Inhalt anspringen

Stadt Offenbach

Denkmalschutzpreis geht an Hans und Ilse Breuer Stiftung

14.10.2016

Offenbach am Main, 14.10.2016 – Die Stadt Offenbach hat den Denkmalschutzpreis 2015 an die Hans und Ilse Breuer Stiftung als Eigentümerin des Gebäudes Geleitsstraße 94 in Offenbach verliehen. Stadtverordnetenvorsteher Stephan Färber überreichte eine Urkunde und die Plakette zum Denkmalschutzpreis im Beisein von Jürgen Lehmann, dem Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde und Dominik Mangelmann vom Denkmalbeirat an den Vertreter der Stiftung Roland Bergfeld im Veranstaltungsraum des Ostpol.

Der Denkmalschutzpreis wird 2016 zum zehnten Mal verliehen. Der Preis wurde im Jahr 2005 von der Stadtverordnetenversammlung ins Leben gerufen mit den folgenden Kriterien: Der Denkmalschutzpreis wird für denkmalpflegerische Leistungen (Bau- und Kunstdenk-malpflege, Gartendenkmalpflege, archäologische Denkmalpflege) verliehen, die über das denkmalschutzrechtlich Gebotene in vorbildlicher Weise hinausgehen und beispielgebend für den Umgang mit Denkmälern in der Stadt Offenbach sein sollen. Preisträger können Einzelpersönlichkeiten, Eigentümer, bürgerschaftliche Initiativen und Körperschaften des öffentlichen Rechts sein.

Der Preis wird vom Stadtparlament vergeben. Die Auswahl der Preisträger übernimmt zu-nächst der Denkmalbeirat, ein Gremium aus Experten der Bereiche Architektur, Kunst und Geschichte sowie Vertretern aller im Parlament vertreten Fraktionen. Den Vorschlag des Denkmalbeirats gibt der Ältestenrat des Stadtparlamentes dann frei. Ein wichtiges Kriterium des Denkmalbeirats bei seiner Entscheidung für die Geleitsstraße 94 war die Tatsache, dass er hier ein Engagement auszeichnen kann, das weit über das übliche Maß hinausgeht. Besonders in Hinblick auf den Ausgangszustand, der zum Teil erst während des Planungs- und Bauprozesses in vollem Umfang erkennbar wurde und die speziellen Anforderungen der neuen Nutzung sowie das erreichte Ergebnis, könne dieses Objekt für andere Eigentümer von Baudenkmälern oder Interessenten ein Vorbild und Ermutigung sein, sich in vergleichbarer Weise für den Denkmalschutz einzusetzen. Die gelungene Kombination funktionaler Aspekte und moderner Elemente mit dem Erhalt und der Aufarbeitung denkmalgeschützter Substanz trügen hier zum dauerhaften Erhalt eines stadtgeschichtlich wichtigen Baudenkmals bei.

Der Offenbacher Denkmalschutzpreis zeichnet dieses durch hohe Eigeninitiative geprägte weit über das Gebotene hinausgehende vorbildliche Engagement mit einer Urkunde und Plakette aus. Daneben wird noch der Rotary-Club Offenbach die Eigentümerin mit einem eigens gestifteten Geldpreis würdigen.

Die freistehende Villa in der Geleitsstraße 94 mit hohem, schiefergedecktem Mansarddach wurde 1898 vom Bauunternehmen Gebrüder Beck errichtet. Sie wurde zunächst als private Mädchenschule genutzt und ist daher in Offenbach als "Schultzsches Institut" bekannt. Seit 1971 diente sie als städtische Einrichtung einer Kindertagesstätte und der Erziehungsberatungsstelle. Es handelt sich um einen zweigeschossigen Bau mit neobarocker Werksteinfassade und reicher Gliederung. Linksseitig ist ein Risalit mit Säulen in Kolossalordnung und dreiteiligen Fenstern angeordnet, in der Belétage mit gesprengtem Giebel. Der Risalit wird von einem geschwungenen Frontgiebel bekrönt, der die Datierung "1898" trägt. Weiterhin prägen schlichte rechteckige Fenstergewände mit Verzierungen im Brüstungsbereich die Fassade. Erhalten ist auch die ursprüngliche Einfriedung mit skulpierten Sandsteinpfosten und Staketenzaun. Rückseitig erfolgte in den 1970er Jahren ein Anbau. Durch mehrfache Umbauten und einen Brandschaden war im Inneren bis auf das Treppenhaus kaum noch bauzeitliche Substanz erhalten.

