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Stadt Offenbach

Lernen bei Idealtemperatur: Geothermische Anlage hält Raumtemperatur in der neuen Hafenschule konstant / Grundstein gelegt

07.12.2015

07. Dezember 2015: Ein Teil der Bodenplatte ist schon eingebaut und auch erste Wände und Stützen ragen bereits in die Höhe. Bis August 2016 soll der Rohbau der neuen städtischen Grundschule und Kindertagesstätte im Hafen Offenbach stehen. Am Freitag, 4. Dezember, haben dafür Oberbürgermeister Horst Schneider, Bürgermeister Peter Schneider sowie Daniela Matha, Geschäftsführerin der OPG Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft mbH, den Grundstein gelegt. Bei der Energieversorgung betreten Kommune und OPG Neuland. Als erstes öffentliches Gebäude der Stadt Offenbach wird die Hafenschule mit Hilfe der Erdtemperatur gekühlt und gewärmt.

„Die Hafenschule ist die erste Neugründung einer Schule in Offenbach seit mehreren Jahrzehnten“, hebt Oberbürgermeister Horst Schneider hervor. Grundschule und Kita seien nicht nur ein bedeutender Standortfaktor für die Entwicklung des Hafens, sondern auch ein wichtiges Bindeglied zwischen dem neuen Stadtviertel und dem Nordend.  

Nach den Plänen des Darmstädter Architekturbüros waechter + waechter entstehen im Hafen Offenbach auf einer Grundstücksgröße von 7.093 Quadratmetern rund 11.000 Quadratmeter nutzbare Fläche für Erziehung, Bildung und Sport. Die Grundschule und die Kita werden nicht nur die Kinder aus dem Neubaugebiet besuchen. „Mit der Hafenschule entlasten wir die Goetheschule im Nordend“, erklärt Bürgermeister Peter Schneider. „Und mit der Kita tragen wir der wachsenden Bevölkerungszahl und dem durch die Hafenbebauung noch steigenden Bedarf an Kindertagesbetreuung in der Innenstadt Rechnung.“  

Mit Gesamtkosten von 26,6 Millionen Euro stellt das Projekt die bislang größte Einzelinvestition im städtischen Schulbausanierungsprogramm dar. „Hafenschule und Kita sind wichtige Bausteine des neuen Bildungscampus im Hafen Offenbach“, betont OPG-Geschäftsführerin Daniela Matha. Der geplante Hochschulbau der HfG werde nicht nur diesen Campus, sondern auch das Nordend mit seiner wachsenden Kreativszene deutlich aufwerten und beide Stadtviertel stärker vernetzen.  

Ein rund hundert Meter langer, fünfgeschossiger Gebäuderiegel entlang der neuen Hafenallee nimmt den Fachklassentrakt und zwei übereinander liegende Einfeld-Sporthallen auf. Das Bauwerk schirmt die sich kammartig in Richtung Hafenbecken erstreckenden, zweigeschossigen Klassen- und Gruppenbereiche vom Verkehrslärm der vielbefahrenen Straße ab.

Die neue Grundschule bietet Ganztagsangebote und Fachklassen für Musik, Werken, Kunst und EDV sowie eine Bibliothek, einen Mehrzweckraum und eine Mensa. Die beiden Sporthallen stehen auch Offenbacher Vereinen zur Verfügung. Die Hafenschule wird vierzügig geführt werden und ist als ganztägig arbeitende Schule vorgesehen. Unterrichtet werden sollen einschließlich einer Vorklasse insgesamt 420 Kinder. Die Kapazität der neuen Kita ist für insgesamt 140 Kinder im Alter bis zu sechs Jahren ausgelegt. Betreut werden sollen sie in neun Gruppen (fünf Kita- und vier Krabbelgruppen).

