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Stadt Offenbach

Erstes Flüchtlingsbaby in Offenbach zur Welt gekommen / Ungewisse Zukunft für den kleinen Fayaz

11.11.2015

11. November 2016: Gerade mal sechs Wochen alt, liegt der Kleine mit geschlossenen Augen im Arm seiner Mutter. Fürs Foto aber ist er plötzlich hellwach, öffnet die Augen und lächelt: Fayaz Imami ist kein ganz gewöhnliches Kind. Der Junge ist das erste in Offenbach geborene Flüchtlingsbaby. Ob er in Deutschland aufwachsen wird, ist noch völlig unklar. In seinem Pass aber wird später einmal „Geburtsort: Offenbach“ stehen.

Fayaz‘ Eltern und sein zweijähriger Bruder Farhadullah haben eine lange Reise hinter sich. Sie stammen aus Afghanistan und sind wie viele hunderttausend Menschen in diesen Wochen und Monaten vor Krieg und Gewalt in ihrer Heimat geflohen. Zwei Monate lang hat sich die junge Familie mit der hochschwangeren Mutter über Iran, Türkei, Bulgarien, Serbien, Ungarn und Österreich bis nach Deutschland durchgekämpft. Bereits an der türkischen Grenze verlor der 22-jährige Vater von Fayaz seine mitgereisten drei Brüder aus den Augen. Wo sie jetzt sind, weiß er nicht. In Afghanistan zurückgeblieben sind nur die Eltern und ein weiterer Bruder.

Als Fayaz‘ Eltern Serbien hinter sich gelassen hatten, ging alles relativ geordnet und gesteuert ab, berichtet die Familie: Mit Bussen wurden sie durch Ungarn und Österreich gefahren, in Deutschland in einem Zug weitertransportiert und erreichten am 26. September Offenbach am Main. Aufgenommen wurde die Familie zunächst in der damaligen vom Katastrophenschutz betriebenen Notunterkunft in der Anne-Frank-Schule. Am 30. September kam Fayaz im Sana-Klinikum auf die Welt. Wenig später zog die Familie mitsamt der weiteren Geflüchteten aus der Notunterkunft in die Außenstelle der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung im Kaiserlei um.

Eine ärztliche Versorgung genoss die Mutter während der langen Flucht nicht. Während ihrer Schwangerschaft wurde sie nur zwei- bis dreimal in Afghanistan von einem Arzt untersucht, berichtet sie. Dann erst wieder in Offenbach. Ein kleines Wunder, dass das Kind unbeschadet und gesund auf die Welt kam. Eine bei der Stadt angestellte Familienhebamme kümmert sich seit dem Tag der Ankunft um alle ärztlichen Termine für die Mutter und das Baby. Sie spricht dieselbe Sprache Farsi, hilft beim Übersetzen und bei der Beantragung der Geburtsurkunde im Offenbacher Standesamt.

In der Unterkunft im Kaiserlei geht es der vierköpfigen Familie vergleichsweise gut: Sie hat ein eigenes kleines Zimmer im Verwaltungstrakt der Gewerbehalle und wartet nun auf die Registrierung für das Asylverfahren. Ob sie nach all den Strapazen ihrer Flucht dauerhaft in Deutschland bleiben dürfen, ist noch völlig offen. Sie hoffen es. Um sich ein Leben in Sicherheit aufbauen zu können. Eines steht aber jetzt schon fest: An Offenbach werden sie sich zeit ihres Lebens erinnern.

 

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