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Stadt Offenbach

Doppelhelix am Mainufer steht symbolisch für kreatives Potenzial

29.04.2010 – 29. April 2010: Die Kreativstadt Offenbach hat ein neues Symbol: die Doppelhelix des Diplom-Designers Frank Flaskämper. Er ist Absolvent des Fachbereichs Produktgestaltung der Hochschule für Gestaltung (HfG), Offenbachs wichtige Nachwuchsschmiede für Kreative. Flaskämpers Großskulptur erinnert an die Gestalt des menschlichen Genoms. „So wie die Doppelhelix das schöpferische Potenzial des Menschen symbolisiert, so steht sie auch für das Kreativpotenzial in unserer Stadt“, erklärt Oberbürgermeister Horst Schneider. Offenbachs Mainpromenade sei damit noch attraktiver geworden. „Die Doppelhelix ist ein weiteres gelungenes Beispiel für die enge Zusammenarbeit von Hochschule und Stadt. Die HfG versteht sich als Schwungrad einer vielschichtigen Kreativszene im Rhein-Main-Gebiet. Dieses Energiepotenzial wollen wir für die Stadt Offenbach und die Region nutzen“, sagt Professor Bernd Kracke, Präsident der HfG.

„Als Hochschule fühlen wir uns verpflichtet, künstlerisch zu forschen und diese Forschung auch in der städtischen Realität zu entwickeln“, betont der betreuende Professor Manfred Stumpf, der auf dem Kulturgleis weitere studentische Kunstwerke im öffentlichen Kontext erproben will.

Ort der Inspiration

Ein mehrjähriger Kooperationsprozess ist der Einweihung der Doppelhelix vorangegangen. Als 2008 die Schienen der alten Hafenbahn demontiert wurden, setzten sich Studierende der HfG für den Erhalt eines etwa 300 Meter langen Teilstücks in Höhe der Schlossstraße ein. Und sie gewannen die Stadt Offenbach für eine Idee: Das Kulturgleis am Mainufer – ein Ort, an dem man sich begegnet, wo Menschen ins Gespräch kommen. Ein Ort der Inspiration. Herzstück dieser Idee ist ein alter Güterwaggon – Schauplatz kultureller Veranstaltungen und politischer Diskussionen, die seit 2008 dort mehrmals pro Woche unter der Regie von HfG-Studenten stattfinden.

Die Idee korrespondierte mit stadtplanerischen Überlegungen, die Verbindung der Stadt zum Fluss zu verstärken und den Freizeitwert des Mainvorgeländes zu erhöhen. Denn für Offenbacherinnen und Offenbacher ist der Mainuferweg eines der schönsten Naherholungsgebiete zum Spazierengehen, Fahrrad fahren oder Inline skaten. Ganz in der Nähe des Kulturgleises hat die Stadt im Sommer 2009 den Mainuferpark eröffnet, der für Groß und Klein Möglichkeiten für Spiel, Spaß, Bewegung und geselliges Grillen bietet. Etwa drei Millionen Menschen im Jahr nutzen die Mainpromenade. Dies bietet der HfG unweit ihres Domizils im Isenburger Schloss eine öffentlichkeitswirksame Plattform zur eigenen Präsentation.

Bis an die Grenze des Machbaren

Technisch und auch genehmigungsrechtlich erwies sich das Projekt Doppelhelix als Herausforderung. Technisch deshalb, weil Firmen gefunden werden mussten, die in der Lage waren, den Entwurf zu realisieren. Sowohl die Biegekunst als auch die Materialanforderungen wurden bis an ihre Grenzen ausgereizt. Die fünfeinhalb Tonnen schwere „Doppelhelix“ umfasst eine 15 Meter hohe Gerüstkonstruktion aus zwei gedrehten Stahlschienen, verbunden mit 2,60 Meter breiten Holzbohlen. Die Holzbohlen werden mithilfe einer Fußfassung aus Stahlprofilen auf den Gleisen befestigt. Das ehemalige Industriegleis windet sich an seinem östlichen Ende über eine 2,50 Meter hohe Rampe spiralförmig in die Höhe. Durch den Stahlbetonsockel wird das Objekt im Boden verankert. Die Fundamente sind ebenfalls in Stahlbeton ausgeführt.

In Kooperation mit der Firma Stabikon (Stahl – Biegen – Konstruktionen) GmbH in Duisburg hat eine holländische Firma die Stahlspirale angefertigt. Die Firma IPS – Ingenieurbüro für Prozesslufttechnik in Bieber-Waldhof hat den goldenen Pylon eingesetzt, der der Spirale Festigkeit gibt.

