offenbach am Main im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des Landesprogramms „Hessen - aktiv für Demokratie und gegen Extremismus“ des Hessischen Ministeriums des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz. Die Partnerschaft für Demokratie Offenbach am Main setzt sich für Demokratie und gegen Extremismus ein. Sie wird organisiert vom DRK Kreisverband Offenbach e.V. im Auftrag der Stadt Offenbach am Main, Geschäftsstelle Kommunale Prävention (Ordnungsamt).

Bildinformation: 

Mit ihren Plakaten gingen die Teilnehmenden nach dem zweiten Workshop im Dezember auf eine Kundgebung anlässlich des Internationalen Tags der Menschenrechte, die das Bündnis „Bund statt Braun“ organisiert hatte. Hier wird ein Plakat angefertigt. Foto: Partnerschaft für Demokratie 

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise