Rohbau für neues Gebäude an der Ernst-Reuter-Schule steht
05.09.2024
Die neue Grundschule am Standort der Ernst-Reuter-Schule wird voraussichtlich rund 30,5 Millionen Euro kosten. Der Magistrat hat den errechneten und vom Revisionsamt geprüften zusätzlichen Kosten von knapp 7 Millionen zugestimmt und an die Stadtverordnetenversammlung zur Beschlussfassung weitergereicht. Für den Neubau steht bereits in Kürze das Richtfest im Stadtteil Rumpenheim an. Die Stadt erhält für dieses Bauvorhaben einen Förderbetrag von 674.450 Euro von der KfW sowie einen vergünstigten Kredit.
Die Integrierte Gesamtschule (IGS) soll künftig in ihrem weiterführenden Zweig fünfzügig und in ihrem Grundschulzweig dreizügig unterrichten können. Insgesamt schafft die Stadt Offenbach rund 200 neue Unterrichtsplätze.
„Für bereits vergebene Bauleistungen sind die Preise im Markt ungewohnt schnell gestiegen. Die OPG, die das Projekt für die Stadt treuhänderisch realisiert, musste mehrfach Ausschreiben, da entweder keine Angebote abgegeben wurden – oder diese die berechneten Kosten erheblich überstiegen“, erläutert Planungs- und Baudezernent Paul-Gerhard-Weiß.
Um eine Unterbrechung der Bauarbeiten zu vermeiden, mussten Aufträge teilweise deutlich über dem kalkulierten Budget vergeben werden. Der Holzbau, die Haustechnik und Tiefbauarbeiten fallen zum Beispiel darunter.
Nach den konkretisierten Plänen mussten die Bodenplatte und die Tragschichten anders ausgeführt und Versorgungsleitungen umgelegt werden.
Neu ins Projekt aufgenommen wurden eine zusätzliche Photovoltaik-Anlage, Maßnahmen zum Vogelschutz sowie die Pflege der Grünfläche an der Bürgeler Straße, die in der Vergangenheit von den Sportvereinen übernommen wurde. Die zusätzlichen Projektinhalte und Arbeiten erhöhen auch die Baunebenkosten.Durch den Entfall eines ursprünglich geplanten Interimscontainers konnten Kosten eingespart werden.
Gegenwärtig besuchen die Ernst-Reuter-Schule rund 850 Schülerinnen und Schüler. Rund 270 von ihnen werden in der Grundstufe unterrichtet. Durch den Wechsel der Grundstufe in einen eigenen Gebäudetrakt mit modernen, barrierefreien Unterrichtsräumen sowie durch kleinere An- und Umbauten des Hauptgebäudes kann die IGS ab 2026 perspektivisch bis zu 1.050 Kinder und Jugendliche aufnehmen. „Die Erweiterung der Ernst-Reuter-Schule zählt zu den größeren Schulbauprojekten, mit denen wir der dynamischen Bevölkerungsentwicklung in Offenbach Rechnung tragen“, erläutert Planungs- und Baudezernent Paul-Gerhard Weiß.
Lebensraum Schule
„Wie auch bei anderen Schulneubauten im Bestand, bauen wir bei laufendem Unterrichtsbetrieb nicht nur die Kapazität der Ernst-Reuter-Schule auf dem vorhandenen Grundstück aus, sondern wir werten den Schulstandort insgesamt deutlich auf. Wir ermöglichen der Schule zugleich eine Weiterentwicklung ihrer in den vergangenen zehn Jahren organisch gewachsenen Strukturen“, erklärt Weiß. „Wir erfüllen nicht nur das erforderliche Raumprogramm, sondern schaffen mit einer gut durchdachten Architektur und Freiraumgestaltung für die Kinder und Jugendlichen einen ‚Lebensraum Schule‘, in dem sie sich wohl fühlen und der ihre Entwicklung fördert.“
Hintergrund
Die Projektleitung und -steuerung für die Baurealisierung leisten die Stadtwerke mit ihrer Projektentwicklungsgesellschaft OPG. In enger Abstimmung mit dem Hochbaumanagement des Amtes für Planen und Bauen als Bauherrenvertretung wird das Vorhaben in zwei Bauabschnitten umgesetzt. Das neue Grundschulgebäude soll in den Sommerferien 2025 bezogen werden können. Die An- und Umbauten des Bestandsgebäudes sollen zusammen mit den restlichen Freiflächen bis 2026 fertig sein.