Die Hans und Ilse Breuer Stiftung erwarb das Gebäude Geleitsstraße 94 von der Stadt und begann ab 2013 mit den Planungen zur Einrichtung des sogenannten „Statt-Hauses“.

Nach den Plänen der Stiftung wurden neben einem Beratungszentrum und einem kleinen Café Wohnräume für an Alzheimer erkrankte Personen geschaffen. Das Architekturbüro BK_Architekten Bernward Kraus aus Frankfurt wurde mit der Planung beauftragt. In enger Abstimmung zwischen den Mitgliedern der Stiftung, dem Architekturbüro, der Bauaufsicht und der Unteren Denkmalschutzbehörde sowie dem Landesamt für Denkmalpflege wurde das Gebäude grundlegend saniert. Bei den Arbeiten wurde die Statik erheblich verbessert und unsachgemäße Reparaturen aus der Vergangenheit beseitigt. Dafür war unter anderem der Neuaufbau des Dachstuhls erforderlich. Der unpassende rückseitige Anbau wurde entfernt und ein Balkon errichtet. Das Dach wurde mit Naturschiefer, teilweise in Altdeutscher Deckung, neu gedeckt. Die Fassaden wurden vorbildlich saniert und es wurden die Aluminiumfenster der 1970er Jahre durch denkmalgerechte Holzfenster ersetzt. Erhaltenswerte Originalsubstanz, wie etwa im Treppenhaus, wurde aufgearbeitet und in Teilen behutsam an die neuen Anforderungen angepasst oder ergänzt. Auch die bauzeitliche Einfriedung wurde vorbildlich instandgesetzt. Im verwilderten Rückbereich entstand ein zu therapeutischen Zwecken nutzbarer Garten.

Im Inneren des Gebäudes wurde ein Aufzug integriert und es wurde mit zeitlosen Materialien wie Parkett oder Steinzeugfliesen sowie zahlreichen hochwertigen Einbaumöbeln modern gestaltet. Dabei orientierte sich die Bauweise stets an den speziellen Anforderungen der an Demenz erkrankten zukünftigen Nutzer. Eine besondere Herausforderung stellte die beengte Grundstücksituation dar. Zum Schutz der Nachbarschaft, aber auch zum Schutz der Bausubstanz und zur Ermöglichung witterungsunabhängiger Arbeiten, wurde eine komplette Einhausung der Baustelle vorgenommen. Die letzten Arbeiten wurden erst Anfang 2016 abgeschlossen.

Bildinformation:

1) Preisverleihung – von links nach rechts: Stadtverordnetenvorsteher Stefan Färber, Bernward Kraus (Architekt), Jürgen Lehmann (Untere Denkmalschutzbehörde), Jutta Burgholte-Niemitz (Statthaus), Roland Bergfeld (Breuer-Stiftung) , Dominik Mangelmann (Denkmalbeirat) Foto: Georg-Foto Offenbach

2) Ansicht des Gebäudes von vorne. Foto: Linus Lintner

3) Ansicht des Treppengeländers innen. Foto: Georg-Foto Offenbach

Weitere Informationen:

http://www.offenbach.de/rathaus/politik/parlament-und-fraktionen/ehrungen-und-preise/denkmalschutzpreis.php

Erläuterungen und Hinweise