Bis zum Schuljahr 2017/18 sollen Schule und Kita am Standort „Hafenallee 13 bis 15“ fertig sein. Dann können auch die beiden Goetheschulklassen, die jetzt in Klassenraummodulen auf dem Gelände der Schillerschule als Interimsstandort unterrichtet werden, in den Hafen wechseln.  

Die Arbeiten sind im Zeitplan. Im Frühjahr dieses Jahres hatten OPG und Mainviertel Offenbach GmbH & Co. KG das Baufeld vorbereitet. Beide sind Unternehmen im Geschäftsfeld Immobilien der Stadtwerke Offenbach Unternehmensgruppe (SOH). Die OPG ist mit der Projektsteuerung beauftragt. Die Gesamtprojektleitung liegt beim Hochbaumanagement des Amtes für Stadtplanung, Verkehrs- und Baumanagement.

Nachdem die Kampfmittelsondierung ergebnislos verlaufen war, konnte im Juni offiziell der erste Spaten in die Erde gesetzt werden. Zur Gründung des Gebäudekomplexes wurden rund 500 Stahlbetonpfähle mit einer Länge zwischen elf und 17 Metern in den Boden gerammt. Bis Sommer 2016 sollen die Rohbauarbeiten abgeschlossen sein, schon im Frühjahr 2016 mit ersten Ausbauarbeiten, von der Dachdeckung bis zur Haustechnik, begonnen werden. Bis Ende 2016 soll das Gebäude geschlossen und beheizbar sein, um noch im Winter mit dem Innenausbau starten zu können.

Neue Wege geht die Stadt bei der energetischen Versorgung. Sowohl für die sommerliche Kühlung als auch für einen Teil der Heizung wird erstmals bei einem städtischen Gebäude Offenbachs die oberflächennahe Erdtemperatur genutzt. Dazu sind in Abstimmung mit der Oberen Wasserschutzbehörde in der Mitte der beiden Innenhöfe von Schule und Kita zwei Felder mit Erdwärmesonden angelegt worden. Für die Nutzung der Geothermie wurden 30 Sonden bis in eine Tiefe von 99 Metern ins Erdreich eingebracht.

Transportiert wird die regenerative Energie mit Hilfe von Sole. In erster Linie soll die Geothermie dem sommerlichen Wärmeschutz dienen. 80 Prozent der 11.000 Quadratmeter sind mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Im Sommer werden die Heizungsrohre von kühlem Wasser durchspült, das einen Teil der Raumwärme aufnimmt, die dann über die mit Sole gefüllten Sonden an das Erdreich abgegeben wird. Die Kühlung über die Heizungsrohre soll zusammen mit klassischen Bauelementen wie einer Sonnenschutzverglasung die Raumtemperatur in den nichtklimatisierten Klassenzimmern und Gruppenräumen auch in sommerlichen Hitzeperioden auf maximal 24 bis 26 Grad begrenzen.

Im Winter wiederum wird mittels Sonden und Wärmepumpe etwa ein Drittel der benötigten Heizwärme aus dem Erdreich entnommen. Die anderen zwei Drittel werden wie bei den anderen Gebäuden im Hafen als Fernwärme vom nahen EVO-Kraftwerk geliefert.

„Mit der Hafenschule und der Kindertagesstätte haben wir nicht nur in städtebaulicher, sondern auch in bautechnischer Hinsicht die beste Lösung für die Stadt gefunden“, ist OPG-Geschäftsführerin Daniela Matha überzeugt. „Die Nutzung der Erdtemperatur ist gegenüber einer aufwändigen und langfristig unwirtschaftlicheren Lüftungsanlage eine elegante und nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch effizientere Alternative.“

Dank des gemeinsam mit den Architekten und Fachplanern entwickelten Geothermie-Konzeptes unterschreitet der Primärenergieverbrauch des Gebäudes die neuen Richtlinien der Energieeinsparverordnung um bis zu 39 Prozent. Das rund 200.000 Euro kostende System rechnet sich mittelfristig innerhalb von 20 Jahren. 

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