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Stadt Offenbach

Verschuldung: Stadtranking der Creditreform macht falsche Zahlen zur Grundlage

08.11.2013 – Weniger Schuldner bei der MainArbeit: Die Zahl der Kunden, die Zins und Tilgung aus eigener Kraft nicht mehr bedienen können, ist in den letzten vier Jahren um fünfzig Prozent gesunken. Ein Grund: In Offenbach gibt es mit der Diakonie und der MainArbeit zwei "geeignete Stellen", um Verbraucherinsolvenzen abzuwickeln. Paradoxerweise verzerrt die Leistungsfähigkeit der örtlichen Beratungsangebote das Städteranking im Schuldneratlas der Creditreform.

Die Zahl der Verfahren steigt mit der Qualität der Beratungsangebote. In Kommunen, die weniger Hilfestellungen geben, müssen Schuldner oft lange auf einen Termin warten. Weniger Verfahren bedeuten weniger Verbraucherinsolvenzen und somit einen besseren Verschuldungsindikator im Vergleich zu Städten, die sich um das Problem adäquat kümmern.

Offenbach belegte im in dieser Woche veröffentlichten Ranking der Creditreform, das vorgibt, die Überschuldung von Einwohnern in Städten abzubilden, den vorletzten Platz in Deutschland. Dr. Matthias Schulze Boeing, Geschäftsführer der MainArbeit, Leiter der Statistikabteilung der Stadt und zuständig für die Insolvenzberatung: „Die von Creditreform eingeführte Schuldnerquote, die als Grundlage für alle Berechnungen herangezogen wird, bildet die Wirklichkeit nicht ab. Wir haben vor zwei Jahren das Institut schriftlich aufgefordert, seine Parameter zu nennen. Das hat die Creditreform verweigert. Es ist nicht zu erfahren, auf welchen Voraussetzungen die Ergebnisse beruhen“. In dem Atlas werde nur allgemein ausgeführt, die Schuldnerquote berücksichtige die Zahl der Vermögensauskünfte, die eingeleiteten Verbraucherinsolvenzen und eigene Daten wie beispielsweise Mahnungen“.

Unklar ist beispielsweise wie das Ranking mit dem Problem der Vielfachnennungen umgeht. Menschen in Überschuldung müssen häufig mehrere Vermögensauskünfte innerhalb eines Jahres abgeben. Der Anteil der Offenbacher mit Migrationshintergrund liegt mit über fünfzig Prozent deutlich über dem Bundesschnitt. Aus sprachlichen Gründen gibt es oft Unklarheiten. Das bedeutet neue Auskünfte um nachzubessern. Die Zahl der Vermögensauskünfte der Einwohnerzahl gegenüberzustellen, vernachlässigt das Problem der Mehrfachnennungen.

Fakt ist auch, dass das Bundesverbraucherschutzministerium vor zwei Jahren Datensammler wie die Schufa, Creditreform und andere "geprüft" hat. Ergebnis der Expertise, die von der damaligen Ministerin Ilse Aigner vorgestellt wurde: die Daten dieser "Sammler " seien zu 45 Prozent falsch. Wenn die Creditreform wie sie angibt, eigene Daten verwendet, so beruht ihr Ranking zur Hälfte auf falschen Zahlen“.

Dr. Schulze Boeing: „In Offenbach wird viel getan, um Menschen aus der Überschuldung herauszuholen. Gerade diese Anstrengungen verkehren aber die Statistik in ihr Gegenteil. Die von Creditreform genannte Schuldnerquote, Grundlage für alle Berechnungen, bildet die Wirklichkeit nicht ab“.

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