Genehmigungsrechtlich galt es die Anforderungen des Regierungspräsidenten, Abteilung Wasserwirtschaft einzuhalten, denn für den Standort auf dem Mainvorgelände gelten Hochwasserschutzbestimmungen.

„Zwei Institutionen konnten sich mit ihren Stärken hier besonders ergänzen“, betont Oberbürgermeister Schneider. „Während die HfG ihre visionäre Kraft eingebracht hat, steuerte die Projektleitung beim Amt für Stadtplanung und Baumanagement den Prozess im Umgang mit den Behörden.“ Auch die Finanzierungsfrage wurde partnerschaftlich gelöst: Neben den beiden Hauptsponsoren – die Firma Merck in Darmstadt sowie die Stiftung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) haben sich 30 weitere Sponsoren beteiligt. Die Stadt übernahm die Planung.

Freiräume für kreative Ideen

„Offenbach ist stolz darauf, Standort der Hochschule für Gestaltung zu sein“, so Schneider. „Denn aus der Hochschule heraus erwachsen viele Impulse für die Gestaltung des öffentlichen Raums. Die Hochschule setzt sich kreativ mit ihrem Umfeld auseinander, davon kann die Stadt nur profitieren.“ Laut Schneider vertritt die Stadt daher auch den Anspruch, studentische Initiativen zu unterstützen. „Wir wollen Freiräume bieten und bürokratische Hindernisse aus dem Weg räumen, damit junge Kreative ihre Ideen hier vor Ort realisieren, denn das bringt den notwendigen Modernisierungsprozess Offenbachs voran.“

Für die verstärkte Kooperation von Stadt und HfG gibt es inzwischen eine Reihe von Beispielen: So wirken unter anderem die Professoren Peter Eckart und Heiner Blum am Forum Aktive Innenstadt mit und bereichern die Diskussion über eine qualitätsvolle Entwicklung der Innenstadt um eine zusätzliche Perspektive, die auch studentische Interessen einschließt. An der Diskussion um ein neues Corporate Design hat die Stadt HfG-Studierende unter der Leitung von Professor Klaus Hesse beteiligt und dabei Hinweise auf ein zukunftsweisendes Erscheinungsbild Offenbachs erhalten. Im neuen Projekt C-Change führen die Professoren Georg Bertsch und Petra Kellner Nachwuchsdesigner an das Thema Klimawandel heran. Als das Haus der Stadtgeschichte 2004 in den Bernardbau umzog, entwarfen HfG-Studierende mit Professorin Siglinde Spanihel und Professor Dieter Lincke die Innenausstattung. Als besonders richtungsweisend bewertet Oberbürgermeister Horst Schneider die geplante Stiftungsprofessur „Kreativität im urbanen Kontext“ für die Forschungsfelder „kreative Stadt“ und „kreative Milieus“, die 2010 für zunächst fünf Jahre an der Hochschule für Gestaltung eingerichtet wird.

Materie und Geist - Vergangenheite und Zukunft

Flaskämpers Gesamtkunstwerk am Main verbindet zwei Elemente. Die stählernen Eisenbahnschienen als das materielle Produkt menschlicher Schaffenskraft und die Doppelhelix als Sinnbild der geistigen Dimension: Kreativität, die sich aufschwingt im immerwährenden Streben nach Fortschritt und Wachstum. Beide Elemente prägen auch die Geschichte Offenbachs: Die Vergangenheit als Industriestandort verknüpft mit der Idee von der Zukunft als Kreativ-Stadt. Die Gleisstrecke der alten Hafenbahn verdeutlicht zudem das Prozesshafte dieses Strukturwandels. „Die Skulptur ist identitätsstiftend für Offenbach“, freut sich Oberbürgermeister Schneider. „Denn aus dem Alten heraus möchten wir Neues entwickeln.“

Die Identifikation der Offenbacherinnen und Offenbacher mit der Skulptur ist das, was der Künstler vor allem erreichen möchte. Denn er begreift sein Kunstwerk als soziale Plastik im Sinne Joseph Beuys. Demnach lebt die Skulptur von der aktiven Auseinandersetzung der Menschen. Durch ihre Teilhabe formen sie das Kunstwerk mit. Der Kulturwaggon mit seinen regelmäßigen Veranstaltungen bietet dafür die beste Gelegenheit.

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