Neues „Herzstück“ der Ernst-Reuter-Schule wird, gemeinsam mit einem neuen separaten Mehrzweckgebäude, der im Zentrum aller Nutzungsbereiche liegende zentrale Pausenhof sein. Weil das neue Grundschulgebäude wie auch die Erweiterungsbauten des Bestandsgebäudes einen Teil der bisherigen Freifläche beanspruchen, wird im Westen das benachbarte Brachgelände eines ehemaligen Tennisclubs in das Schulgelände eingegliedert.
So entsteht eine attraktive Spiel- und Sportlandschaft, die mit Streetball-Platz, Tischtennis und Fahrrad- und Rollerparcours sowie Sitzmauern, einem ‚Grünen Klassenzimmer‘ und Schulgarten in unterschiedliche Spiel-, Bewegungs- und Rückzugsräume gegliedert ist.
Das dreigeschossige barrierefreie Grundschulgebäude mit begrünten Pultdächern schließt sich im Süden an das Hauptgebäude der IGS an. Es entsteht in Hybridbauweise als Kombination aus Holzrahmenbau und Holzbetonverbunddecken sowie Bodenplatte, Treppenhäusern und Aufzugsschacht aus Stahlbeton. Die Obergeschosse überragen das Erdgeschoss, so dass eine überdachte Pausenfläche entsteht.
Lernflure und Jahrgangscluster
Das Erdgeschoss wird der gesamten Schulgemeinschaft zur Verfügung stehen. Hier werden sich die Ganztagsbetreuung, die Schulbibliothek und der Kunstraum befinden. Die Klassenräume in den beiden Obergeschossen sind als Jahrgangscluster geordnet. Jeweils drei Klassenzimmer pro Jahrgang samt Differenzierungsräumen gruppieren sich um einen mit Sitzpodesten und Sitzstufen ausgestatteten „Lernflur“. Er kann für Spiel und Begegnung sowie für die Umsetzung neuer Lernkonzepte verwendet werden.
Es entsteht ein zweites Treppenhaus mit einem Aufzug an der Ostseite der Grundschule. Daran schließt sich ein zweigeschossiger Verbindungsbau zum Hauptgebäude an. Die hier entstehenden Klassenräume samt „Lernfluren“ bilden zusammen mit den Räumen im südlichen Teil des Bestandsgebäudes ein Lerncluster für die fünfte und sechste Jahrgangsstufe. Die Jahrgänge sieben bis zehn werden unverändert im nördlichen Teil des Hauptgebäudes unterrichtet. Dort wird nicht nur durch den Umzug des Grundschulzweiges, sondern auch durch eine bauliche Erweiterung mehr Platz für dringend benötigte Kursräume geschaffen.
Mehrzweckbau für Veranstaltungen und Cafeteria
Auf dem neugestalteten Schulhof entsteht ein teilbarer Mehrzweckraum als ovaler Solitär, der auch den bisherigen Musikraum beherbergt. Der von der gesamten Schulgemeinschaft nutzbare Veranstaltungsraum mit mobiler Bühne ist über ein Foyer an das Hauptgebäude angeschlossen, aber auch separat vom Schulhof her zugänglich.
Im Bereich des alten Haupteingangs zur Aula wird die bestehende Cafeteria erweitert und bietet mit ihrer neuen Ausgabeküche künftig auch den Grundschulkindern Verpflegung an. Cafeteria und Mehrzweckraum sind durch ein Vordach mit Oberlichtern miteinander verbunden. Dadurch entsteht eine weitere überdachte Pausenfläche.
Neue Kursräume für den weiterführenden Schulzweig entstehen durch kleinere Umbauten an der Stelle des alten Musikraums und im Bereich der alten Aula. Die nicht genutzte Terrasse im ersten Obergeschoss wird überbaut. Dort wird auch ein neuer IT-Raum eingerichtet.
Geothermie und Photovoltaik
Beim Neubau des Grundschulgebäudes achtet die Stadt Offenbach auf Klimaschutz und nachhaltige Energieversorgung. Das neue Schulhaus werde dem Standard „Effizienzgebäude 40“ des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) entsprechen, seinen Wärmebedarf also zu mindestens 50 Prozent durch erneuerbare Energien decken, erläutert Andrés Bäppler, Projektleiter vom städtischen Hochbaumanagement.
Dank der Nutzung einer neuen Geothermie-Anlage wird das Haus weitgehend unabhängig von der vorhandenen Gasheizung. In die entsprechend dem GEG-Standard ausgeführten Fassaden werden dezentrale, mechanische Lüftungsgeräte mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung integriert. Das Mikroklima soll durch die extensive Begrünung der Dachflächen der Grundschule verbessert werden und eine Photovoltaik-Anlage wird zur Stromversorgung beitragen.