Inhalt anspringen

Stadt Offenbach

Trauer um Rolf Ringwald

28.07.1999

28. Juli 1999: Die Stadt Offenbach trauert um Rolf Ringwald, in Offenbach sehr bekannte und außerordentlich verdienstvolle Persönlichkeit des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens, der am 27.7.99, kurz nach seinem 71. Geburtstag, plötzlich verstorben ist.

Oberbürgermeister Gerhard Grandke würdigte Ringwald in einem Nachruf als eine Persönlichkeit, die vor 41 Jahren nach Offenbach kam und sich von Anfang an für die Belange der Stadt sehr intensiv engagiert und eingesetzt hat. In seiner Jugend bereits durch die Naturfreunde-Bewegung geprägt, wurde ihm ein Weg vorgezeichnet, der sein Leben in den Dienst der Allgemeinheit führte.

Hinzu kam seine durch und durch soziale und demokratische Einstellung, die er stets gemeinsam mit seiner Gattin, der langjährigen Stadtverordneten und stellv.Stadtverordnetenvorsteherin, Stadtälteste Lore Ringwald, praktizierte.
Nach seiner Übersiedlung nach Offenbach betätigte er sich zunächst als Buchhändler in einem gewerkschaftseigenen Verlag und war dann Redakteur einer Bildungszeitschrift der Naturfreunde-Jugend, die durch ihre Kampagne für Abrüstung und die Organisation der Ostermärsche sehr bekannt wurde. Von 1964 bis 1978 war Rolf Ringwald Leiter der Volkshochschule. In diesen 14 Jahren hat er die VHS von den frühesten einfachen Anfängen, bei denen ihm auch die spätere Stadträtin Gusti Hoffmann als Sekretärin zur Seite stand, zu einer vollwertigen und allseits anerkannten Einrichtung der Erwachsenen-bildung in Offenbach a.M. aufgebaut.

In der gleichen Zeit war Herr Ringwald Mitglied des Kuratioriums des Abendgymnasiums von Offenbach, beteiligte sich an der Vorbereitung des „2. Bildungsweges“ der Stadt, war 6 Jahre lang Jugendschöffe beim hiesigen Amtsgericht und gleichzeitig auch Beisitzer in der Prüfungskammer für Wehrdienstverweigerer. Viele Jahre war Rolf Ringwald eines der aktivsten Mitglieder der Kultur- und Theaterkommission und hat von dieser Warte aus das Offenbacher Kulturschaffen entscheidend mitgeprägt.

Eine ganze Reihe weiterer Aktivitäten kennzeichnen sein vielfältiges Engagement, wovon hier einige wenige aufgeführt werden:
1967-1973 Vorsitzender der Ortsgruppe der Naturfreunde und viele Jahre Mitglied der Bundesleitung und Bundes-Jugendleitung der Naturfreunde als Kultur und Bildungsreferent.
1966-1970 Mitglied im Beirat der Deutsch-Tschechoslowakischen Gesellschaft und Mitglied im Jugendwohlfahrts- und Jugendpflegeausschuß unserer Stadt.
1968-1974 Vorstandsmitglied des hessischen Volkshochschulverbandes und des Landesvorstandes „Arbeit und Leben“.
1972-1974 Vorsitzender des Schulelternbeitrates der Bachschule Nord.
1973 Sprecher und einer der Hauptinitiatoren der erfolgreichen Bürgerinitiative gegen den Bau eines Großkraftwerkes in Frankfurt-Fechenheim.
1978-1986 Stellvertretender Leiter der Volkshochschule Offenbach und Fachbereichs-Leiter für kulturelle Bildung, Gesundheitswesen, Seniorenarbeit u.a.

Rolf Ringwald galt als hervorragender Organisatior von Veranstaltungen, Vortragsreihen, Studienfahrten u.a. Er war in der Erwachsenenbildung und für die Integrierung ausländ. Mitbürger sehr engagiert. Lange Jahre war er Vorsitzender und Motor des Stadtaltenringes.

Seine besondere Aufmerksamkeit hat Rolf Ringwald in den letzten Jahren der Seniorenarbeit und der Förderung und dem Ausbau der Städtepartnerschaften von Offenbach gewidmet. Die Städtepartnerschaft mit der russischen Stadt Orjol war ihm besonders ans Herz gewachsen und er hat dort viele Freunde gefunden.
Für seine Senioren wollte er eine sinnvolle und abwechslungsreiche Freizeitgestaltung, um so zu einem geistig regen, menschenwürdigen und einfach erfreulichen Ruhestand für alle zu kommen.

Die ideale Kombination Lore und Rolf Ringwald wurde nicht zuletzt bei der Verleihung der Bürgermedaille in Silber der Stadt Offenbach a.M. im Juli 1988 an Rolf Ringwald als „Glücksfall für Offenbach“ bezeichnet.

Rolf Ringwald hat sich nie damit abgefunden, daß die Offenbacher ihr Licht unter den Scheffel stellten und er arbeitete hart daran, seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern den - wie er es nannte „Pygmäen-Komplex“ gegenüber den Frankfurtern wegzutherapieren. Er propagierte Kulturpolitik auf regionaler Ebene und hatte Erfolg damit.

Oberbürgermeister Grandke würdigt Rolf Ringwald als einen der verdienstvollsten Mitbürger Offenbachs, dem es nach einem seiner Grundsätze „Kreativität ersetzt Geld“ immer wieder gelang, knappe Finanzmittel für kulturelle Zwecke durch Ideenreichtum, gute Verbindungen, Begeisterungsfähigkeit und Schläue zu ergänzen. So hat er dem Offenbacher Kulturschaffen auch nach seiner Ruhestandsversetzung weiterhin auf die Sprünge geholfen und eine ganze Reihe von Veranstaltungen auf den Weg gebracht.

Neben seiner Ehefrau Lore hinterläßt der 71-jährige zwei erwachsene Kinder, einen Sohn und eine Tochter.

Die Stadt Offenbach trauert um ihren außerordentlich verdienstvollen Mitbürger Rolf Ringwald.

Erläuterungen und Hinweise