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Stadt Offenbach

Klimawandel begünstigt Wildpflanze Jakobskreuzkraut / Giftig für Tiere

26.07.2016

Offenbach am Main, 26.07.2016 – Das gegen Trockenheit und hohe Temperaturen widerstandsfähige Jakobskreuzkraut bahnt sich seit mehreren Jahren, auch begünstigt durch den Klimawandel, verstärkt seinen Weg auf die Weideflächen und Wiesen Deutschlands.

Heike Hollerbach vom Amt für Umwelt, Energie u. Klimaschutz: “Als giftige Art, die für den Verzehr ungeeignet ist, stellt es für Pflanzenfresser eine Gefahr dar. Wie andere toxische Wildpflanzen ist es allerdings ein unentbehrlicher Bestandteil der hiesigen Vegetation und kann mit einfachen, ökologisch vertretbaren Mitteln von landwirtschaftlich genutzten Flächen ferngehalten werden." Als konkrete Maßnahme gegen die Ausbreitung in landwirtschaftlich genutzten Flächen empfiehlt der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen die Samenbildung zu verhindern und die Einwanderung in Grünlandnarben abzuwehren. "Das ist Aufgabe der bewirtschaftenden Landwirte beziehungsweise der Flächeneigentümer“, erklärt Hollerbach.

Entgegen der verbreiteten Meinung ist das Jakobskreuzkraut keine invasive Pflanzenart. Es handelt sich bei der Pflanze um eine einheimische Art. Wie der größte Teil der in Deutschland wachsenden Wildpflanzen enthält sie Stoffe, die karzinogen oder toxisch wirken können. Diese Pflanzen sind aber gleichzeitig unentbehrliche Elemente der Ökosysteme, in denen sie vorkommen. Da die Wirkung dieser Stoffe allein von der Nutzung der Pflanzen abhängt und durch die Pflanze keine generelle Gefährdungssituationen für die öffentliche Sicherheit oder den Naturhaushalt entsteht, ist wie bei allen anderen einheimischen Wildpflanzen kein behördliches Vorgehen gegen die Verbreitung der Pflanze vorgesehen.

Das Jakobskreuzkraut (Senecio jacobaeae), auch Jakobs-Greiskraut genannt, zählt seit über 2000 Jahren zur mitteleuropäischen Flora. Die zweijährige Pflanze wird zwischen 30 und 120 cm hoch und entwickelt im zweiten Jahre auffallende leuchtend gelbe Zungenblüten und zahlreiche flugfähige Samen. Die gesamte Pflanze enthält Pyrrolizidinalkaloide, ist somit giftig und für den Verzehr nicht geeignet. Die höchste Giftkonzentration weisen die Blüten auf.

Grundsätzlich halten die in der Pflanze befindlichen Bitter- und Geruchsstoffe Tiere vom Verzehr ab, jedoch geht die Giftstoffproduktion der Bitterstoffproduktion voraus, und so stellt die Pflanze gerade im Rosettenstadium eine Gefahr für unerfahrene Jungtiere dar.

Pyrrolizidinalkaloide werden beim Konservierungsprozess nicht abgebaut. In konserviertem Futter wird allerdings der abstoßende Eigengeruch der Pflanze vom Duft des Heus oder von Gärsäuren überdeckt und das Verzehrrisiko ist somit erhöht.

Seine hauptsächliche natürliche Verbreitung hat das Jakobskreuzkraut in den steppenartigen Lebensräumen Vorderasiens und des Mittelmeerraumes. In Deutschland ist die Pflanze überwiegend an Weg- und Straßenrändern, Bahndämmen, auf Brachäckern, Schuttflächen und anderen Flächen ohne geschlossene Vegetationsdecke zu finden. Auf intensiv genutztem Wiesen- und Weideland, sowie bei geschlossener Grasnarbe kann sich das konkurrenzschwache Jakobskreuzkraut kaum etablieren.

Nach dem extrem trockenen, nahezu frostfreien, Winter 2006/2007 traten erstmals Pflanzen in größerer Anzahl auf Wiesen und Weiden auf. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch die erhebliche Verzögerung beim Graswachstum aufgrund der langen Trockenheit, durch offenen Boden und durch Trittschäden als Resultat eines zu hohen Viehbesatzes sowie falsche Wiesenbewirtschaftung, insbesondere wenn keine Nachsaat bei Bodenverwundungen erfolgt. Das Jakobskreuzkraut ist als Lichtkeimer auf offene Stellen angewiesen, frei von konkurrierenden Pflanzen und gedeiht auch bei Trockenheit gut.

Im Zuge des Klimawandels ist künftig mit länger andauernden Trockenperioden mit „Steppenklima“ zu rechnen. Dadurch wird sich das Jakobskreuzkraut auch in der Zukunft weiter verbreiten.

Am besten ist es, Einzelpflanzen inklusive ihrer Wurzel auszustechen oder die Pflanzen zu Blütebeginn und auch bei wiederholter Blüte des Nachtriebs abzumähen. Sowohl die ausgestochenen Pflanzen als auch das Mähgut müssen vernichtet werden. Zum Dichthalten der Grasnarbe empfiehlt sich die jährliche Übersaat lichter Stellen. Zu achten ist auch darauf, dass die Anzahl der Tiere der Weidefläche angepasst ist.

Hollerbach: “Wir bitten alle Landwirte und Eigentümer von Flächen die entsprechenden Gegenmaßnahmen zu ergreifen.“

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