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Stadt Offenbach

Orange Days 2024: Sichtbarkeit, Solidarität und Haltung gegen Gewalt an Frauen

20.11.2024

Gewalt gegen Frauen ist ein weltweites Problem – eines, das aber auch in Offenbach Realität ist. Die Gewalt zeigt sich in vielen Formen, vom Alltagssexismus über verbale Belästigungen bis hin zu körperlicher Gewalt und Femiziden, der extremsten Form von Gewalt gegen Frauen. In Deutschland wird jeden Tag ein Tötungsversuch an einer Frau verübt und alle zwei Tage stirbt eine Frau durch ihren (Ex-) Partner. Diese Zahlen sind erschreckend und auch in Offenbach sind sie alarmierend: Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) wurden im vergangenen Jahr 207 Frauen und Mädchen Opfer häuslicher Gewalt. Die Dunkelziffer dürfte noch deutlich höher liegen. 82 Prozent der Täter waren männlich. Wie auch im Fall der im Mai 2024 von ihrem Ex-Partner getöteten Frau, die hinterrücks erschlagen wurde. Diese Zahlen und Ereignisse verdeutlichen, dass Gewalt gegen Frauen kein entferntes Problem ist – sie passiert auch hier, in unserer Stadt, oft im Verborgenen und selten mit entsprechenden Konsequenzen.

Orange The World – Weltweite Solidarität im Kampf gegen Gewalt an Frauen

Vom 25. November bis 10. Dezember beteiligt sich Offenbach auch in diesem Jahr wieder an den Orange Days, einer globalen Kampagne von UN Women, die seit 1991 das Bewusstsein für Gewalt gegen Frauen und Mädchen schärft. Die Kampagne mit dem Slogan „Orange The World“ soll dabei nicht nur auf das Ausmaß der Gewalt hinweisen, sondern auch die verschiedenen Gewaltformen sichtbar machen, denen Frauen weltweit ausgesetzt sind. Gleichzeitig soll sie die Betroffenen stärken und Hilfsangebote in den Vordergrund rücken. Die Farbe Orange steht dabei für eine Zukunft ohne Gewalt – eine Zukunft, die von Unversehrtheit und Sicherheit für alle Frauen und Mädchen geprägt ist.

Im Rahmen der Orange Days ruft das Frauenbüro gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern aus dem städtischen Hilfesystem zu einem Aktions- und Veranstaltungsprogramm auf. Dabei wird mit der symbolischen Beleuchtung des Rathauses in Orange ein starkes Zeichen der Solidarität und des Engagements für eine Zukunft ohne Gewalt, das während des gesamten Aktionszeitraums sichtbar bleibt, gesetzt. Gleiches gilt für die Sprühkreideaktion im öffentlichen Raum, bei der die Botschaft „Stoppt Gewalt an Frauen“ unübersehbar im gesamten Stadtgebiet präsent ist. Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung soll den Frauen, die in Offenbach Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt wurden, gedacht werden: Ein Moment des Innehaltens und ein Raum für die Stimmen von Betroffenen. 

Bei einer Lesung und Podiumsdiskussion über Gewalt gegen Frauen und Femizide sprechen die Spiegel-Journalistin Laura Backes sowie Offenbacher Fachleute aus Presse, Polizei und dem städtischen Hilfesystemen über die „Macht der Worte“ und welchen Anteil Sprache und Kommunikation in Medien bei der Wahrnehmung von Gewalt gegen Frauen und der Bewusstseinsbildung spielen Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke hebt die Bedeutung der Orange Days hervor: „Die Orange Days sind mehr als eine Erinnerung – sie sind ein klares Versprechen: Wir stehen an der Seite der Frauen und Mädchen, die Gewalt erfahren haben. Wir setzen uns unermüdlich für ihren Schutz und ihre Unterstützung ein. Diese Tage sind ein Appell an uns alle, das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Gewalt weiter zu schärfen und die Prävention zu stärken. Gewalt gegen Frauen ist in Offenbach nicht hinnehmbar.“

Dr. Inga Halwachs, Kommunale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte, ergänzt: „Die Orange Days sind ein Weckruf. Sie erinnern uns daran, dass keine Frau mit ihrer Erfahrung allein ist. Es gibt Unterstützung – und wir wollen, dass diese Unterstützung von allen Betroffenen genutzt wird. Die Öffentlichkeit muss die Hilfsangebote kennen, und wir müssen Frauen ermutigen, sich aktiv Hilfe zu suchen und die Spirale der Gewalt zu durchbrechen.“

Das Offenbacher Hilfesystem

Die Arbeit gegen Gewalt an Frauen endet nicht mit den Orange Days. Offenbach verfügt über ein weit verzweigtes Hilfesystem, das Frauen, die von Gewalt betroffen sind, täglich mit kompetenter Unterstützung zur Seite steht. Dazu gehören unter anderem die Fachberatungsstelle für häusliche Gewalt, die Kriseninterventionsstelle sowie das Frauen*- und Kinderhaus – allesamt Einrichtungen, die von Frauen helfen Frauen e.V. betrieben werden. Ergänzt wird dieses Angebot durch die Beratungsdienste von pro familia, darunter der Frauennotruf, die Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung und Halte.Punkt für Kinder und Jugendliche, die sexualisierte Gewalt erfahren haben. Der Weiße Ring mit seiner Opferberatung sowie die Täterberatung der Caritas e.V. sind ebenfalls wichtige Partner im Offenbacher Hilfesystem. Diese und viele weitere Akteur*innen arbeiten im Arbeitskreis gegen häusliche und sexualisierte Gewalt zusammen, um durch regelmäßige Treffen und gemeinsame Projekte eine vernetzte und effektive Hilfe für Betroffene sicherzustellen.

Die Koordinierungsstelle „Leben ohne Gewalt“

Ein weiterer wichtiger Schritt im Kampf gegen Gewalt an Frauen ist die seit einem Jahr bestehende Koordinierungsstelle „Leben ohne Gewalt“, die zur Umsetzung der Istanbul-Konvention in Offenbach geschaffen wurde. Diese ist beim Frauenbüro angesiedelt, um gezielte Maßnahmen zu entwickeln, die Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu verhindern und das bestehende Hilfesystem weiter auszubauen. In enger Abstimmung mit den verschiedenen städtischen Akteurinnen und Akteuren arbeitet Luzia Rott von der Koordinierungsstelle für die Umsetzung Istanbul-Konvention an einem Aktionsplan, der passgenaue und wirkungsvolle Maßnahmen für die Stadt umsetzt und den Schutz für Frauen und Mädchen nachhaltig verbessert.

„Die Istanbul-Konvention gibt uns einen klaren Handlungsrahmen, um die Ziele der Orange Days auch über den Aktionszeitraum hinaus zu verfolgen“, erklärt die Fachreferentin. „Sie hilft uns dabei, Prävention, Schutz und Unterstützung für Frauen und Mädchen in Offenbach weiter zu stärken.“

Bildinformation:

Programmflyer „Orange your City“, Frauenbüro der Stadt Offenbach

Silhouette Orange your City-Offenbach, Stadt Offenbach 

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