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Stadt Offenbach

Deutsch als Berufssprache

01.06.1999

01. Juni 1999: Für bessere deutsche Sprachkenntnisse ausländischer Arbeitnehmer im Beruf macht sich eine Initiative stark, in der sich Arbeitsamt Offenbach, DGB, Industrie- und Handelskammer, Stadt Offenbach und Wohlfahrtsverbände zusammengeschlossen haben. IHK-Präsident Wolfgang Kappus, DGB-Chef Jochen Röver und Dieter Stark vom Arbeitsamt Offenbach sind seit einigen Jahren Motor des Verbundes, der jetzt vom Projekt VIA der städtischen Arbeitsförderung koordiniert wird.

Arbeitnehmer müßten sich klar werden, so die Initiatoren, daß man künftig ohne gute Sprachkenntnisse kaum noch berufliche Chancen hat. Aber auch die Unternehmen hätten große Verantwortung. Sind sie es doch, die auf einen guten Kommunikationsfluß im Betrieb angewiesen sind, um die Qualität zu steigern, Kosten zu senken und insgesamt wettbewerbsfähig zu bleiben. Im Zentrum der Aktivitäten steht dabei nicht nur Aufklärung über das Problem, sondern vor allem die Einleitung praktischer Maßnahmen, möglichst direkt in den Unternehmen.

Zwei Pilotkurse konnten in diesen Tagen erfolgreich abgeschlossen werden. Durch Lehrkräfte der Volkshochschule Offenbach wurden sieben ausländische Arbeiter in der Gießerei von MAN-Roland mit einem neuen Konzept geschult. Wichtiger Punkt dabei: Der Sprachunterricht findet im Unternehmen selbst statt und richtet sich vor allem auf den unmittelbaren schriftlichen und mündlichen Verständigungsbedarf am Arbeitsplatz.

Um die fachliche Komponente zu sichern, ist ein Vorgesetzter aus dem Betrieb in den Unterricht eingebunden. Der spezifische Lernbedarf wurde zuvor mit einer gründlichen Analyse durch Sprachwissenschaftler analysiert.

Die Ergebnisse des Trainings haben alle Seiten überzeugt. Thomas Heyn, Personalleiter von MAN-Roland, sieht in besseren Deutschkenntnissen einen Baustein für bessere Qualität und mehr Produktivität: “Wir wollen den Kommunikationsprozeß im Unternehmen und somit die Qualität unserer Produkte ständig verbessern. Deshalb haben wir die Initiative sofort aufgegriffen.”

Für Hermann Hess, Betriebsrat, ist die Beherrschung der Berufssprache ein wichtiger Faktor für Arbeitszufriedenheit, Effektivität und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten. Auch die Bereitschaft der Mitarbeiter, die Sprachlektionen außerhalb der Arbeitszeit zu absolvieren wurde als Beleg für die hohe Motivation zur Weiterqualifizierung allgemein gelobt.

In einem weiteren Kurs wurden ausländische Pflegekräfte in den Städtischen Kliniken geschult. Auch hier in enger Verbindung von fachlicher und sprachlicher Kompetenz. Sprachlehrerin und eine Pflegeleiterin teilten sich die Aufgabe, den Umgang mit medizinischen Begriffen und der Fachsprache des Krankenhauses zu trainieren. Das Echo der knapp 10 Teilnehmerinnen war durchweg positiv, obwohl die Kurse auch hier überwiegend außerhalb der Arbeitszeit stattfanden und von den Teilnehmerinnen ein Kostenbeitrag zu zahlen war. Die Initiative “Berufssprache Deutsch” bewertet diese Maßnahmen als erfolgreichen Test für eine breiteres Angebot an Betriebe der Region.

Kappus und Röver werden in den nächsten Tagen rund 70 Unternehmen anschreiben, um sie für ähnliche Maßnahmen zu gewinnen. Die Kosten für die Betriebe seien gering, so DGB-Chef Röver, zumal unter bestimmten Bedingungen öffentliche Fördermittel zur Verfügung stünden.

IHK-Präsident Kappus sieht in der Verbesserung der berufssprachlichen Kenntnisse eine versteckte Produktivitätsreserve, die von vielen Unternehmen noch nicht genügend erkannt worden ist: “ Ich habe im eigenen Unternehmen vor einigen Jahren gezielt mit der Verbesserung der Sprachkenntnisse meiner ausländischen Mitarbeiterinnen begonnen und kann aus dieser Erfahrung bestätigen, daß sich dies nicht nur positiv auf das Arbeitsklima, sondern auch auf die Arbeitsergebnisse ausgewirkt hat. Die Sprache wird im Betrieb immer wichtiger. Gerade in unserer Region mit vielen ausländischen Mitarbeitern müssen wir das als Herausforderung für alle Beteiligten begreifen.”

Weitere Informationen zur Initiative “Berufssprache Deutsch” sind erhältlich bei:
Stadt Offenbach, Amt für Arbeitsförderung und Statistik, Carlos Mari, Tel. 8065-2563, der Volkshochschule Offenbach, Brigitte Koenen, Tel.: 8065-3482 oder der Ausländerberatungsstelle des Caritas-Verbandes, Bernd Bleines, Tel.: 80064-250.

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